Wir
sind in einer fremden Stadt, als Touristen. Ich mache am frühen Abend schnell
noch ein paar Schritte, alleine, ohne die Gattin, die im Hotelzimmer bleibt,
und suche ein Restaurant, in dem wir essen könnten. Ich komme an einem höchst
interessanten vorbei, offenbar einem berühmten, denn beim Eingang ist ein roter
Teppich ausgelegt, und die vornehm aussehenden Gäste werden von livrierten
Dienern empfangen und nach Kontrolle in einem Buch, in dem die Reservationen
festgehalten sind, an ihre Plätze geführt. Hier würden wir gewiss gerne essen,
standesgemäss, denke ich. Es wird aber selbstverständlich furchtbar teuer sein
und wohl auch stets auf Wochen hinaus ausverkauft. Da wir nur noch einen Tag in
dieser Stadt sind, frage ich gar nicht, ob ich für morgen reservieren könnte,
ich möchte mich nicht lächerlich machen. Jetzt, so scheint es, wird das
Abendessen feierlich eröffnet. Von der Strasse aus ist zu sehen, wie sich die
vielen berühmten Köche versammeln und den Gästen zeigen. Sie verbeugen sich
stumm vor dem erwartungsvollen und andächtigen Publikum. Ich gerate darauf noch
in eine kleine schmale Vorhalle, die den neugierigen Passanten offensteht. Dort
stehen die Köche noch einen kurzen Moment herum, sie reden nicht, sondern sind,
wie Chirurgen vor einer schweren Operation, ernst und konzentriert. Sie sind
auch wie Chirurgen gekleidet, in weisse Mäntel, die jeder auf seine Art elegant
und modisch abgewandelt trägt. Sie tragen alle auch einen Mundschutz, der
ebenfalls ganz nach den Vorlieben des einzelnen Kochkünstlers gestaltet ist.
Ein Koch fällt uns besonders auf, weil der Mundschutz mit dem Kragen verbunden
ist und hochgezogen worden ist bis unter die Augen, die kaum mehr sichtbar
sind. In einem weiteren Raum geben die Köche sogar Kostproben ihres Könnens. Einer
zeigt uns, wie er eine grosse Gurke in Sekundenschnelle auf eine originelle Art
zerlegt.
Freitag, 12. Januar 2018
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