Freitag, 23. Januar 2009

Wir nehmen an einem grossen Fest teil, eine Art von Sechseläuten. Viele Gruppen sind in historischen Kleidungen, wollen etwas darstellen, eine Zunft, eine Volksgruppe, einen Stand. Es gibt eine Jury, welche die Gruppen bewertet und auszeichnet. Wir selber nehmen auch teil, als Handwerker, sind aber nicht gut kostümiert, tragen die normalen Alltagshosen, darüber einen einfachen weissen Kittel, zusammen mit vier oder fünf Kollegen, die wir aber nicht kennen. Man drängt uns vorwärts zur Jurierung, dort allerdings will man nur grosse Gruppen bewerten. Man bedeutet uns daher, uns mit einer sehr fein herausgeputzten Gruppe von vornehmen Gesellen zu vereinigen. Die Gesellen lassen das widerstrebend zu. Man will uns photographieren, wir bilden einen Kreis und müssen uns die Arme über die Schultern legen. Die Gesellen zögern, die Jury merkt, dass etwas nicht stimmt, jemand bemerkt in abschätzigem Ton, dass wir, im Gegensatz zu den Gesellen, keine Handschuhe tragen würden. Man ist dann aber bereit, eine Ausnahme zu machen, wir bilden, etwas zwanzig Leute, einen Kreis und werden in einem grossen Gedränge und von einem Gerüst aus photographiert.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Wir sind unterwegs, in einer fremden Stadtlandschaft, es hat Strassen, Siedlungen, unverbaute ungepflegte Flächen. Wir haben ein Velo, unsere Gattin geht zu Fuss. Wir nehmen einen anderen Weg, verlieren uns. Wir kennen aber ein Haus, zu dem wir schon auf einer früheren Wanderung kamen. Wir suchen es auf, die Türe ist nicht verschlossen, seine Bewohner sind womöglich in den Ferien. Wir gehen hinein, wollen warten, denken, dass unsere Gattin vielleicht auch hieher kommt und uns hier zu finden hofft. Wir müssen lange warten, legen uns auf ein Bett und schlafen ein. Später erscheint die Gattin tatsächlich, wir legen uns beide hin, schauen zur Decke, dort sind am Rande Kindernamen hingeschrieben, verbunden mit seltsamen Zeichen. Es sind englische Namen. Vielleicht wohnen hier Amerikaner, sagen wir, das würde erklären, warum die Türen nicht verschlossen sind, Amerikaner lassen die Haustüre immer offen. Jetzt fährt ein Auto vor, wir hören die laute Musik des Radios, es kommt aber niemand, es sind wohl Nachbarn. Was würden wir denn sagen, wenn man uns hier entdecken würde. Wir schlafen beide ein. Als wir aus dem Traum erwachen, haben wir grosse Mühe, uns zurechtzufinden, wir glauben zunächst, noch immer in diesem fremden Haus und diesem fremden Bett zu liegen.

Dienstag, 20. Januar 2009

Wir sind mit einer Gesellschaft auf Reisen und stehen kurz vor einem Aufbruch. Mein Bruder und ich wollen aber an diesem Morgen noch jemanden vergiften. Wir haben den Kaffee präpariert, mit Arsen, trinken aber ungeschickterweise auch davon, es schmeckt bitter, wir erschrecken, spühlen uns sofort den Mund, wir sind aber nicht sicher, ob das wirklich hilft. Wir sollten womöglich schnellstens einen Arzt aufsuchen. Aber was dem Arzt sagen! Wir sind unschlüssig, wissen nicht, was wir tun sollen, zum Arzt gehen und die Reise nicht mehr fortsetzen, oder nicht zum Arzt gehen und die Reise fortsetzen.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Wir wollen in den Keller gehen, öffnen die Türe, die zur Kellertreppe führt und prallen dabei mit dem Gesicht gegen ein Spinnennetz. Dieses ist sehr fest gesponnen und bleibt an unserem Kopf kleben. Wir wollen es loslösen, das geht aber nicht, die Nachbarn, die gerade aus dem Keller kommen, müssen uns helfen. Das alte Paar weiss nicht, was tun, sie schütteln den Kopf, ihr Sohn aber kann helfen, er ist Arzt und kümmert sich nun um uns. Er löst das Netz vorsichtig ab und hängt es wieder auf. Es ist noch intakt, auch die Spinne sitzt noch darin, mit einigen kleinen Speisen, die sich sich präpariert hat.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Wir sind Mitglied einer Operntruppe, haben eine kleine Rolle, stehen auf der Bühne, eine Aufführung ist im Gang. Es erfolgt der erste Auftritt des Helden, er erscheint auf der Bühne, trägt aber das falsche Kostüm. Er sollte einen Kapitän spielen, keinen wohlhabenden Bürger. Der Hauptdarsteller bemerkt sofort, dass es nicht die Aufführung ist, die er erwartet hat. Er zieht in aller Ruhe seinen Mantel aus, wendet ihn und zieht ihn wieder an. Der gewendete Mantel ist ein Kapitänsmantel, blau, mit weissen Tressen. Die Aufführung geht weiter, das Missgeschick wird kaum bemerkt, und der sehr erfahrene Sänger kann problemlos von einer Oper zur anderen wechseln.

