Weites
Gelände, grosse Kälte, verschneite Felder, Ausstellungshallen, verlassene Kongresszentren
oder Schulen, wenige Häuser, ein seltsamer Komplex, alles ausserhalb einer
unruhigen Millionenstadt. Wir haben mit unseren grossen Töchtern einen Anlass
besucht, eine Ausstellung, Kunst, so scheint es. Nach Mitternacht ist der Spuk
zuende, wir wollen in die Stadt zurück, es gibt eine Busverbindung, alle halben
Stunden fährt ein Bus, aber vermutlich nur bis Mitternacht, später gibt es
keine Verbindungen mehr. Wir beeilen uns daher, rennen am Ende mit vielen
anderen, in der Dunkelheit rennen wir durch weite Felder hinüber zur Strasse,
auf der die Busse verkehren, es gibt eine Haltestelle mit Wendeplatz, etwas
unterhalb der Hauptstrasse. Die Zufahrt zum Wendeplatz ist tief verschneit, die
Strasse ist nur noch ganz schmal, auf beiden Seiten hohe Eiswände, darin
eingelassen einzelne Autos, die verschneit und eingefroren worden sind, zum
Teil, so scheint es, mit ihren Insassen. Auf dieser Strasse können gewiss keine
Busse mehr verkehren, sie würden steckenbleiben. Wir gehen dennoch hinab zur
Station, wo natürlich kein Bus steht, wir müssen zurück, wieder hinauf, zur
Haltestelle, wir sind allein, haben die Töchter verloren, hoffen aber, dass wir
uns mit unseren Handys verständigen können. Jetzt gehen wir mit einigen jungen
Leuten, die wir nicht kennen, die Stimmung ist nicht gut, einer von ihnen bewirft
uns mit Schnee, schreit: miteinander oder gegeneinander. Wir tun sehr
beleidigt, protestieren, geht es noch, sagen wir, der junge Mann lässt von uns
ab, geht friedlich weiter neben uns. Wir kommen an einem Vergnügungszentrum
vorbei, in dem noch eine kleine hässliche billige Achterbahn in Betrieb ist, kommen
zur Haltestelle, sehen, dass kein Bus mehr fährt, es wird sehr schwierig sein,
jetzt noch in die Stadt zu gelangen. Von den Töchtern ist nichts zu hören, aber
irgendwo werden wir sie sicher wieder finden, wenn wir nur Geduld haben.
Mittwoch, 29. April 2015
Freitag, 17. April 2015
Es
ist Silvesterabend. In der ganzen Stadt ist viel los, überall sind Leute
unterwegs, alle Beizen sind voll. Wir essen in einer grösseren Gruppe an einem
langen Tisch, der im Eingangsbereich eines Restaurants in einer hohen Halle
steht, die auch als Durchgang zwischen zwei Gassen dient. Versammelt sind unsere
Familie, Mutti, Vati, mit Nachbarn und Bekannten. Ich bin etwa zwölf oder
dreizehn Jahre alt. Wir sitzen auf einer Bank in einer Reihe. Uns gegenüber
nehmen andere Gäste Platz. Gegenüber der Mutter nimmt überraschenderweise mein
Grossvater Platz, mit dem wir seit langem nicht mehr verkehren. Mutti erkennt
ihn gar nicht, denn er sieht recht gut und rüstig aus. Schliesslich stüpft Vati
die Mutti und macht sie auf ihren Vater aufmerksam. Mutti erschrickt und will
nun durch eine besonders freundliche Begrüssung ihren Fehler gutmachen. Beide
stehen auf und küssen sich über den Tisch hinweg. Der Grossvater wischt sich
Tränen aus den Augen. Später steht Mutti hinter dem Grossvater an der Wand und
redet mit ihm. Wir essen recht gut, es wird uns etwas in Pfannen serviert,
Spätzli oder sowas, mit viel Käse und Fleisch. Es wird noch ein Supplement serviert
werden, und bis dahin verlassen alle den Tisch um draussen zu rauchen. Ich
bleibe alleine zurück und muss nun den langen Tisch gegen neue Gäste
verteidigen, die verzweifelt nach einer Sitzgelegenheit suchen und glücklich
auf den leeren Tisch zuströmen. Ich weise darauf hin, dass der Tisch besetzt
