Sonntag, 24. Juli 2016

Und wir geraten in eine seltsame Gesellschaft, in eine verhexte, verzauberte Welt. Bösartige, hinterhältige Gesellen empfangen uns, freuen sich, dass wir da sind, unter ihnen. Sie nehmen uns in ihre Mitte, es ist ihnen natürlich nicht zu trauen, sie lachen alle unverschämt und triumphierend, ja, es hat ihn erwischt, er ist nicht mehr in seiner besseren Existenz, seiner behüteten Welt, jetzt muss er lernen, was das Leben ist. Wir kennen einen von diesen Kerlen von früheren Zeiten her, er erinnert uns an unsere alte Bekanntschaft und sagt uns etwas Abschätziges, das wir damals über ihn gesagt haben. Ja, das haben wir tatsächlich gesagt, vor zwanzig Jahren, wir haben ja über viele Leute Abschätziges gesagt. Sie seien dem Teufel vom Karren gefallen, das haben wir gesagt, es würde nichts Ordentliches aus ihnen werden, das haben wir angedeutet, mit einem einzigen treffenden Wort, und wir haben damit am Ende recht behalten. Es ist ja wirklich nichts Ordentliches aus ihnen geworden, nur etwas Unordentliches. Unser Bekannter war ein Schlaumeier und Gauner und hat sich nun in der Tat als Schlaumeier und Gauner bewährt, unser Urteil war insofern korrekt, das deutet er nun an, grinsend, wir sind ein kluger Kopf, gibt er uns zu verstehen, aber nun nicht klug genug, um uns aus der Falle zu befreien, von dieser Welt hier kommt keiner mehr weg. Sie haben alle Schreckliches erlebt, das sieht man ihnen an, sie haben wüste, verstümmelte Gesichter, und eine besondere Art von Unholden lebt mit ihnen. Sie sind sehr klein, reichen uns nur bis zu den Knien, sind aber sehr gefährlich, man muss ihnen aus dem Weg gehen, wenn sie erscheinen, denn sie können uns die Beine zerfetzen. Man führt uns zu einer Felswand, bei der es Hunderte von Metern steil in die Tiefe geht, und stürzt sich hier auf Brettern äusserst waghalsig hinunter, wir sehen, wie sich unsere neuen Kumpane in freiem Fall überschlagen, sie fallen und würden zerschmettert, wenn sie nicht im letzten Moment wieder auf die Beine kämen und sicher zum Stehen kommen. Es ist Magie im Spiel, das ist ganz klar, aber was ist mit uns, man lädt uns ein, das Treiben mitzumachen, wir aber zögern, sind nicht sicher, ob uns die Magie auch helfen würde. Wir versuchen, uns zu entschuldigen und die tödliche Fahrt zu vermeiden, was uns auch gelingt, man lässt uns, interessanterweise lässt man uns, wir gehen weg, leben soweit unbehelligt weiter mit diesem traurigen Volk, das im übrigen bedroht ist, es muss sich schützen, zieht an den Abenden eine breite hohe Wand auf, es ist ein dicker alter Teppich, der den urzeitlichen Komplex, in dem wir leben, abschliesst, viel Schutz ist davon nicht zu erwarten. Man sieht ja nun auch gar nicht, ob etwas kommt und was kommt. Und wenn etwas kommt, ist dieser Vorhang mit einem kräftigen Keulenschlag niedergerissen. Wir leben genau genommen nur auf Steinhaufen, und unter den Halbmenschen, mit denen wir leben, gibt es einen Unschuldigen, einen Reinen, Gerechten, es ist dies ein Bürokollege, ein stiller Mensch, der hier abseits von den anderen und unbehelligt sein eigenes Leben lebt. Er zeigt mir einen Schatz, den er vergraben hat, es sind riesige Edelsteine, gross wie Grabsteine, so schwer, dass sie ein einzelner Mann nicht abtransportieren kann. Er sagt mir, er möchte weg und die Steine mitnehmen, nach Brasilien, sagt er, aber er findet dazu natürlich keine Gelegenheit, es ist unmöglich, hier wegzukommen, ohne Hilfe sowieso nicht. Gestalten nähern sich, er muss die Steine schnell wieder vergraben.

