Wir besitzen
eine faustgrosse Kugel, aus allerlei Materialien kunstvoll hergestellt. Es ist
eine Voudou-Kugel, die aus Haiti stammt. Wenn man sie im Dunkeln hochhält,
leuchtet sie in vielen Farben, rot, blau, grün, gelb. Es ist unerklärlich,
woher das Licht kommt, es muss Magie sein, und zwar eine gute Magie, denn wenn
wir in der Nacht vor das alte baufällige
Haus treten, in dem wir hausen, und die Kugel hochhalten, bannen und
beruhigen wir das ganze Quartier. Auch der Verkehr fliesst langsamer und sicherer.
Ein grosser teurer Sportwagen hält neben uns, er öffnet sich automatisch, indem
der vordere Teil des Wagens hochklappt. Der Fahrer fragt, wieviel wir für die
Kugel verlangen würden. Hundert, sagen wir, hundert Franken. Wir wissen, dass
diese Kugeln billig bezogen werden können, für einen oder zwei Franken, wollen
aber jetzt ein gutes Geschäft machen. Ein hoher Preis ist gewiss
gerechtfertigt, denn die Kugel hat ja unbegreifliche magische Kräfte. Der
Fahrer lacht und schüttelt den Kopf, er klappt seinen Wagen wieder zu und
gleitet davon. Wir gehen zurück zu unserer Wohnung, die Haustüre steht offen,
im Hausflur befinden sich einige unbekannte Leute. Wir befürchten, dass sie in
den Hausflur pissen und machen sie darauf aufmerksam, dass es im ersten Stock
eine Toilette gibt. Die Leute sagen aber, sie wollten nicht pissen, sie wollten
beten, und zeigen auf eine Ecke, wo sich ein Betstuhl befindet.
Samstag, 5. Dezember 2015
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