Kalter
Abend in Bern. Ich bin alleine unterwegs und will noch etwas herumspazieren.
Ich komme an der Heiliggeistkirche vorbei, verfehle aber die Spitalgasse und
gerate in einen kleinen, schmalen Weg, der von alten Häusern eingefasst wird
und nach unten zur Aare führt. Nach einigen Meter sehe ich eine Türe, die offen
steht, sie führt in eine Kirche, vielleicht ins Münster. Dann führt der Weg
nicht mehr weiter, er endet inmitten hoher Mauern. Mir gefolgt ist ein vornehm
aussehender älterer Herr, der hier wohnt, in einer der schönen Residenzen des
alten Berns. Ich gehe wieder zurück, schüttle den Kopf und zeige, dass ich mich
geirrt habe. Nun gehe ich durch die Kirchentüre, die noch immer offen steht,
obwohl es schon bald zehn Uhr ist, und komme durch andere Gassen hinunter in
einen römischen Stadtteil. Verwundert stelle ich fest, dass Bern direkt an Rom
grenzt. Vor mir sehe ich Befestigungsanlagen und die hohe, begehbare
aurelianische Stadtmauer. Diese interessiert mich natürlich und ich folge den
Wegen, die für die Besichtigung eingerichtet worden sind. Diese Wege sind
allerdings nicht gut unterhalten. Ich muss über eine steile Treppe
hinuntersteigen, die sehr schmale, unebene Stufen aufweist und nur begehbar
ist, weil man sich an einem Geländer festhalten kann. Das Geländer weist
allerdings auch Lücken auf, man muss sehr vorsichtig hinuntersteigen. Ich sehe
andere Touristen und höre, wie sie sich auf Schweizerdeutsch unterhalten.
Seltsam und überraschend ist es für mich, dass das wunderbare Rom so nahe
liegt. Warum besuchen wir es nicht häufiger?
Sonntag, 19. September 2021
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