Ich
bin, als alter Erdwissenschafter, allein unterwegs im Gebirge und treffe dabei
auf einen anderen Wanderer, einen Herrn im besten Alter, mit dem ich mich
längere Zeit sehr gut unterhalte. Es ist ein ruhiger, sehr verständiger und
naturverbundener Mensch, einfach gekleidet, in der Art der hier lebenden
Bauern. Er teilt meine Interessen und gibt mir auf meine Fragen kluge
Antworten. Wir verabschieden uns, ohne dass wir uns weiter bekannt gemacht
haben. Wenig später komme ich, in den Voralpen, zu einem grossen Bauernhof. Ich
kenne den alten Besitzer aus früheren Zeiten. Obwohl wir uns seit vierzig
Jahren nicht mehr gesehen haben, begrüsst er mich wie einen alten Freund. Ich
erkundige mich nach seinem Befinden. Es gehe ihm gut, sagt er, er arbeite noch
immer den ganzen Tag auf seinem Gut. Er weiss um meine Studien und lädt mich
ein, einige Tage bei ihm zu verbringen. Ich nehme das Angebot gerne an, zumal
jetzt auch der Wanderer erscheint, den ich im Gebirge getroffen habe. Er
begrüsst mich nicht, weil er die Unterhaltung, die ich führe, nicht
unterbrechen will. Aus der Ruhe und der Selbstverständlichkeit, mit der hier
gelebt wird, muss ich schliessen, dass es der Sohn des Hauses ist. Man führt
mich auf mein Zimmer und ruft mich später zum Essen. Zum Speisesaal führen
mehrere Türen. Eine würdige ältere Frau, die Haushälterin, zeigt mir, durch
welche Türe ich als Gast in den Speisesaal treten muss. Ich weiss schon und bin
darauf vorbereitet, dass beim Essen nur wenig gesprochen wird und eine sehr
alte, überaus vornehme, in weisses Linnen gekleidete Dame den Vorsitz führen
wird. Die Welt, in der ich mich hier bewege, ist eine Adalbert-Stifter-Welt.
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