Wir sind Mitglied einer Truppe, die im Freien vor einer Felswand irgendetwas aufbauen muss, eine Bühne womöglich. Aber vielleicht bauen wir ja nicht nur die Bühne auf, sondern werden auf dieser Bühne auch spielen, als Schauspieler oder Musiker. So ganz klar ist das nicht. Einer von uns, ein Aussenseiter und Spinner, verlässt uns kommentarlos und fährt mit einem kleinen offenen Transportfahrzeug die Felswand hinauf. Das kann nicht gut gehen, weil sie immer steiler wird, im oberen Teil fast senkrecht verläuft und sogar zuoberst überhängend ist. Der Verrückte schafft es aber, er fährt sogar über den überhängenden Teil hinauf. Dann macht er sich wieder auf den Rückweg, wobei er nun wirklich abstürzt, sich allerdings mit einem sich rechtzeitig entfaltenden Fallschirm retten kann. Es scheint, dass auch dieser Fallschirm zur überraschenden Show gehört, die er uns bietet. Die Show geht aber noch weiter. Der kleine Kerl ist auf einer Felsplattform gelandet, einige Meter über uns, wo er nun selber eine Theateraufführung beginnt. Es ist, zu unserem Schrecken, eine sehr kluge und gute Parodie auf das Stück, das unten zur Aufführung kommen sollte.
Samstag, 28. Mai 2011
Sonntag, 22. Mai 2011
Wir haben ein Treffen unserer Maturaklasse organisiert, unsere Idee war eine lange Meeresfahrt. Jeden Tag legen wir etwa zehn Kilometer unter Wasser schwimmend zurück, mit Taucherausrüstung. Weitere hundert Kilometer fahren wir mit einem Schiff. Die Strecken, die wir als Taucher zurücklegen, sind ausserordentlich schön. Wir sehen viele Fische, auch Walfische, grosse Robben und Eisbären. Die Eisbären könnten uns gefährlich werden, so wird uns gesagt, wenn sie keine Walfische finden könnten. Jetzt aber halten sie sich an die Walfische und lassen uns in Ruhe. Einmal begegnen wir auch einem riesigen U-Boot, das uns gegen eine felsige Küste abdrängt und vorübergehend in einer Höhle einsperrt. Wir sitzen zu dritt fest, über uns an der Decke befindet sich eine grosse rote Spinne. Sie hat einen winzigen Körper, aber viele lange fadenartige Beine. Sie lässt sich auf uns fallen, kitzelt uns, wir wischen sie weg, sie ist ungefährlich. Wir fragen einen Klassenkameraden, ob ihm diese Reise gefalle. Ja, sagt er, sie gefalle ihm sehr, die Idee sei grossartig, es sei sehr abwechslungsreich, es laufe immer etwas. Er habe sich schon bei den Initianten bedankt. Wir sagen ihm nicht, dass wir eigentlich die Idee zu dieser Unternehmung gehabt hatten.
Donnerstag, 19. Mai 2011
Dienstag, 10. Mai 2011
Sonntag, 8. Mai 2011
Wir sind allein in einer fremden Stadt, müssen in einem grossen schäbigen Hotel übernachten. Die Bauweise ist locker, das Gebäude wird einem Erdbeben niemals standhalten können. Man weist uns ein Zimmer oder besser einen Balkon zu, etwa im zehnten Stockwerk, mit weiter Aussicht auf eine Wüstenei aus Bauplätzen, Häusern, Strassen. Wo wir sind und warum wir da sind, wissen wir nicht. Unsere Sorge gilt dem Schlafplatz, wir würden gerne einigermassen sicher und ruhig schlafen, es gibt aber keine richtigen Türen, nur Verschläge aus Holz, die man zuziehen kann. Man hat uns einen Balkon zugewiesen, der zu einem Zimmer gehört, aber abschliessbar ist und separat vermietet wird. Im Zimmer ist zurzeit niemand, wir schliessen uns trotzdem vorsichtshalber mit viel Mühe aus, es gelingt uns, einen kleinen Riegel vorzuschieben. Gegen einen Eindringling wird das nichts nützen, aber von den Leuten, die im Zimmer übernachten, werden wir so doch wohl nicht belästigt werden. Wir haben im übrigen keine Toilette, wohl aber, und das stellen wir mit grosser Erleichterung fest, ein kleines Lavabo, das funktioniert und in das wir pissen können, so dass wir über die Nacht das Zimmer nicht verlassen müssen. Von unten dröhnt es gewaltig, und der Balkon bewegt sich leicht. Wir wissen nicht, wie dieser Lärm zustande kommt, vielleicht sind es sehr wilde, tobende asiatische Hotelgäste. Wir sind, so scheint es, irgendwo in einer furchtbar verschmutzten, gottverlassenen chinesischen Millionenstadt.
Freitag, 6. Mai 2011
Hochverrat! Man klagt uns an, wir sind des Todes, auch wenn wir unschuldig sind und gar nichts anderes getan haben, als treu und redlich dem Reich gedient. Wir bekleiden ein hohes Amt, sind eine Art Statthalter, Stadtvorsteher, und unsere Gemahlin erfüllt gewissenhaft die Pflichten einer Obersten Priesterin des Heiligtums unserer Stadt. Sie will es jetzt gar nicht glauben, dass wir in Gefahr sind. Wir aber zeigen ihr die Soldaten, die aufmarschieren, in einer langen Kolonne ziehen sie zu unserem kleinen Palast, in lockerer Formation, ihre langen Lanzen zeigen in alle Richtungen. Jetzt aber ist es höchste Zeit, wir entschliessen wir uns zur Flucht, eilen in den Hinterhof und entkommen durch eine Lücke im Zaun.
Abonnieren
Posts (Atom)