Montag, 31. Oktober 2022

Ich will einen Kurs besuchen, eine Analyse der eigenen Person. Seltsame Gesellschaft, alles etwas Gestörte, so scheint es, nicht über allen Zweifel erhaben auch die drei Kursleiter. Es sind insgesamt etwa 12 Personen, die den Kurs besuchen und zu Beginn das Kursgeld von 70 Franken bezahlen. Älteres Schulgebäude, Holzbau, drei Tage soll der Kurs dauern. Zu Beginn sagt der Hauptkursleiter, ein älterer Philosophentyp, wer keine psychoanalytische Ausbildung habe, solle bitte den Kurs verlassen. Ich bin unsicher. Soll ich sagen, ich hätte eine solche Ausbildung? Und wenn sie mich fragen, wo und wann, sagen, ich hätte während meines Studiums, also vor fast 50 Jahren, Vorlesungen bei Rothschild gehört? Würde das genügen? Was ist überhaupt eine psychoanalytische Ausbildung? Und warum ist sie für diesen Kurs nötig? Es ist offenbar ein strenger Kurs, denn jetzt kommen Teilnehmer vorbei, die soeben einen dreitägigen Kurs absolviert haben. Sie sehen ganz zerstört aus, stehen alle schweigend herum. Ich zweifle jetzt am Nutzen des Kursbesuches und will mich abmelden. Die Kursleiter sitzen alle an einem Tisch und verspeisen einen Imbiss. Ich will fragen, ob ich das Kursgeld oder einen Teil davon zurückerhalten könnte. Muss aber zuerst noch auf die Toilette, eine kleine, versteckte, schlechte Toilette, auf der schon ein Kind sitzt und nicht weg will. Alles in allem also ein misslungenener Versuch, zu einem besseren Verständnis des eigenen Ichs zu kommen. Da werde ich doch besser, denke ich, wieder katholisch und gehe auf eine mehrtägige Wallfahrt, ein solches Angebot gäbe es nämlich auch. Ich erwache und überlege, ob es in diesem alten Haus noch eine andere, freie Toilette geben könnte, vielleicht in einem oberen Stockwerk. Da fällt mir ein, dass ich ja in meiner Wohnung bin und dort die zwei Toiletten sicher frei sind. Ich stehe auf und mache ein Bisi.

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