Mittwoch, 29. Dezember 2010

Wir verfehlten eine Ausfahrt, verirrten uns und hielten am Ende auf einer kleinen Landstrasse an. Wir hätten irgendwo ein Phantom beschaffen sollen, eines von diesen Übungsgeräten, mit denen die Samariter und die Sanitätssoldaten die Beatmung von Bewusstlosen üben konnten, einen zusammensetzbaren Kopf aus Kunststoff, mit beweglichem Kiefer und einer auswechselbaren Mund- und Nasenpartie aus Gummi, in deren Löcher man blies, um damit eine „Lunge“ zu füllen, ein Plastiksäcklein, das sich hob und senkte und nach einiger Zeit ausgewechselt werden musste, weil sich kleine Wassertropfen in ihm ansammelten. Ein solches Phantom nun fehlte uns dringend, wir waren nämlich beauftragt worden, ein solches Gerät für die Parteiarbeit zu holen, die sozialdemokratische Partei des Dorfes, in dem wir lebten, wollte ein solches Gerät, nicht in Ausleihe, sondern als ständigen Besitz. In unserer Verlegenheit sagten wir, wir würden ein Phantom selber herstellen, das sei ganz leicht. Man war ziemlich erstaunt über diese Ansicht und fragte uns, wie wir denn das machen wollten, mit etwas Lehm, sagten wir, mit Lehm würde das gehen. Man zeigte uns sodann einen Bauernhof, wo es vermutlich Lehm geben würde, wir waren uns aber am Ende nicht so sicher, ob wir damit tatsächlich ein Phantom fabrizieren könnten, und überlegten uns, wie wir uns am besten aus der Affäre zu ziehen vermöchten, vielleicht durch einen Austritt aus der Partei, dachten wir, und besahen uns nachdenklich ein grosses Buch, in welchem in schöner Blockschrift die Namen der Mitglieder verzeichnet waren, eine lange Liste voller ehrwürdiger Persönlichkeiten, aus deren Kreis wir uns doch wohl nicht verabschieden konnten.

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