F***, unser alter Grossvater, feiert im Volkshaus in W***
seinen Geburtstag, er hat viele Verwandte eingeladen, auch uns, wir kommen
extra von *** nach W*** und wollen dort auch übernachten. Wir beziehen schon
vor der Feier das Hotelzimmer, auch im Volkshaus, ein ziemlich billiges,
altmodisch eingerichtetes Zimmer, wo wir plötzlich eine sehr schöne und
interessante Musik hören, eine langsame Tanzmusik, alte amerikanische Weisen,
mit osteuropäischem Einschlag. Wer das wohl sein mag, denken wir, wir sehen
nach und finden im Nebenzimmer sechs Musiker, eine kleine Band, arme
Strassenmusikanten, die sich auf dem Weg zurück nach Polen befinden. Einer von
ihnen spielt unser Lieblingsinstrument, eine Basstuba, wir fragen sie, ob sie
vielleicht kurz auftreten und an der Geburtstagsfeier spielen könnten, so eine
halbe Stunde. Das würde 150 Franken kosten, sagen sie, was uns ganz recht ist,
wir haben sowieso noch kein Geschenk für F***, können also gut diese Musik
mitbringen. Die Gäste haben sich schon versammelt. Wir fragen uns aber doch,
wie diese Musiker wohl aufgenommen würden, ob das alle schätzen würden,
jedenfalls, so ordnen wir an, sollten sie zuerst Happy Birthday spielen, sehr
feierlich und getragen, das würde für eine gute Stimmung sorgen, und erst dann
ihre Stücke. Diese könnten vielleicht doch nicht ganz zu diesen alten
Verwandten passen, denken wir. Im Gang draussen sehen wir, dass ein Tisch
gedeckt und auch bereits Wein in Gläser ausgeschenkt wird, sechs Gedecke, sehen
wir, und fragen, für wen das sei. Es sei für die Musiker, sagen mir die
Kellner, die sofort davon ausgegangen sind, dass die Musiker auch essen würden.
Das würde nun aber zu weit führen, der F***, der eingeladen hat, wird sicher
nicht noch sechs weitere Essen bezahlen wollen. Wir sagen also, dass die
Musiker nicht essen würden, aber da man ihnen schon die Weingläser gefüllt
habe, solle man ihnen doch einfach ein Sandwich geben, wir würden das dann
separat bezahlen, was uns ziemlich lästig ist und uns gewiss nochmals über
hundert Franken kosten wird.
Donnerstag, 24. Juli 2014
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