Dienstag, 30. August 2011

Wir sind in England, Mitglied des Zirkels um Virginia Woolf. Wir sitzen mit ihnen am Küchentisch, auf dem ihre Druckerpresse steht. Sie arbeiten an diesem komplizierten, schmutzigen, altertümlichen Apparat und versuchen, Bücher zu produzieren. Ein Freund kocht neben ihnen, und zwar so gut, dass wir den dümmlichen Vorschlag machen, nicht nur eine Hogarth Press zu führen, sondern auch ein Hogarth Restaurant. Zum Haushalt gehört auch ein sehr kluger wunderbarer Fisch, der als Haustier gehalten wird. Er lebt im nahen Fluss, kommt aber sofort, wenn er gerufen wird. Er kann sich problemlos auf dem Land bewegen, schaut dem Betrieb im Hause interessiert zu und gleitet mühelos die Treppen hinauf und hinunter. Sein Ende ist tragisch. Er wird wie des öfteren für eine Reise in einen Koffer gepackt, die Haushälterin vergisst aber bei der Ankunft, den Koffer auszupacken. Der Fisch erstickt. Die Herrschaft ist entsetzt, Virginia Woolf hält den Fall in ihren Memoiren fest und schreibt, dass die Haushälterin nach diesem furchtbaren Fehler fast zehn Jahre lang zu Weihnachten keine Gratifikation mehr erhalten habe.

Freitag, 19. August 2011

Später besucht uns eine Nachbarin, ein gebrechliche alte Dame, die wir oft mit ihrem Hund auf der Strasse eine kleine Runde macht. Sie bringt ihren Hund mit, aber auch eine kleine schwarze Katze. Die Tiere sind sehr lebhaft, beschnüffeln alles, sind offensichtlich hungrig. Katzennahrung haben wir, das ist kein Problem, aber für den Hund fehlt uns etwas Geeignetes. Auf dem Herd liegt eine dicke Currywurst, die wir ihm vielleicht vorsetzen könnten. Ob er diese Wurst vielleicht frisst? Die Besitzerin sagt, wir sollen es doch damit versuchen. Wir schneiden ein Stück ab, legen es auf den Boden, der Hund stürzt sich darauf und verschlingt den Happen sofort. Der Katze öffne ich den Küchenschrank, in welchem wir die Katzengüetzi aufbewahren. Sie springt in den Schrank und frisst dort wie wild. Nach einer Weile verabschiedet sich die Dame, der Hund trottet ihr nach, die Katze aber muss aus dem Kasten gezerrt werden. Sie springt auf den Fenstersims und von dort ins Freie. In der allgemeinen Aufregung springen auch zwei von unseren Katzen aus dem Fenster, die bisher ihr Leben nur in der Wohnung verbracht haben. Wir rennen daher in den Garten und verfolgen die Katzen. Die eine klettert auf einen kleinen Baum, wo man sie leicht wieder packen kann. Wir lassen sie vorläufig dort und springen dem Kater nach, den wir im Garten des Nachbars leicht wieder einfangen können, denn er steht versteinert und ratlos vor einem Esel, der dort weidet.

Donnerstag, 18. August 2011

Dann wieder sitzen wir neben einer jungen Frau, die Andrea heisst, und besprechen mit ihr ein sonderbares Quiz, das soeben stattgefunden hat, eine Art von wissenschaftlicher Untersuchung. Befragt wurden drei junge Menschen, zwei Männer und eine schöne Frau, die gute Freunde sind, einfach Freunde, ohne jeden Hintergedanken, und ihre ganze Freizeit und auch die Ferien miteinander verbringen. Den beiden jungen Männern wurden drei Fragen gestellt. Die ersten beiden Fragen sind banal und können leicht beantwortet werden, wir haben sie schon vergessen. Die dritte Frage aber lautet, ob sie sich vorstellen könnten, die junge Frau, ihre Kollegin und Freundin, zu heiraten. Diese Frage haben sie sich noch nie gestellt, sie werden von ihr total überfordert, es macht den Anschein, als ob sie überhaupt nicht wüssten, was eine Heirat ist. Wir aber sagen zu Andrea, dass wir uns bei fast allen Frauen immer sehr gut vorstellen könnten, sie zu heiraten. Wir könnten alle heiraten. Auch bei ihr, Andrea, hätten wir diese Vorstellung eigentlich recht häufig.