sei, und zeige auf die Taschen und Jacken, die noch an den Stühlen hängen. Die
Leute werden böse und ziehen verärgert weiter. Einmal erscheint eine Blinde,
ihr langer Stock zeigt direkt auf mich. Ich muss ihn abdrehen, worauf auch die
Blinde weiterzieht. Ein etwas komischer Herr, den ich auch abgewiesen habe,
steht herum und beobachtet hämisch grinsend meine Bemühungen. Er ist gediegen
angezogen, gewiss ein gutverdienender Alternativer. Nun raucht ein anderer
direkt neben mir. Ich erkläre ihm, dass er hier nicht rauchen dürfe, was er
missgelaunt zur Kenntnis nimmt. Unsere Gesellschaft aber kehrt noch nicht
zurück, und wir warten weiter vor unserem Tisch. Vermutlich unterhält sich
jetzt Mutti mit ihrem Stumpen rauchenden Vater über die
Familienangelegenheiten, die zur Trennung geführt haben. Wieder strömen
Menschen an mir vorbei. Einmal stürzt eine junge Frau zu Boden, es sieht fast
so aus, als hätte ich ihr ein Bein gestellt. Sie ist aber über eine Tasche gestolpert
und geht weiter, ohne dass ich von ihr oder ihrer Gruppe Vorwürfe gehört hätte.
Nun entspannt sich auch langsam die Lage, weil einzelne Gäste aufbrechen und es
freie Tische gibt.
Mittwoch, 8. April 2015
Dann
bin ich auf dem Arbeitsweg, ich gehe zu Fuss, weil es Fasnacht ist und die
Trams in den grossen Menschenmengen nicht vorwärts kommen. Beim ersten grossen
Platz, den ich überqueren muss, treiben Fasnachtscliquen Unfug mit Passanten.
Es sind etwa drei Meter hohe Gestalten, ganz in weiss, die Gespenster
darstellen und durchaus bedrohlich wirken. Ich gehe schnell weiter, will nicht
Opfer dieser Erscheinungen werden. Ich mache einen Umweg und komme in eine
seltsame Gegend. Auf einer grossen Baustelle streiten zwei Arbeiter. Wieder
muss ich ausweichen, ich klettere über allerlei Balken und Zäune und komme am
Ende in einen verwahrlosten Hinterhof einer Abbruchliegenschaft. Eine ältere
Frau, struppig, schmutzig, hässlich, rennt schimpfend herum. Sie wird von einem
grossen, schwarz-weissen Hund verfolgt, der sie aber nicht beissen, sondern nur
vertreiben will. Eine weitere Frau taucht auf, eine junge, erregte Person,
wahrscheinlich eine Hausbesetzerin, auch sie wird offenbar von jemandem
verfolgt und ist in irgendwelche Konflikte verwickelt. Ich ergreife zu meinem
Schutz vorsorglicherweise eine Stange und schwenke diese herum, worauf Frauen
und Hund verschwinden. Nun sollte ich weiter, aber wo es hier in diesem Chaos ein
Durchkommen gibt, ist nicht zu sehen.
Freitag, 3. April 2015
Wir kommen, nach einer
Wanderung, auf einen Bahnhof irgendwo zwischen Schaffhausen und Winterthur und
würden nun gerne nach Winterthur fahren, nach Hause. Es ist drei Uhr
nachmittags, aber es scheint keine Verbindung mehr zu geben. Die Station ist
unbesetzt. Es fahren aber Züge vorbei, es halten auch Züge, und die Kondukteure
gehen mit ihren roten Taschen auf den Perrons auf und ab. Sie erklären uns,
dass es eine Verbindung gebe, aber erst um 23 Uhr, die nur zu den Vororten
führe. Wir könnten demnach in Wülflingen oder Töss aussteigen, was für uns sehr
unbequem wäre. Später haben wir die Idee, doch einfach einen anderen Zug zu
nehmen und nach Zürich oder Schaffhausen zu fahren, von wo es dann sicher
Verbindungen geben wird. Dazu wäre aber ein neues und gewiss teureres Billet
nötig. Wir fahren schliesslich nach Zürich, was aber auch mit Schwierigkeiten
und langen Wartezeiten verbunden ist.
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