Dienstag, 22. Dezember 2015


Die Schweiz spielt gegen Deutschland, wir stehen hoch oben in der Stadionwand auf einem kleinen Vorsprung, auf dem wir uns kaum rühren können. Bis zum nächsten Mäuerchen geht es wohl fünf Meter in die Tiefe. Es ist nicht zu sehen, wie wir hier hinaufgekommen sind, und es ist auch nicht zu sehen, wie wir herunterkommen können. Das Spiel steht kurz vor Schluss 1:1, die Schweizer sind aber nun drückend überlegen. Mehrere Schüsse zischen knapp am Tor vorbei. Dann verursacht ein deutscher Verteidiger in grosser Nervosität ganz unnötig einen Eckball. Der wird getreten und direkt zum 1:2 verwandelt. Eigentlich sollten wir jetzt jubeln, denn es handelt sich, auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel ist, um einen sportlichen Grosserfolg. Wir können aber nicht herumtanzen, sondern müssen sehr gut aufpassen, dass wir nicht in die Tiefe fallen. Die Zuschauer (das Spiel findet in Deutschland statt) gehen fassungslos nach Hause. Dann sind wir doch plötzlich unten und gehen mit den letzten Zuschauern aus dem Stadion. Wir kommen an einem Reporter vorbei, der einen der Betreuer interviewt, vielleicht einen Masseur. Der Mann erklärt, er sei froh, dass er nicht bekannt sei und sein Name in der Presse nicht erwähnt werde. Dann sollten wir noch auf die Toilette. Diese werden bereits gereinigt, es sind Metallkabinen ohne Türen, die jeder Gewalttat standhalten. Die Putzfrau winkt uns und bedeutet uns, dass wir doch noch unser Bedürfnis verrichten könnten.

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