Samstag, 28. April 2018


Ein Bekannter von mir, ein grosser fester Herr, ein Intellektueller, wird von einem jungen Burschen verfolgt und belästigt. Schon monatelang gehe das so, sagt er, als wir wieder mal mit einer Gruppe anderer Bekannter (Freunde sind es nicht, aber durchaus bessere Gesellschaft) in einem Restaurant gediegen speisen. Der dicke kleine Kerl erscheint auch hier und wirft die Gewürzdosen herum, die auf den Tischen stehen. Die Sache artet aus, es kommt zu einem Handgemenge, in welchem wir gemeinsam den Störefried zu Boden werfen und fesseln. Ich gehe zur Wirtin und sage, sie solle der Polizei anrufen. Wie lange das wohl gehe, frage ich, weil ich weiss, dass kein Polizeiposten in der Nähe ist. Sie wird sofort kommen, sagt die Wirtin, und hat recht. Nach wenigen Minuten erscheint ein Polizist, gut ausgerüstet, freundlich, korrekt, absolute Sicherheit verbreitend. Er nimmt den Tatbestand auf. Der junge Mann hat sich beruhigt. Der Polizist meint, wir könnten ihm die Fesseln abnehmen, was wir auch machen. Jetzt muss er aber, sagt er, angesichts des schweren Vergehens, einen Haftbefehl holen. Er werde sofort wieder zurückkommen. Unser Belästiger regt sich aber nun wieder auf, hebt einen grossen Blumentopf hoch und schmettert ihn zu Boden. Dann setzt er sich aber von selber hin und wartet brav auf die Polizei. Er werde angeklagt wegen Bedrohung und Gewalt, sage ich zu ihm. Das müsse man ihm zuerst beweisen, sagt er, er habe nichts Verbotenes getan, und es gebe keine Zeugen. Der Polizist kommt zurück und nimmt den Mann fest. Er sagt, es werde nun zu einem langen und kostspieligen Prozess kommen, bei dem man ja auch noch Dolmetscher beiziehen müsse. Wir würden ja alle nur schweizerdeutsch sprechen, sagen wir erstaunt. Nein, sagt der Polizist, es gebe auch Zeugen, die kein deutsch verstehen würden.

Mittwoch, 25. April 2018


Wir sind als Tourist in Griechenland, sitzen zuerst in einer riesigen Kathedrale, in der Kirchenmusik gespielt wird, ein sehr anspruchsvolles Programm. Neben uns sitzt eine grosse Gruppe von älteren Französinnen und Franzosen, die plötzlich wegrennen müssen, weil sie sonst einen wichtigen Anschluss verpassen. Man ruft sie, es gibt Unruhe, sie regen sich auf, weil man sie nicht auf die Abreise aufmerksam gemacht hat. Dann machen wir einen Ausflug von Piräus aus, eine Schiffahrt zu einer nahegelegenen Insel, wo wir eine berühmte Sehenswürdigkeit besuchen wollen. Das Schiff ist klein und bis auf den letzten Platz gefüllt. Während der Überfahrt wird das Wetter plötzlich schlecht, der Himmel verdunkelt sich, in der Ferne sehen wir weitere Inseln, die sich als schwarze Zacken vom dunkel schäumenden Meer abgeben. Es sieht alles ziemlich gefährlich aus, das Boot droht zu kentern, der Bootsführer sagt aber, das Wetter würde häufig solche Wendungen nehmen, und führt uns am Ende sicher in die Hafenanlage, die eigens für Touristen gebaut worden ist und aussieht wie eine der unterirdischen Anlagen, in denen die Böswichte in den James Bond-Filmen ihre Flotten verstecken. Unter grossen Dächern finden sich mehrere Kanäle und Quais, an denen die Boote anlegen, mit denen die Besuchermassen transportiert werden. Wir steigen aus und folgen den Besucherströmen, die sich über kleine Stege und Treppen hinauf bewegen, zur Sehenswürdigkeit, die aus einem Höhlenheiligtum besteht. Wir haben Probleme, sollten auf die Toilette, finden aber keine, sehen aber, wie andere Besucher und Besucherinnen einfach am Wegrand ihre Bedürfnisse verrichten. Dann kommen wir ins Gespräch mit einer jungen Frau, einer Amerikanerin, die uns erzählt, sie habe hier geheiratet, ihre Freundin, aber sie habe sich bereits nach einem Tag wieder von ihr getrennt, sie hätten schon nach einem Tag einen Streit gehabt.

