Ein gutes Dutzend
Leute dringen rücksichtlos und mit Gewalt in unsere Räumlichkeiten, öffnen
Schränke und Schubladen, beginnen, Akten zu studieren. Es sieht aus wie ein
Überfall, wir verstehen nichts und bekommen auch kaum Auskunft. Eine Frau
taucht auf, stellt sich sogar vor, als Frau Häuptliger oder sowas, wir können
ja Namen nie behalten, und sagt, sie müsse die Fürsorgliche Zusammenfassung machen. Was soll das, brummen wir,
haben Sie denn einen Auftrag? Können Sie mir diesen Auftrag zeigen? Sie geht weiter,
einer der Eindringlinge sagt uns, der Herr Stadler habe diesen Auftrag. Der
Herr Stadler ist jedoch sehr beschäftigt, wir sehen ihn nur kurz wie vergiftet
durch die Räume eilen, dann verschwindet er wieder. Ein anderer sagt zu mir, er
sei für den Zivilschutz da, er mache den Zivilschutz. Ja, was soll das. Es geht
offenbar, soviel wird uns langsam klar, um eine gegen uns laufende
Untersuchung, die irgendeine Instanz angeordnet hat. Also bitte, untersuchen
Sie den Zivilschutz, sagen wir, es gibt dazu rund hundert Ordner mit
Regelungen. Und wir beginnen uns zu verteidigen. Wir haben diese hundert Ordner
nie berührt und nie studiert, weil wir nie Zeit gefunden haben. Wir sagen, wir
würden schon jetzt zwei Stunden pro Tag für unsere Aufgaben aufwenden, mehr
seit uns doch nicht zumutbar, es handle sich doch um ein Milizamt. Man hört
aber nicht auf uns uns arbeitet weiter mit der unheimlichen Energie von
Wirtschaftsprüfern. Wir bleiben ruhig, haben kein schlechtes Gewissen und sind
zuversichtlich, dass sich die Sache aufklären lassen wird.
Samstag, 28. November 2015
Donnerstag, 26. November 2015
Wir sitzen am Ufer eines Gewässers in einem Rollstuhl, allerdings ohne
Krankheit oder Verletzung, sondern einfach weil wir müde sind und es keine
anderen Sitzgelegenheiten gibt. Eine jüngere Frau, die auch in einem Rollstuhl
sitzt, fährt nun zu uns hin und möchte wohl gerne mit uns (als einem
Leidensgenossen) Bekanntschaft machen. Die Frau ist stark behindert und kann
sich kaum bewegen. Besonders hässlich ist ihr Mund, der eigentlich nur aus
grossen Hautfalten besteht. Wenn sie aber redet, bildet sich doch ein richtiger
Mund, und ihr Gesicht wirkt jung und klug. Wir unterhalten uns tatsächlich
recht gut, wobei uns die Inhalte entgehen, wir haben einfach das angenehme
Gefühl, uns gut zu unterhalten. Nun treten auch noch drei weitere junge Frauen
zu uns. Sie sind wohl Verwandte oder Schwestern der Invaliden. Alle drei sind
gesund und hübsch und lassen erkennen, dass wohl auch aus unserer neuen
Bekanntschaft eine solches Wesen hätte werden können. Die drei Frauen scheinen
sich zu freuen, dass wir uns unterhalten haben, und würden es wohl gerne sehen,
wenn sich daraus weiteres ergeben würde. Aber wir sind ja nicht invalid, wie
alle meinen, wir haben einfach nur kurz auf einem Rollstuhl Platz genommen.
Dienstag, 10. November 2015
Wir befinden uns im Hochgebirge, stehen in grosser
Höhe in einem breiten, steilen, von Geröll bedeckten Hang. Links und rechts von
uns gehen schmale Steinlawinen nieder. Diese sehen zunächst ungefährlich aus,
werden aber plötzlich grösser und zwingen uns, auf ein kleines Plateau
auszuweichen, wo wir uns sicher glauben. Die Steinlawinen werden aber immer
gewaltiger, riesige Brocken donnern in eine unauslotbare Tiefe. Wir fühlen uns
noch immer sicher. Dann aber explodiert der gesamte Berg förmlich, und ein
grosser Teil des Plateaus, auf dem wir stehen, kippt weg. Jetzt ist alles
möglich, auch wir sind äusserst gefährdet und stehen nur noch auf einer kleinen
Fläche, währenddem rings um uns alles schwankt und in die Tiefe sinkt.
Wir werden besucht, in einer Waldlichtung, von einem gegnerischen Stamm. Es geht zu unserer Überraschung sehr militärisch zu und her, es kommen gepanzerte Fahrzeuge mit gut ausgerüsteten Soldaten. Das Ganze scheint uns sehr verdächtig, wir wünschten uns die Alarmierung der Schweizer Armee, mindestens tausend Soldaten wären nötig, denken wir, um diese Bande zu entwaffnen. Wir werden nun weggeführt, mit einer undurchschaubaren Absicht, nicht freundlich, aber auch nicht unfreundlich. Wir begegnen im Wald Spaziergängern und denken, dass wir uns doch bemerkbar machen und Hilfe verlangen könnten, wagen es aber nicht.
Sonntag, 1. November 2015
Ich
werde hingerichtet, in einer Gaskammer, die aus einer Kabine einer Stadtbahn
besteht, in welcher normalerweise Touristen durch die Stadt schweben können.
Ich erhalte noch eine Beruhigungsspritze, verspüre aber keinerlei Auswirkungen.
Die Kabine fährt los, und von aussen wirft eine Assistentin die
Zyankalikügelchen in einen Behälter, aus dem nun graues Gas gegen die Decke
strömt. Ich verspüre nichts. Bei einer nächsten Station steigen sogar einige
Menschen in unsere Kabine, die glauben, es gebe hier freie Plätze. Wir erklären
ihnen aber, dass eine Hinrichtung stattfinde, worauf sie entsetzt wieder
aussteigen. Ich selber steige am Ende auch aus, nicht hingerichtet, begebe mich
aber brav zurück zum Verwaltungszentrum der Strafvollzugsbehören. Dort hat man
mich bereits verzweifelt gesucht und ist böse auch mich, dass ich nicht früher
erschienen bin. Jetzt ist es nämlich bereits 17.30 Uhr, und die Beamten sind
dabei, nach Hause zu gehen. Mit von der Partie sind jetzt auch ehemalige
Arbeitskollegen, die schallend lachen, als sie meine Geschichte hören. Damit
könnte man sehr wohl an die Presse gelangen, das gäbe einen Riesenskandal,
meinen sie. Auch die Assistentin, die die Kugeln eingeworfen hat, ist wieder da
und führt mich durch die Gänge. Ob das nicht wahnsinnig absurd sei, will ein
Arbeitskollege wissen. Nein, sage ich, es ist nicht absurd, es entspricht ganz
meinem bisherigen Leben. Man ruft von hinten, ich solle mich gefälligst
beeilen, worauf ich extra langsam gehe, mit ganz kleinen Schritten. Wenn jetzt
noch weiter Dummes geschieht, sage ich zur Assistentin, so gehe ich an die
Presse. Ich bin aber ein bisschen besorgt, denn wenn jetzt Feierabend machen
wollen, so könnten sie vielleicht auf die Idee kommen, mich zu erhängen oder zu
erschiessen, was einfacher wäre als eine erneute Bahnfahrt.
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