Sonntag, 1. November 2015


Ich werde hingerichtet, in einer Gaskammer, die aus einer Kabine einer Stadtbahn besteht, in welcher normalerweise Touristen durch die Stadt schweben können. Ich erhalte noch eine Beruhigungsspritze, verspüre aber keinerlei Auswirkungen. Die Kabine fährt los, und von aussen wirft eine Assistentin die Zyankalikügelchen in einen Behälter, aus dem nun graues Gas gegen die Decke strömt. Ich verspüre nichts. Bei einer nächsten Station steigen sogar einige Menschen in unsere Kabine, die glauben, es gebe hier freie Plätze. Wir erklären ihnen aber, dass eine Hinrichtung stattfinde, worauf sie entsetzt wieder aussteigen. Ich selber steige am Ende auch aus, nicht hingerichtet, begebe mich aber brav zurück zum Verwaltungszentrum der Strafvollzugsbehören. Dort hat man mich bereits verzweifelt gesucht und ist böse auch mich, dass ich nicht früher erschienen bin. Jetzt ist es nämlich bereits 17.30 Uhr, und die Beamten sind dabei, nach Hause zu gehen. Mit von der Partie sind jetzt auch ehemalige Arbeitskollegen, die schallend lachen, als sie meine Geschichte hören. Damit könnte man sehr wohl an die Presse gelangen, das gäbe einen Riesenskandal, meinen sie. Auch die Assistentin, die die Kugeln eingeworfen hat, ist wieder da und führt mich durch die Gänge. Ob das nicht wahnsinnig absurd sei, will ein Arbeitskollege wissen. Nein, sage ich, es ist nicht absurd, es entspricht ganz meinem bisherigen Leben. Man ruft von hinten, ich solle mich gefälligst beeilen, worauf ich extra langsam gehe, mit ganz kleinen Schritten. Wenn jetzt noch weiter Dummes geschieht, sage ich zur Assistentin, so gehe ich an die Presse. Ich bin aber ein bisschen besorgt, denn wenn jetzt Feierabend machen wollen, so könnten sie vielleicht auf die Idee kommen, mich zu erhängen oder zu erschiessen, was einfacher wäre als eine erneute Bahnfahrt.

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