Mittwoch, 17. August 2011

Wir werden verfolgt, von einem grossen, eisernen Ritter. Eine lange komplizierte Verfolgung findet statt, über Wiesen, Felder, Strassen. Wir können uns nur schwer bewegen, wir sind  nämlich eine kleine Zirkustruppe, führen Tiere mit uns, unter anderem auch Löwen, und es ist unter diesen Umständen nicht leicht, Quartier zu finden. Wir werden aber von Bauern aufgenommen, in einem Bauerndorf, wo man sich sehr Sorgen macht wegen den Löwen. Der Ritter erscheint nun auch, ein schwer bewaffneter eiserner Koloss, ein kleiner Turm, der scharfe schnelle Metallpfeile absendet, die alles durchschlagen, uns aber nicht treffen. Es gelingt uns sogar, ihn zu unterlaufen und zu Fall zu bringen, er schlägt schwer zu Boden, muss sich ergeben, verspricht, uns nicht mehr weiter zu verfolgen. Etwas später kriegen wir den Ritter auch ohne seine Rüstung in die Hände. Es ist eine Frau, die wir mit Hilfe mehrerer kräftiger Leute festhalten. Wir könnten die Gefahr jetzt endgültig beseitigen, denn wir haben ein langes schmales Messer, mit dem wir zustechen können, wir stechen auch zu, die Frau stirbt aber nicht, wir können stechen wie wir wollen, wir treffen ihr Herz nicht und müssen sie am Ende wieder freilassen.

Donnerstag, 11. August 2011

Dann stehen wir auf einem grossen Platz unter vielen Leuten. Wir sind auf unsere Art unterwegs, sehr gut angezogen, mit dunklem Anzug und Kravatte. Wir machen einen Fehler, worin er besteht, können wir uns nicht erklären, vielleicht ein falscher Blick, eine falsche Bewegung, eine Beleidigung für einen dieser grossen kräftigen jungen Typen, die hier herumstehen. Der Kerl will sich rächen, er füllt seinen Mund mit einer farbigen Flüssigkeit und will uns damit bespucken. Wir rennen aber weg, haben zunächst einen grossen Vorsprung, der den Verfolger eigentlich entmutigen sollte. Wir rennen entlang einer breiten Strasse mit viel Verkehr und einer Strassenbahn, und wir hoffen, ein Taxi zu finden oder auch eine der Strassenbahnen noch rechtzeitig zu erreichen. Beides gelingt aber nicht, der erzürnte Gewaltmensch holt uns ein und steht vor uns, den Mund noch immer gefüllt mit der scheusslichen Flüssigkeit.

Montag, 8. August 2011

Wir sind in der Mansarde, die Türe steht halb offen. Wir haben eine Verabredung, eine Frau kommt auf Besuch, setzt sich auf das Bett. Wir haben sie erwartet. Es geht angeblich um etwas Politisches, sie ist nämlich von der freisinnigen Partei und will uns, so nehmen wir an, als Mitglied werben. Sie schweigt aber und blickt uns herausfordernd an. Es wird uns sofort klar, was sie will, sie will Sex, und zwar rasch und ohne grosse Worte. Wir beugen uns vor, unsere Lippen berühren sich, wir küssen uns, berühren uns, wir haben augenblicklich einen starken Erguss.

Mittwoch, 3. August 2011

Wir stranden, als Schiffbrüchige, auf einer Südseeinsel, sie scheint unbewohnt, bald treffen wir aber auf einen christlichen Missionar, einen grimmigen, hageren Kerl in Mönchskutte, der uns warnt und erklärt, man würde uns alle töten, es gebe hier keinen Platz für weitere Menschen. Bald erscheinen weitere Inselbewohner, Bauern, kleine, hässliche, krumme Gestalten, sie umringen uns und führen uns weg, an einer Kirche vorbei auf einen hohe Felsenterrasse. Wir sehen dabei, dass die Insel fruchtbar ist und, so denken wir, uns doch wohl aufnehmen könnte, wir sind ja alles kräftige Seeleute, die sich durchaus nützlich machen könnten. Zudem sind es ja Christen, die hier leben, und diese können doch gewiss Schiffbrüchige nicht einfach abschlachten. Man will uns aber wirklich beseitigen, und zwar auf grausame Weise. Ich muss mich hinstellen, vor einen Mann, der eine schwere Keule schwingt. Ich bitte ihn, mich doch gleich auf den Kopf zu schlagen, damit ich auch sofort tot bin. Nein, sagt der Kerl, er schlage immer gegen die Hüfte. Das ist zuviel für mich, ich renne weg und springe über den Felsen in die Tiefe, schwebe für lange Momente über dem tropischen Urwald, entdecke dabei, dass mich die Luft trägt und ich fliegen kann, einige kräftige Armbewegungen genügen dafür. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die ich meinen Leidensgenossen sogleich mitteile, auch sie fliegen weg, sehr zum Ärger der Inselbewohner, die uns schwere Keulen nachwerfen, die uns aber nicht erreichen und sich unter uns in den Lüften drehen. Am Ende sind wir alle in der Luft, schrauben uns höher und höher und gelangen in eine Höhenströmung, die uns wegträgt, über Hunderte von Kilometern, nach einem langen Flug über das Meer erscheint in der Tiefe wieder Land, es ist, das sehen wir sofort, Sansibar. Wir setzen zum Sinkflug an, wollen dort landen, obwohl wir keine Ahnung haben, wie es in Sansibar weitergehen soll.