Freitag, 9. Juni 2017


Der Wiederholungskurs ist zuende, alle reisen nach Hause, jeder auf seine Weise. Ich habe mein Auto vor einer Woche mitgenommen und hinter der Kaserne geparkt, was die Rückkehr mit dem vielen Gepäck vereinfacht. Die Fahrt wird schnell und angenehm sein. Verschiedene Kameraden, die in einer weniger komfortablen Lage sind, suchen noch Fahrgelegenheiten. Einer unscheinbaren, unattraktiven Frau, die hier auch Dienst geleistet hat, habe ich bereits aus unerfindlichen Gründen versprochen, sie mitzunehmen. Ich verstaue meine Utensilien im Gepäckraum, als ein eine ältliche, rotbackige, ganz schön resolute Frau mein Autokennzeichen sieht, das die Buchstaben WTHUR enthält. Sie fahren doch gewiss nach Winterthur und könnten uns mitnehmen, ruft sie. Sie zieht einen verschüchterten komischen Gatten herbei, der auch Militärdienst geleistet hat, und vier bleiche Kinder. Wer nach Winterthur fährt, muss doch über Aeschi fahren. Über Aeschi muss ich gewiss nicht fahren, das ist ein Umweg, sage ich. Ja, entgegnet die Frau, aber nur zwanzig Kilometer, sie müssen dann eben über das Toggenburg fahren. Wenn Sie uns mitnehmen, gibt es dann auch noch einen Trunk in unserem Restaurant! Es scheint, dass die Familie ein Restaurant führt, was ich mir nicht gut vorstellen kann. Gewiss wird es eine dieser ungemütlichen, schmuddeligen kleinen Beizen sein, die man in diesen Gegenden noch findet. Auf einen Trunk bin ich ganz sicher nicht angewiesen, aber irgendwie interessieren mich diese seltsamen Wirtsleute. So ein Fährtchen in die tiefste Provinz könnte mir ja ganz neue Erkenntnisse bringen. Ich sage also nicht nein, weise aber darauf hin, dass ich bereits einer Frau zugesagt habe. Als diese erscheint und sagt, sie hätte eine andere Fahrgelegenheit, bin ich einverstanden, die Familie nach Aeschi zu fahren. Das kann schön werden. Der Wirt, der mir einen leicht debilen Eindruck macht, ist nervös und weist eine seiner Töchter, die selber behindert ist, auf grobe Art zurecht. Werden überhaupt alle im Auto Platz finden? Das ist nicht so sicher, aber in den Augen der energischen Wirtin gewiss kein Problem. Vor der Abfahrt muss ich noch auf die Toilette, in eine ganz primitive Einrichtung, wie man sie nur noch im primitivsten Militärdienst finden kann. Die einzelnen Kompartimente sind nur durch kleine, lose Tücher voneinander getrennt und so angeordnet, dass die pissenden Männer sich gegenseitig sehen.

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