Die
Schweiz spielt gegen Deutschland, wir stehen hoch oben in der Stadionwand auf
einem kleinen Vorsprung, auf dem wir uns kaum rühren können. Bis zum nächsten
Mäuerchen geht es wohl fünf Meter in die Tiefe. Es ist nicht zu sehen, wie wir
hier hinaufgekommen sind, und es ist auch nicht zu sehen, wie wir herunterkommen
können. Das Spiel steht kurz vor Schluss 1:1, die Schweizer sind aber nun
drückend überlegen. Mehrere Schüsse zischen knapp am Tor vorbei. Dann
verursacht ein deutscher Verteidiger in grosser Nervosität ganz unnötig einen
Eckball. Der wird getreten und direkt zum 1:2 verwandelt. Eigentlich sollten
wir jetzt jubeln, denn es handelt sich, auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel
ist, um einen sportlichen Grosserfolg. Wir können aber nicht herumtanzen,
sondern müssen sehr gut aufpassen, dass wir nicht in die Tiefe fallen. Die
Zuschauer (das Spiel findet in Deutschland statt) gehen fassungslos nach Hause.
Dann sind wir doch plötzlich unten und gehen mit den letzten Zuschauern aus dem
Stadion. Wir kommen an einem Reporter vorbei, der einen der Betreuer
interviewt, vielleicht einen Masseur. Der Mann erklärt, er sei froh, dass er
nicht bekannt sei und sein Name in der Presse nicht erwähnt werde. Dann sollten
wir noch auf die Toilette. Diese werden bereits gereinigt, es sind
Metallkabinen ohne Türen, die jeder Gewalttat standhalten. Die Putzfrau winkt
uns und bedeutet uns, dass wir doch noch unser Bedürfnis verrichten könnten.
Dienstag, 22. Dezember 2015
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen