Ich
bin mit einer grösseren Gruppe, Klassenkameraden aus verschiedenen Klassen und
auch anderen Bekannten, in einer grossen osteuropäischen Stadt. Wir haben alle
an einem internationalen Treffen teilgenommen. Es ist der Tag der Heimreise,
unser Flugzeug fliegt um 10.30 Uhr zurück in die Schweiz. Mein Aufbruch
verzögert sich allerdings, und ich verliere mit einigen wenigen anderen viel
Zeit beim Frühstück. Wir befinden uns in einer etwas schäbigen Unterkunft, und
haben eine ganz schlecht organisierte Verpflegung. Ich bestelle, nach längerem
Warten, bei der einzigen Kellerin, die in unregelmässigen Abständen zu erscheinen
geruht, einen Tee und zwei Croissants. Zwei Kameraden geben aber auch
Bestellungen auf, und sie verspricht, alles miteinander zu bringen.
Schliesslich kommt sie mit einem Tablett zurück, auf dem sich mehrere
Frühstücke befinden, worunter auch irgendwelche Fruchtsäfte und andere Dinge,
die wir gar nicht bestellt haben. Ich verhandle wegen der Bezahlung, weil es ja
inzwischen eilt. Fünfzig Euro, sagt die Frau. Das ist gewiss viel zu viel, auch
wenn wir es durch drei teilen. Und ich habe überhaupt nur noch zehn Euro bei
mir. Sie rennt weg, ich muss warten. Mein Kamerad hat inzwischen das Tablett
genommen und ist damit hinausgegangen, es soll dort einen Garten geben, sagt
er. Ich warte daher weiter, komme aber noch in einen Disput mit einem anderen
Teilnehmer, einem dicken älteren Herr, der Ben heisst und sich sehr aufgeregt
über unsere Gesellschaft beklagt, in der kein Gemeinschaftsgeist herrschen
würde. Schliesslich schaue ich auf die Uhr und stelle mit grossem Schrecken
fest, dass es zehn Uhr ist und nicht neun Uhr, wie ich glaubte. Unsere Gruppe ist schon abgereist! Den Flug werden
wir mit Sicherheit verpassen, und ganz besondere Schwierigkeiten werden sich
ergeben, weil heute auch das Visum abläuft, das ein Gruppenvisum war. Wir
sitzen also jetzt in dieser unangenehmen Umgebung fest, ohne Visum und
Flugticket. Ich möchte jetzt wenigstens frühstücken, finde aber meinen
Kameraden, der mit dem Tablett verschwunden ist, nicht mehr. Draussen gibt es
nur altes Gemäuer und Gestrüpp, irgendwelche Sitzplätze oder Tische sind
nirgends zu sehen. Wie es jetzt weitergehen soll, ist unklar. Wird es für uns
für den Rückflug Ausnahmen geben? Flugticket und Visum? Unmöglich ist das
nicht, weil wir ja an einem grösseren Anlass teilgenommen haben und es wohl
auch andere Dummköpfe gibt, die den Rückflug verpasst haben. Aber wo sollen wir
nun übernachten? Und wann gibt es einen nächsten Flug? Und wie können wir die
Angehörigen informieren? Wir sind hier ausserhalb der Grossstadt untergebracht
worden, in einer noch ländlichen, leicht verlotterten Umgebung. Immerhin
scheint es hier einen Nachtklub zu geben, denn ich sehe jetzt, beim
Herumlaufen, eine offenes Portal, das in protzige, kitschig rot und golden
glänzende Räumlichkeiten führt.
Montag, 20. Juli 2020
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