Donnerstag, 31. Oktober 2013


Wir haben einen Lottoschein ausgefüllt, auf einer Poststelle. Unsere Nachbarin kam zufällig dazu, und wir luden sie ein, doch auch eine Zahl zu nennen. Genau diese Zahl führt nun dazu, dass wir in einem Feld sechs richtige haben, in einem andern aber, von dem wir die ersten fünf Zahlen genommen haben, auch fünf richtige. Schon mit fünf richtigen Zahlen haben wir einen schönen Gewinn, mit sechs richtigen aber zwei Millionen. Sollen wir das der Nachbarin überhaupt sagen? Wir sind so gut und so ehrlich, dass wir beschliessen, es zu sagen. Wie aber soll das Geld verteilt werden? Wir wären an sich zufrieden mit den vierhunderttausend Franken, die wir mit dem Fünfer erhalten, denken aber doch, dass sie uns auch von den zwei Millionen etwas abgeben sollte. Vielleicht zehntausend Franken?

Montag, 21. Oktober 2013


Wir sind eingeladen, eine grosse Einladung auf dem Landsitz der Blochers. Frau Blocher steht auf einer Terrasse, wir auf einer Wiese, sie beugt sich zu uns hinunter. ein grosser alter Hexenkopf, und sagt uns, wir müssten morgen am Mittag eine Rede halten über Katholizismus. Wir wehren uns zunächst, sagen, wir könnten das nicht in so kurzer Zeit, zumal wir am Abend auch noch eine andere Rede halten müssten. Sie lässt die Einwände nicht gelten, das ist ihnen sicher möglich, sagt sie, das können sie, es ist keine grössere Rede, nur eine halbe Stunde. Ich werde die Rede mit ihnen noch durchgehen, kommen sie am morgen noch vorbei. Es handelt sich um eine kleine Konferenz über religiöse Fragen, es wird dabei auch über andere Bekenntnisse gesprochen, ein orthodoxer Würdenträger ist schon da, er geht an uns vorbei, festlich gekleidet, in einem schweren bestickten Mantel. Wir sind zunächst ratlos, dann aber, nach einigen Überlegungen, fällt uns eine Rede ein, wir werden sie bald beieinander haben, sie wird sogar an einigen Stellen ganz lustig sein, die Blochers werden ihre Freude daran haben.

Samstag, 19. Oktober 2013

Ein Regierungsgebäude ist von Terroristen besetzt worden, die Polizei hat den Palast umstellt, wir stehen auf dem weiten Platz vor dem Gebäude und wollen sehen, was geschieht, wir erwarten lange Verhandlungen und keine gewaltsame Befreiung der vielen Geiseln. Jetzt tauchen aber doch plötzlich Spezialeinheiten auf, in roten Uniformen auf roten Motorrädern, sie greifen an und nähern sich dem Gebäude. Die Terroristen eröffnen den Kampf, indem sie Brieftauben fliegen lassen, Brieftauben, die offensichtlich so präpariert wurden, dass sie nur noch kurze Strecken fliegen können und dann flatternd und sterbend zu Boden stürzen, wobei sie ein giftiges Pulver verbreiten, das nun in weissen Wolken dahinschwebt. Wir versuchen, den Wolken auszuweichen und uns zu retten, vorderhand geschieht uns nichts.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Wir waren in einer Stehbar, in welcher man sich an einem Buffet sein Essen kaufen konnte. Es hatte nicht viele Leute, wir wollten auch etwas essen, konnten uns aber nicht entschliessen, wurden auch nicht bedient. Wir sahen zu, wie ein noch sehr junger Angestellter einen Teller mit kleinen Würstchen füllte, das ging furchtbar langsam, er kämpfte mit jedem Würstchen minutenlang, bis es in den Teller kam. Wir staunten über die Geduld des Kunden, der gelassen wartete. Es ging eine gute halbe Stunde, bis der Teller voll war und der Angestellte verkündete, dass der Teller hundert Franken kosten würde. Jetzt allerdings hatte der Kunde genug, er verschwand wortlos, auch wir wollten weggehen, man bedeutete uns aber, dass es nun noch etwas gratis geben würde. Aus einem hinteren Zimmer wurde eine grosse Platte gebracht, eine Art Gemüseauflauf, die dort überflüssig geworden war, andere Gäste hatten schon davon gegessen, die Kader der Schweizerischen Bundesbahnen, so hörten wir, hätten eine Arbeitsessen gehabt und hätten von dieser Platte nur wenig genossen. Wir sehen, wie sich einzelne von diesem Auflauf zu bedienen beginnen. Uns reizt das nicht besonders, wir gehen weg, ohne etwas gegessen zu haben.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Wir leben in einer Wohnung im obersten Stock eines grossen alten Hauses. Die Wohnung voller Winkel, Ecken, Treppchen und Türen, sie soll für unsere Ansprüche erneuert und umgebaut werden. Vor einigen Tagen ist uns ein Blumentopf vom Fenstersims hinuntergefallen, drei Stockwerke tief, auf den Gartenvorplatz, auf dem das alte Bauernpaar, dem das Haus gehört, häufig zu sitzen pflegt. Sie waren sehr entrüstet und beklagten sich heftig bei uns. Jetzt sind Handwerker des Bundesamtes für Bauten und Logistik bei uns, sie haben den Auftrag, für uns ein Arbeitszimmer einzurichten. Sie seien das gewohnt, sagen sie, sie würden öfters zu ihren Kunden fahren, hier allerdings könnten sie uns nicht viel helfen. Mit dieser einen Tischplatte, die in dem einzigen Zimmer steht, das gross genug ist, um einen Arbeitsplatz zu schaffen, könnten sie nicht viel anfangen. So, wie sie es sehen, werde der Auftrag teuer, und die Einrichtung müsse vom Kunden bezahlt werden.
Wir öffnen das Fenster, und jetzt fällt wieder etwas in die Tiefe, ein Teil des Fensters löst sich, ein rechteckiges grosses Metallstück mit dicken Glasscheiben, das ganz mittelalterlich aussieht. Wir hören einen lauten Schmerzensschrei. Angehörige oder Angestellte des Ehepaares kommen die Treppe hinauf und sagen, der alte Bauer sei am Kopf getroffen worden und habe einen grossen Bluterguss. Wir entschuldigen uns tausend Mal, im Kreise der verschiedenen Anwesenden ist uns das alles sehr peinlich, wir hoffen, dass eine Entschuldigung genügt und man nicht weitere Massnahmen gegen uns ergreift.

