Montag, 9. März 2020

Eine grosse, sehr anspruchsvolle Wanderung steht bevor, über schmale Gebirgspfade, in einem unwegsamen Gebiet. Mutig ziehe ich los, begleitet von einem Klassenkameraden. Man sagt uns noch, dass wir uns nach den Sternen richten sollen, ein Sternbild zeigt genau die Richtung an, die wir einschlagen müssen. Zunächst geht es über eine weite, felsige Ebene, dann sind hohe Gebirge zu überqueren. Wir haben das Glück, am Fusse des Gebirges gleich auf den Pfad zu stossen, der kilometerlang schräg an einem steil ansteigenden Vorgebirge emporführt. Es ist kein eigentlicher Pfad, sondern ein schwerer Aufstieg, bei dem uns die Bergschuhe sehr nützlich sind. Weiter oben sehen wir aber Gruppen, die uns entgegenkommen, eine Frau stösst sogar einen Kinderwagen. Nach diesem ersten Aufstieg erwarten uns noch grosse weitere Aufgaben. Der Pfad ist kaum mehr zu sehen und führt über Felsen steil hinauf zu einer Alphütte, einem kleinen «Heimetli». Dieses steht direkt auf dem Weg, wir müssen daher durch dieses Haus hindurch. Wir klopfen an und wollen uns entschuldigen für die Störung. Ein alter Bauer öffnet uns, führt uns durch den Stall und fragt, ob wir das Schauspiel sehen wollten. Wir sind neugierig und sagen ja. Musik ertönt, wenn ich mich nicht täusche, ist es die Ouverture zu Rossinis «Wilhelm Tell», und der Bauer lässt nun eine grosse Zahl von kleinen Ziegen oder Steinböcken in den Raum. Die Tiere tanzen im Rhythmus der Musik, rennen herum, so gut sie es im Gedränge können, und stossen uns dabei mit ihren kleinen Hörnern. Es scheint sich um eine Darbietung zu handeln, die die Bauern den Wanderern zeigen, um etwas zusätzliches Geld zu verdienen. Was sollen wir denn bezahlen, frage ich meinen Wanderkameraden. Zwanzig Franken, denke ich, sollten wir doch wohl geben. Die Idee, das seltsame Schauspiel zu filmen, kommt mir leider zuspät. Ich ziehe meine alte 8mm-Kamera aus dem Rucksack und komme gerade noch dazu, die letzten Sekunden des Tanzes der Geissen aufzunehmen.


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