Freitag, 10. Februar 2023
Grosser Konzertsaal. Ich
bin grössenwahnsinnig und will, ohne Klavierspielen zu können, ein
Klavierkonzert geben, eine Sonate von Skrjabin spielen. Das Konzert wurde
angekündigt als ein Konzert von Horowitz. Ich betrete die Bühne und verneige
mich vor dem nicht sehr zahlreich erschienenen Publikum, was mir freundlichen
Applaus einträgt. Niemand scheint zu bemerken, dass ich gar nicht Horowitz bin.
Sehe ich nicht auch fast so aus, ein alter, weisshaariger Herr? Ich setzte mich
an den Flügel und versuche einige Töne anzuschlagen. Skrjabin ist ja, denke
ich, ganz einfach zu spielen, es gibt bei ihm Passagen, die jedes Kind spielen
kann. Und ich könnte doch einfach nur solche Passagen spielen. Aber mit welchem
Ton beginnen? Und vielleicht dazwischen auch manchmal einen ganz tiefen Ton
anschlagen? Ich beginne ganz vorsichtig, bemerke aber nach wenigen falschen
Tönen, dass der Flügel blockiert. Kein Ton ist mehr herauszubringen. Ich stehe
auf und erkläre dem Publikum, dass wegen eines unerklärlichen Defektes das
Konzert nicht stattfinden könne. Das Publikum, kaum hundert Personen,
verschwindet, ohne weiter zu protestieren. Niemand verlangt das Eintrittsgeld
zurück. Ich höre aber, wie man allgemein sagt, das sei doch gar nicht Horowitz.
Der Direktor des Kultur- und Kongresszentrums, der auch im Publikum sass, kommt
einigermassen entsetzt auf mich zu und will mit mir die Angelegenheit
besprechen.
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