Samstag, 10. Januar 2009

Wir besuchen in Frankreich ein Zimmerchen, in dem ein Genie als Kind und Knabe gelebt hat, eine Mischung aus Proust und Glenn Gould. Wir sehen in einer Ecke einen Flügel, der allerdings wegen der Enge der Verhältnisse senkrecht gestellt ist, mit waagrechter Klaviatur, und vor den weissen Tasten steht das berühmte kleine Stühlchen, auf dem Glenn sein ganzes Leben lang gespielt hat. Wir betrachten es mit grosser Rührung und Ehrfurcht. Im weiteren herrscht grosse Unordnung, die Möbelchen stehen zum Teil aufeinander und ineinander. Unter diesen Möbeln entdecken wir auch ein grosses Schachbrett mit seltsamen, schönen Figuren. Als wir versuchen, die verschobenen Figuren an ihren Platz zu rücken, fällt uns alles zu Boden. Da erscheint in der Türe die Besitzerfamilie, es ist ja ein Privathaus, kein Museum. Wir erschrecken sehr und suchen Gründe, mit denen wir unsere Anwesenheit erklären könnten.

Freitag, 9. Januar 2009

Rom. Wir sind Gladiator, Moriturus, gehören zu einer Gruppe, die in einem kleinen Raum beisammen sitzt und nicht weiss, was mit ihr geschehen wird. Gewiss ist, dass Spiele unmittelbar bevorstehen, bei denen wir alle sterben werden, und gewiss auf eine für die Zuschauer interessante Art. Man klärt uns nicht auf, überlässt uns aber gewisse Entscheide. Wollen wir zum Beispiel jene sein, die in der Grube knien? Wollen wir eingemauert werden? Uns gefällt das alles gar nicht, wir fliehen, über Mauern und Strassen und Plätze an den Hafen, wir springen ins Wasser, schwimmend werden wir uns retten können, das ist klar. Wir können uns nämlich an kleinen Schiffen festhalten, die uns fortziehen, ohne uns zu bemerken, und so kommen wir schnell aus der gefährlichen Zone heraus, geraten aber weiterhin in undurchschaubare Zustände. In einem benachbarten Hafen, zu dem wir uns ziehen lassen, wird ein grosses Schauspiel aufgeführt. Wir geraten mitten in die riesige Aufführung hinein, Hunderte von wilden Gestalten fuchteln mit Lanzen, man schreit, man droht. Es sieht am Ende eher nach Aufstand aus als nach Theater. Vielleicht ist es ja ein Aufstand, der als Theateraufführung getarnt worden ist. Wir jedenfalls wollen nichts mit der Sache zu tun haben und versuchen, aus der Gefahrenzone zu kommen. Wir eilen weg, hinter die Kulissen. Es gibt hier weitläufige Anlagen, in denen die Schauspieler eingekleidet und vorbereitet worden sind. Dort steht uns plötzlich eine Frau gegenüber, keine unbekannte, so will es uns scheinen. Wir sehen sie genauer an, sie lächelt ernst, es ist unsere erste und einzige Liebe, die wir vor Jahren in der weiten römischen Welt verloren haben und nie wieder zu finden glaubten. Sie ist kein junges Mädchen mehr, sondern eine schöne starke Frau mit ausdrucksvollem festem Gesicht. Sie sieht uns an und eilt weg, wir finden keine Zeit für uns, es bewegt sich alles, es scheinen grosse Umwälzungen bevorzustehen.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Und später sind wir auf Reisen, im Auto, auf unendlich langen amerikanischen Strassen, mit zwei Halbwüchsigen, einem Mädchen und einem Knaben, die unsere Geschwister sein könnten. Wir haben kein Geld, müssen sehen, wie wir durchkommen, suchen jeden Abend von Neuem Unterschlupf, einmal bei einem alten Herrn, der sich als sehr bösartig und gewalttätig erweist. Es gelingt uns aber, ihn mit vereinten Kräften zu Boden zu schlagen, er wird bewusstlos, erholt sich aber wieder und beginnt, liegend, das bleiche kalte Beinchen des Mädchens zu reiben, das Bein wird schön rot und warm, die Stimmung besser, der weisshaarige Wüterich freundlicher. Wir stellen uns vor, erklären, dass wir auf Reisen sind, vorübergehend in misslichen Umständen, im übrigen aber durchaus respektable Leute von bester Herkunft und grosser Zukunft. Der Alte nimmt uns nun auf, und kein Wölklein trübt mehr die gute Stimmung.

