Eine freie Zusammenkunft, kein Straflager, kein
Gefängnis, aber doch mit geheimnisvoller eiserner Disziplin. Wir sind etwa
hundert Leute und haben einen Löwen, der ernährt werden muss, und zwar mit
Menschenfleisch. Wir müssen antreten, in zwei Gliedern mit je fünfzig Leuten,
die weit auseinanderstehen. Der Löwe geht an uns vorbei und darf seine Mahlzeit
aussuchen. Einer jungen Frau erlaubt er, nach Hause zu gehen, unter grossem
Beifall verlässt sie uns. Dann wählt er zwei grosse und schlanke junge Männer
aus, tötet sie aber nicht gleich. Jetzt lösen sich die Reihen auf, alle streben
dem Ausgang zu, der aber verschlossen bleibt. Der Löwe geht weiterhin umher.
Ich gelange in den Räumlichkeiten unseres Lagers in ein Gemach, in welchem ein
Anführer eines Dichterkreises auf einem Bett ruht und Hof hält. Er dichtet
selber nicht, sondern ist nur Kritiker, und als Kritiker bekannt dafür, dass er
immer verletztende und niederschmetternde Urteile fällt. Gerade jetzt fällt er
laut schreiend über einen Dichter her, der es gewagt hat, ihm Arbeiten zu
bringen. Wir fragen uns, wie wohl die zwei vom Löwen ausgewählten Männern
getötet werden. Die Antwort erhalten wir in einem anderen Raum. Dort steht ein
sehr grosser, kräftiger Mann, ein Henker, den Opfern gegenüber. Da er keine
Hilfsmittel bei sich hat, nehmen wir an, dass er die Ausgewählten auf eine
schmerzlose rasche Art töten wird, vielleicht indem er ihnen das Genick bricht.
Er fasst sie am Hals, würgt sie, dreht ihnen den Kopf hin und her, kann sie
aber so nicht töten, sondern nur unerträglich quälen. Die Umstehenden entrüsten
sich und greifen ein. Einer ruft die Polizei an. Ob sie wohl noch eingreifen
kann? Mir jedenfalls geschieht nichts, obwohl Aufseher von weitem auf mich und
zwei Kameraden zeigen und uns offenbar auch für eine Bestrafung festhalten
wollen. Wir rennen weg, in die Unterkunft, was gelingt, weil wird gut hundert
Meter Vorsprung haben. Wir finden eine leere Kammer und verstecken uns dort.
Wir können auch die Türe verriegeln, allerdings nur mit einem lächerlich
schwachen Riegel, der nicht viel nützen kann. Wer kann uns jetzt helfen? Wir
hoffen, dass uns die Verfolger nicht finden und uns nicht weiter plagen werden.

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