Montag, 20. November 2017

Wir sind im Restaurant „Biebel“, das sich am Abend plötzlich in ein bekanntes Lokal verwandelt, in dem einsame Herzen professionell auf Partnersuche gehen können. Ein Animator diktiert den Ablauf und erfüllt seine Aufgabe ganz geschickt, es bleibt keine und keiner allein, und jede und jeder erhält viele Möglichkeiten, sein Glück zu finden. Wir werden zunächst an Einzeltische gesetzt, es gibt Damenwahl, und wir werden sofort geholt, unter dem Beifall der Teilehmenden eröffnen wir sogar den Tanz, mit einer leidlich jungen und leidlich hübschen Frau. Sogar das Tanzen geht, wir können tanzen, die Partnerin ganz gut führen, es schmeichelt uns, dass sie sich für uns interessiert hat. Sie duzt uns sogar. Wir fragen nach ihrem Namen. Nein, den Namen sage sie noch nicht, den Namen müssen wir offenbar erst verdienen, müssen sich näher für sie interessieren. Wie alt sie sei, fragen wir ganz ohne Scheu, es ist offenbar an einem solchen Abend keine dumme Frage. Vielleicht so alt wie du, sagt sie, und lächelt. Das schmeichelt uns wieder ganz ausserordentlich, denn sie ist gewiss etwas über dreissig, wir aber haben unser wirkliches Alter, neunundfünfzig. Wir denken, dass wir uns am späteren Abend wieder sehen könnten und vielleicht auch etwas zwischen uns passieren könnte, wenn sich bei ihr und bei mir nicht noch attraktivere und interessantere Begegnungen ergeben. Die Paare dürfen nicht zusammen bleiben, es gibt Betrieb, wir werden neuen Frauen zugelost, das gefällt uns, wir finden mit Leichtigkeit Kontakt. Es gibt allerlei Gesellschaftsspiele, bei welchen man sich kennenlernen kann. Einmal müssen wir eine Frau suchen, die denselben metallenen Anhänger trägt, den man uns verteilt hat. Wir finden eine ältere Dame, gewiss in unserem Alter, ziemlich aufgedonnert, mit mächtigem Busen und eng anliegendem Kleid, das kitschig silbrig glitzert. Sie erregt uns ein bisschen, sie ist uns interessant, wir machen nicht ungern diese Bekanntschaft, wer weiss, was da alles möglich ist.

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