Donnerstag, 8. Mai 2014


Wir gehen aus, meine Frau und ich, in unserer Stadt, wo wir sonst kaum je und immer nur ungern ausgehen, und dazu noch in ein Musical, und Musicals finden wir schrecklich und sehen wir doch nie. Jetzt aber gibt es eine Aufführung, die sehr gelobt wird und doch recht interessant zu sein scheint, zu der wir zudem ein Gratis-Billett haben. Wir sind schon in der Stadt, viel zu früh, 45 Minuten zu früh, was aber vielleicht ganz gut ist, denn wir müssen ja noch das Gratis-Billett umtauschen und ein zusätzliches Billett kaufen. Auf dem Weg zum Theater sehen wir uns noch in aller Ruhe Schaufenster an, an einem exklusiven, sehr teuren Geschäft mit Kosmetikprodukten und Beratungsangeboten gehen wir schnell vorbei, stehen dann aber vor anderen Auslagen still, besehen uns Schuhe, Hüte, Handtaschen, Vasen und Objekte, von denen wir nicht wissen, ob es nun Handtaschen oder Vasen sind. Dann kommen wir zum Theater, die Kasse ist geöffnet, eine Dame erklärt uns sehr freundlich das Platzangebot. Das Gratis-Billett könne für alle Preiskategorien eingetauscht werden. Sie glaubt, dass wir von der Presse sind und will uns Plätze auf der Pressetribüne geben. Dieses Angebot lehnen wir aber ab. Dann vielleicht hier, auf der Bühne, oder dort, direkt bei den Musikern? Es ist eine neuartige, interessante Aufführung mit Zuschauerplätzen, die mitten im Theatergeschehen sind. Einen solchen Platz wollen wir aber auch nicht und wählen schliesslich eine relativ traditionelle Platzierung, in einer der Reihen vor der Bühne, wo wir glauben, dass man uns nicht von allen Seiten her sieht. Jetzt ist es sieben Uhr, die Vorstellung beginnt in einer halben Stunde, Zuschauer sind noch nicht erschienen. Wir freuen uns halbwegs auf diese Aufführung und gehen davon aus, dass sie uns gefallen wird, es kann nicht schaden, wenn man einmal etwas Neues und Ungewöhnliches sieht.

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