Montag, 5. Januar 2009

Wir spielen auf dem Notebook, haben Bewertungsmöglichkeiten vor uns, klicken ohne viel zu denken auf eine Zwei, das ist die zweitschlechteste Bewertung. Aber was haben wir bewertet, wir haben jene Website bewertet, die wir zuletzt besucht haben, es ist dies die Website der Bundesverwaltung. Diese Bewertung ist unverdient, die Website ist nämlich vergleichsweise gut, wir haben aber trotzdem kein schlechtes Gewissen, es schadet nichts, denken wir, wenn sich eine kritische Stimme meldet.

Samstag, 3. Januar 2009

Grosse Kämpfe unter Einsatz von Kavallerie. Eine Elite von Reitertruppen wird in einen furchtbaren Kampf geworfen, sie geht unter, wird vernichtet. Es sind dies jene Truppen, die noch wenige Monate früher mit viel Pomp an Festlichkeiten teilgenommen hatten, die in New York stattfanden. Die Berittenen hatten damals ein riesiges Transparent mit sich geführt, das über den Hudson gespannt worden war und zu beiden Seiten von den Truppen festgehalten worden war. Auf dem Transparent waren Segens- und Siegessprücke zu lesen gewesen. Es wurden damals auch Truppenparaden gezeigt und Spiele aufgeführt, unter anderem eine Attacke einer Kavallerietruppe, die auf einer eigens zu diesem Zweck mit Schindeln bedeckten Avenue angriff und mit voller Geschwindigkeit auf andere Pferde auflief. Reiter und Pferde wirbelten durcheinander, viele Pferde blieben liegen und starben, unter den tollkühnen Reitern gab keine Toten, aber doch viele Verletzte.

Freitag, 2. Januar 2009

Nach der Schlacht. – Es ist Abend. Wir haben uns nach einer grossen und siegreichen Schlacht in unsere Unterkünfte zurückgezogen und bereiten uns für die Nacht vor. Zwei Kameraden wollen aber nochmals hinaus, um die verletzt auf dem Schlachtfeld liegenden Feinde zu töten. Sie nehmen ihre Hellebarden und fordern mich auf, doch auch mitzukommen. Wir zögern, geben dann aber nach, ergreifen unsere Hellebarde (sie ist blitzblank und wird nun doch wohl übel verschmutzt werden) und gehen mit hinaus. Kaum sind wir draussen (ein Gittertor wurde hinter uns geschlossen), sehen wir, dass sich auch wieder feindliche Soldaten herumtreiben. Schon hat sich ein kleine Horde vor dem Tor versammelt, und ein weiterer Trupp kommt uns entgegen. Wir erschrecken, sehen, dass wir verloren sind. Man wird uns niedermachen, das ist klar.