Sonntag, 6. Oktober 2013


Wir sind auf einem Bahnhof irgendwo in der Südschweiz oder in Süditalien und sollten nach Bellinzona fahren. Es gibt einen Zug, der um 10.20 Uhr fährt. Obwohl wir viel Zeit gehabt hätten, kommen wir zwei Minuten zuspät zum Bahnsteig, der nun leer ist. Ist der Zug schon abgefahren, oder hat er, wie wir hoffen, Verspätung? Nur wenige Reisende stehen auf dem Bahnsteig. In einiger Entfernung steht eine Ministerin mit einem hohen Beamten, der hochkompetent ist und ununterbrochen auf die schlanke kleine Dame einredet. Ein kleiner Zug fährt nun ein, eine grüne Komposition, mehr Strassenbahn als Zug, er hält aber nicht an, sondern fährt sehr langsam weiter. Eine Lokomotive heran und muss scharf abbremsen, da es beinahe zu einem Zusammenstoss gekommen wäre. Nach weiteren zehn Minuten fährt tatsächlich ein richtiger langer Zug ein, er fährt, wie die Anzeigetafeln auf den Waggons zeigen, nach Venedig. Ist das nun unser Zug? Wir warten auf die Anzeigen über den Geleisen. Dort bleibt aber alles schwarz, und die Lautsprecher schweigen. Sollen wir einsteigen? Dieser Zug hält gewiss nicht in Bellinzona, aber doch wohl auf der Linie nach Venedig in einer Stadt, wo wir umsteigen könnten. Das alles ist aber nicht sicher, wir stehen weiter unschlüssig herum. Wir müssen jetzt schon etwas aufpassen, dass wir nicht plötzlich ohne Halt nach Venedig fahren, sagen wir.

Mittwoch, 2. Oktober 2013


Es ist kalt, wir haben sehr trockene Lippen. Vittoria ist mit uns, sie hat das selbe Problem. Sie hat eine Creme, benetzt sich ihre Fingerkuppe mit einigen Tropfen und und reibt sich die Lippen ein. Wir fragen sehr scheu, ob wir auch etwas davon haben könnten und halten den Finger hin. Sie sagt aber, wir sollten nur stillhalten, sie werde es machen. Wir neigen den Kopf zurück, sie lässt aus ihrem Fläschchen einige Tropfen auf unsere Lippen fallen und verreibt dann die Flüssigkeit mit ihrem Finger auf meinen Lippen.