Freitag, 22. Juli 2016


Es ist Silvesternacht. Wir sind im Militärdienst und haben in einer kleinen Stadt, in der ein grosses Fest stattfindet, irgendwelche Sicherheitsaufgaben zu erfüllen. Es ist ein unnötiger Aufwand, es gibt nichts zu tun. Wir langweilen uns und würden gerne schlafen gehen. Es muss aber das Ende des Festes abgewartet werden, und dieses Ende kommt erst in den frühen Morgenstunden. Wir sind beunruhigt, denn unser Dienst beginnt am Morgen neu, und es zeigt sich mehr und mehr, dass wir zu keinem Schlaf kommen werden. Gegen fünf Uhr wird die Weisung erteilt, dass wir uns in die Kaserne zurückziehen können. Mir sagt man, dass ich noch die Posten einziehen solle. Es gibt sieben Posten, die über die ganze Stadt verteilt sind. Ich will den ersten Posten besuchen, und ihm den Auftrag geben, zum zweiten Posten zu gehen und die Weisung so von Posten zu Posten weiter zu geben. Der erste Posten ist aber schon verschwunden. Es scheint, dass ich nun der ganzen Kette nachgehen muss, was sehr viel Zeit kosten wird. Jetzt ist nicht mehr an Schlaf zu denken. Wir hoffen aber, dass man eine Ausnahme machen wird und uns ausschlafen lässt, denn es ist nun Sonntag, und unser Dienstbetrieb ist an sich eher locker.

 

Freitag, 15. Juli 2016


Militär. Ich stehe mit einer grossen Gruppe von Soldaten auf einem Platz. Jeder hat vor sich sein Gepäck ausgebreitet, ein ziemliches Durcheinander von Tragtaschen, Rucksäcken und Koffern. Ein Hauptmann geht durch die Reihen und ruft, wir könnten alle viel besser packen und würden dann sicher keinen Koffer brauchen. In meinem Gepäck befinden sich noch kleine Bonbons. Der Hauptmann sieht das und ist verärgert. Ich sage, es seien nur fünf, und ich hätte sie beim Packen gefunden. Ich habe mich im übrigen für eine Sonderaufgabe gemeldet, in der Hoffnung, es so vielleicht leichter zu haben als die anderen. Der Hauptmann hat das bemerkt und sagt jetzt, ich hätte mich verrechnet, ich hätte keinerlei Erleichterung, sondern eher einen schwereren Dienst. Ich müsste nämlich dreimal in der Woche eine Stunde früher aufstehen und am Abend länger arbeiten als die anderen. So könne es kommen, wenn man es leichter haben wolle.

Donnerstag, 7. Juli 2016


Römische Welt. Ich werde als alter Mann mit einer Gruppe von etwa fünfzehn Personen von römischen Soldaten in einer fensterlosen, leeren Kammer festgehalten. Aus einem mir unerklärlichen Grund werden drei von uns zum Tode verurteilt, wobei das Los entscheiden soll. Wir erhalten kleine farbige Fetzen aus Stoff, ich eine kleine grüne Banane. Ein Centurio zieht Lose von der gleichen Art aus einem Tongefäss. Gleich das erste Todesurteil betrifft den Besitzer der grünen Banane. In zehn Tagen soll ich um 6.30 Uhr geköpft werden. Ich nehme das Urteil gelassen hin und sage zur Gruppe, das sei ja eigentlich ganz gut, denn ich sei der Älteste und hätte ohnehin nicht mehr lange zu leben. Auch vor der Enthauptung habe ich keine Angst. Dann dürfen wir uns relativ frei bewegen. Im Laufe der zehn Tage wechseln aber die Bewacher und überhaupt die politischen Umstände, und es scheint, als ob man uns und die Urteile vergessen hätte. Es ist gut möglich, dass wir jetzt alle davonkommen. – Ich erwache. Es ist 6 Uhr, und ich befürchte, dass jetzt um 6.30 Uhr etwas passiert, keine Hinrichtung, aber ein Herzschlag. Ich gehe den Traum nochmals durch und komme zum Schluss, dass das Urteil vielleicht um 5.30 Uhr hätte vollstreckt werden sollen. Das beruhigt mich und ich schlafe nochmals ein.