Montag, 4. Juni 2018


Ich arbeite in einer altertümlichen Bibliothek, es hat neue Bücher, aber auch viele vergilbte Bände und Papiere, Schubladen, Kästen, Gestelle aller Art. Ein alter Herr offeriert uns ein dickes schweres Briefmarkenalbum. Die Marken sind eingeklebt, liegen aber auch in ganzen Bogen lose im Album, zwanzig, dreissig Marken an einem Stück. Ich kenne keine einzige. Nehmen wir auch Briefmarken entgegen, fragt mich eine Mitarbeiterin. Ja, natürlich, sage ich, und bin hocherfreut, dass ich nun einige dieser womöglich kostbaren Marken problemlos in meinen Besitz bringen kann. Wir haben doch eine Abteilung mit Briefmarken, sage ich. Das seien aber keine Briefmarken, sondern nur Kataloge, sagt man und zweigt mir auf einem Gestell einige wenige Bücher. Daneben möchte uns der Herr auch eine Kartothek übergeben, einen Zettelkasten, in dem sich Karten befinden, auf denen sich Daten und Beschreibungen von verschiedensten Persönlichkeiten befinden. Auch diesen Kasten nehmen wir gerne entgegen, obwohl ich keine einzige dieser Personen kenne. Es sind hauptsächlich Spanier, alle aus dem 19. Jahrhundert. Interessant ist, dass sich auf einzelnen dieser Karten auch wieder schöne alte Briefmarken befinden, die ich gewiss ablösen kann, ohne dass die Karteikarten beschädigt werden. Dann findet eine Zusammenkunft statt, Besucher und Mitarbeiter stehen herum, man erklärt und zeigt gewisse Einrichtungen der Bibliothek. Leider müssen wir auch festhalten, dass unser ehrwürdiges Gebäude immer wieder von Vandalen beschädigt wird. Wände und Türen sind alle mit dunklem Holz verkleidet und mit schönen Schnitzereien geschmückt. Die Vandalen haben nun Wände und Türen verkratzt und mit tiefen Schnitten seltsame rautenförmige Zeichen ins Holz geritzt, und diese dann sogar in einem späteren Arbeitsgang mit goldfarbigem Kitt aufgefüllt. Gerade ist hinter dem Rücken der Versammelten ganz frech ein neues Zeichen angebracht worden. Da die Goldfarbe noch fehlt, nehmen wir an, dass sie demnächst noch eingefügt werden wird. Wir beauftragen daher eine Teilnehmerin, doch bitte dieses Zeichen nicht aus den Augen zu lassen und laut zu rufen, wenn die Übeltäter erscheinen. Wir könnten uns dann alle auf sie stürzen und sie festnehmen.

Keine Kommentare: