Freitag, 12. Januar 2018


Wir sind in einer fremden Stadt, als Touristen. Ich mache am frühen Abend schnell noch ein paar Schritte, alleine, ohne die Gattin, die im Hotelzimmer bleibt, und suche ein Restaurant, in dem wir essen könnten. Ich komme an einem höchst interessanten vorbei, offenbar einem berühmten, denn beim Eingang ist ein roter Teppich ausgelegt, und die vornehm aussehenden Gäste werden von livrierten Dienern empfangen und nach Kontrolle in einem Buch, in dem die Reservationen festgehalten sind, an ihre Plätze geführt. Hier würden wir gewiss gerne essen, standesgemäss, denke ich. Es wird aber selbstverständlich furchtbar teuer sein und wohl auch stets auf Wochen hinaus ausverkauft. Da wir nur noch einen Tag in dieser Stadt sind, frage ich gar nicht, ob ich für morgen reservieren könnte, ich möchte mich nicht lächerlich machen. Jetzt, so scheint es, wird das Abendessen feierlich eröffnet. Von der Strasse aus ist zu sehen, wie sich die vielen berühmten Köche versammeln und den Gästen zeigen. Sie verbeugen sich stumm vor dem erwartungsvollen und andächtigen Publikum. Ich gerate darauf noch in eine kleine schmale Vorhalle, die den neugierigen Passanten offensteht. Dort stehen die Köche noch einen kurzen Moment herum, sie reden nicht, sondern sind, wie Chirurgen vor einer schweren Operation, ernst und konzentriert. Sie sind auch wie Chirurgen gekleidet, in weisse Mäntel, die jeder auf seine Art elegant und modisch abgewandelt trägt. Sie tragen alle auch einen Mundschutz, der ebenfalls ganz nach den Vorlieben des einzelnen Kochkünstlers gestaltet ist. Ein Koch fällt uns besonders auf, weil der Mundschutz mit dem Kragen verbunden ist und hochgezogen worden ist bis unter die Augen, die kaum mehr sichtbar sind. In einem weiteren Raum geben die Köche sogar Kostproben ihres Könnens. Einer zeigt uns, wie er eine grosse Gurke in Sekundenschnelle auf eine originelle Art zerlegt.

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