Freitag, 17. April 2015


Es ist Silvesterabend. In der ganzen Stadt ist viel los, überall sind Leute unterwegs, alle Beizen sind voll. Wir essen in einer grösseren Gruppe an einem langen Tisch, der im Eingangsbereich eines Restaurants in einer hohen Halle steht, die auch als Durchgang zwischen zwei Gassen dient. Versammelt sind unsere Familie, Mutti, Vati, mit Nachbarn und Bekannten. Ich bin etwa zwölf oder dreizehn Jahre alt. Wir sitzen auf einer Bank in einer Reihe. Uns gegenüber nehmen andere Gäste Platz. Gegenüber der Mutter nimmt überraschenderweise mein Grossvater Platz, mit dem wir seit langem nicht mehr verkehren. Mutti erkennt ihn gar nicht, denn er sieht recht gut und rüstig aus. Schliesslich stüpft Vati die Mutti und macht sie auf ihren Vater aufmerksam. Mutti erschrickt und will nun durch eine besonders freundliche Begrüssung ihren Fehler gutmachen. Beide stehen auf und küssen sich über den Tisch hinweg. Der Grossvater wischt sich Tränen aus den Augen. Später steht Mutti hinter dem Grossvater an der Wand und redet mit ihm. Wir essen recht gut, es wird uns etwas in Pfannen serviert, Spätzli oder sowas, mit viel Käse und Fleisch. Es wird noch ein Supplement serviert werden, und bis dahin verlassen alle den Tisch um draussen zu rauchen. Ich bleibe alleine zurück und muss nun den langen Tisch gegen neue Gäste verteidigen, die verzweifelt nach einer Sitzgelegenheit suchen und glücklich auf den leeren Tisch zuströmen. Ich weise darauf hin, dass der Tisch besetzt sei, und zeige auf die Taschen und Jacken, die noch an den Stühlen hängen. Die Leute werden böse und ziehen verärgert weiter. Einmal erscheint eine Blinde, ihr langer Stock zeigt direkt auf mich. Ich muss ihn abdrehen, worauf auch die Blinde weiterzieht. Ein etwas komischer Herr, den ich auch abgewiesen habe, steht herum und beobachtet hämisch grinsend meine Bemühungen. Er ist gediegen angezogen, gewiss ein gutverdienender Alternativer. Nun raucht ein anderer direkt neben mir. Ich erkläre ihm, dass er hier nicht rauchen dürfe, was er missgelaunt zur Kenntnis nimmt. Unsere Gesellschaft aber kehrt noch nicht zurück, und wir warten weiter vor unserem Tisch. Vermutlich unterhält sich jetzt Mutti mit ihrem Stumpen rauchenden Vater über die Familienangelegenheiten, die zur Trennung geführt haben. Wieder strömen Menschen an mir vorbei. Einmal stürzt eine junge Frau zu Boden, es sieht fast so aus, als hätte ich ihr ein Bein gestellt. Sie ist aber über eine Tasche gestolpert und geht weiter, ohne dass ich von ihr oder ihrer Gruppe Vorwürfe gehört hätte. Nun entspannt sich auch langsam die Lage, weil einzelne Gäste aufbrechen und es freie Tische gibt.

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