Donnerstag, 19. April 2018


Wir haben zu tun mit einem zweiwöchigen Seminar, das ein deutscher Professor für Medienwissenschaft durchführt. Wir sind nicht Teilnehmer, zum Glück nicht, denn die Themen interessieren uns nicht, wir haben aber kleine organisatorische Aufgaben und sind bei der Eröffnung dabei, die an einem Abend stattfindet. Wir lernen dabei eine sehr schöne grosse blonde Frau kennen, eine Deutsche, die an diesem Seminar auch nicht besonders interessiert ist, sofort unsere Seelenzustände erkennt und sich neben uns setzt und mit uns ein Gespräch beginnt. Nach dem ersten Vortrag sehen wir uns auch noch in der Hotelbar, sie erzählt lächelnd, dass es sich um keinen ernsthaften Anlass handle und die vierzehn Seminartage dem Professor als Ferien bewilligt worden seien. Es werde aber sicher hart gearbeitet, sagen wir, auch am Samstag und am Sonntag. Es solle nämlich in diesen vierzehn Tagen auch noch ein Film gedreht werden. Wir unterhalten uns sehr gut und sanft und freundlich. Ob dieser Kurs denn auch für sie Ferien wären, wollen wir wissen. Ja, sagt sie, schon, es sei bei ihr zuhause für alles gesorgt, die Buben würden alles in Ordnung halten. Wir sitzen uns gegenüber und betrachten uns sehr aufmerksam. Sie ist wunderschön, wie ein Filmstar, und scheint auch überaus klug zu sein. Wir scheinen ihr sonderbarerweise zu gefallen. Es ist klar, dass nun noch viel geschehen kann und wir mindestens in den nächsten zwei Wochen unser Bestes geben müssen, damit sie sich nicht langweilt. Wir scheinen ihr tatsächlich zu gefallen, seltsamerweise, in unserer ganzen Lächerlichkeit.

Mittwoch, 11. April 2018


Komplizierter und langer Traum, wieder einmal geht es um das Abtreten am letzten Tag eines Militärdienstes. Vorerst treffen sich alle in einem Versammlungslokal, wir nehmen an unregelmässig stehenden einfachen Holztischen Platz. Ich kenne nur wenige Kameraden, stehe daher unschlüssig herum und suche einen Stuhl. Da sehe ich, dass zufällig noch vier Stühle nebeneinander frei sind und besetze sie für meine drei Kameraden, die so etwas wie meine Freunde geworden sind. Sie erscheinen und sind froh über die guten Plätze, bedanken sich aber nicht. Auf dem Tisch liegt aber noch eine Kreditkarte. Soll das vielleicht eine Platzreservierung sein? Ein Soldat erscheint, nimmt die Karte wortlos und verzieht sich damit. Es geht rasch weiter, der Traum überspringt die Versammlung, wir wissen daher nicht, was dort noch gesagt worden ist. Jetzt gibt es vor dem Abtreten noch etwas in einem anderen Lokal zu erledigen, einige Busstationen weiter. Wir sollten dort noch aufräumen und einzelne Sachen, die uns gehören, zusammenpacken und mitnehmen. Es ist ein kleiner, verwinkelter Raum mit allerlei Mobiliar, eigentlich ein kleines Theater. Kinder spielen dort und empfangen mich mit viel Respekt und Bewunderung. Sie glauben, ich sei ein bekannter Musiker und grosser Star. Ich aber sollte nur meine Siebensachen finden und packen. Das erweist sich als schwierig, und die Kinder lenken mich immer wieder ab. Sie machen mich auf grosse Zitronen aufmerksam, die ich auch mitnehmen solle. Das geht aber keinesfalls, ich habe nämlich keine Tasche und weiss nicht, wie ich hier überhaupt wegkommen kann. Ich finde meine schweren Schuhe, dann einen Uniformkittel, den ich anziehe, wobei ich sehr lächerlich aussehe. Auch ein Kinderspiel sollte ich mitnehmen, dessen Kärtchen und Würfel aber im ganzen Lokal zerstreut sind. Die Kinder helfen mir, alles zusammenzutragen, stellen sich dabei aber ungeschickt an. Der Aufbruch verzögert sich, und ich weiss gar nicht, wie ich meine Utensilien überhaupt wegtragen kann: die Schuhe, Stinksocken und einen Pullover, dann auch noch seltsames Autozubehör. Meine Frau erscheint, hilft mir tragen und nimmt einige Sachen in ihre Handtasche. Es ist jetzt aber schon vier Uhr, also viel zu spät für das Abtreten. Man wird wohl unser Fehlen nicht bemerkt oder gnädig übersehen haben. Wir können daher direkt zum Bahnhof gehen. Es steht uns nämlich noch eine lange lästige Heimfahrt bevor, fünf Stunden, mit mehrfachem Umsteigen. Auch das, denken wir, werden wir überleben, so wie wir den ganzen Militärdienst überlebt haben. Der Moment wird kommen, wo wir in unserer Heimatstadt ankommen und wieder zuhause sind.

Dienstag, 3. April 2018


In der Nacht träumte ich von einem ziemlich unbedeutenden Anlass, irgendeiner Feier, einer Tagung, an der ich zusammen mit meiner Gattin teilnehme. Beim Essen, das in einer Aula stattfindet, sitzt uns die deutsche Bundeskanzlerin Merkel gegenüber. Sie scheint müde und schweigt. Ich frage die Gattin, ob ich etwas sagen, ob ich mir ihr reden solle.