Ich
will einen Kurs besuchen, eine Analyse der eigenen Person. Seltsame
Gesellschaft, alles etwas Gestörte, so scheint es, nicht über allen Zweifel
erhaben auch die drei Kursleiter. Es sind insgesamt etwa 12 Personen, die den
Kurs besuchen und zu Beginn das Kursgeld von 70 Franken bezahlen. Älteres
Schulgebäude, Holzbau, drei Tage soll der Kurs dauern. Zu Beginn sagt der
Hauptkursleiter, ein älterer Philosophentyp, wer keine psychoanalytische
Ausbildung habe, solle bitte den Kurs verlassen. Ich bin unsicher. Soll ich
sagen, ich hätte eine solche Ausbildung? Und wenn sie mich fragen, wo und wann,
sagen, ich hätte während meines Studiums, also vor fast 50 Jahren, Vorlesungen
bei Rothschild gehört? Würde das genügen? Was ist überhaupt eine
psychoanalytische Ausbildung? Und warum ist sie für diesen Kurs nötig? Es ist
offenbar ein strenger Kurs, denn jetzt kommen Teilnehmer vorbei, die soeben
einen dreitägigen Kurs absolviert haben. Sie sehen ganz zerstört aus, stehen
alle schweigend herum. Ich zweifle jetzt am Nutzen des Kursbesuches und will
mich abmelden. Die Kursleiter sitzen alle an einem Tisch und verspeisen einen
Imbiss. Ich will fragen, ob ich das Kursgeld oder einen Teil davon zurückerhalten
könnte. Muss aber zuerst noch auf die Toilette, eine kleine, versteckte,
schlechte Toilette, auf der schon ein Kind sitzt und nicht weg will. Alles in
allem also ein misslungenener Versuch, zu einem besseren Verständnis des
eigenen Ichs zu kommen. Da werde ich doch besser, denke ich, wieder katholisch
und gehe auf eine mehrtägige Wallfahrt, ein solches Angebot gäbe es nämlich
auch. Ich erwache und überlege, ob es in diesem alten Haus noch eine andere,
freie Toilette geben könnte, vielleicht in einem oberen Stockwerk. Da fällt mir
ein, dass ich ja in meiner Wohnung bin und dort die zwei Toiletten sicher frei
sind. Ich stehe auf und mache ein Bisi.
Montag, 31. Oktober 2022
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