Donnerstag, 24. Juli 2014


F***, unser alter Grossvater, feiert im Volkshaus in W*** seinen Geburtstag, er hat viele Verwandte eingeladen, auch uns, wir kommen extra von *** nach W*** und wollen dort auch übernachten. Wir beziehen schon vor der Feier das Hotelzimmer, auch im Volkshaus, ein ziemlich billiges, altmodisch eingerichtetes Zimmer, wo wir plötzlich eine sehr schöne und interessante Musik hören, eine langsame Tanzmusik, alte amerikanische Weisen, mit osteuropäischem Einschlag. Wer das wohl sein mag, denken wir, wir sehen nach und finden im Nebenzimmer sechs Musiker, eine kleine Band, arme Strassenmusikanten, die sich auf dem Weg zurück nach Polen befinden. Einer von ihnen spielt unser Lieblingsinstrument, eine Basstuba, wir fragen sie, ob sie vielleicht kurz auftreten und an der Geburtstagsfeier spielen könnten, so eine halbe Stunde. Das würde 150 Franken kosten, sagen sie, was uns ganz recht ist, wir haben sowieso noch kein Geschenk für F***, können also gut diese Musik mitbringen. Die Gäste haben sich schon versammelt. Wir fragen uns aber doch, wie diese Musiker wohl aufgenommen würden, ob das alle schätzen würden, jedenfalls, so ordnen wir an, sollten sie zuerst Happy Birthday spielen, sehr feierlich und getragen, das würde für eine gute Stimmung sorgen, und erst dann ihre Stücke. Diese könnten vielleicht doch nicht ganz zu diesen alten Verwandten passen, denken wir. Im Gang draussen sehen wir, dass ein Tisch gedeckt und auch bereits Wein in Gläser ausgeschenkt wird, sechs Gedecke, sehen wir, und fragen, für wen das sei. Es sei für die Musiker, sagen mir die Kellner, die sofort davon ausgegangen sind, dass die Musiker auch essen würden. Das würde nun aber zu weit führen, der F***, der eingeladen hat, wird sicher nicht noch sechs weitere Essen bezahlen wollen. Wir sagen also, dass die Musiker nicht essen würden, aber da man ihnen schon die Weingläser gefüllt habe, solle man ihnen doch einfach ein Sandwich geben, wir würden das dann separat bezahlen, was uns ziemlich lästig ist und uns gewiss nochmals über hundert Franken kosten wird.

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