Der
Palast soll angezündet werden! Das Anzünden wird vorbereitet, mehrere
subalterne Tempeldiener arbeiten eifrig daran, verlegen in den ehrwürdigen
holzgetäferten Räumen ein langes breites braunes Band, das angezündet überall
ein gewaltiges Feuer entfachen wird. Warum das geschehen soll, ist eigentlich
nicht ganz klar. Ich beteilige mich nicht an den Arbeiten, habe auch einige
Bedenken, befürchte vor allem, dass Menschenleben gefährdet sein könnten. Aber
irgendwie liegt die Urheberschaft doch ganz klar bei mir. Ohne dass ich je
einen Auftrag gegeben oder auch nur davon gesprochen hätte, habe ich doch zu
dieser Tat angestiftet. Ich lade im übrigen natürlich auch Schuld auf mich,
weil ich jetzt ja die Arbeiten stoppen könnte. Das tue ich aber aber nicht,
weil ich doch klammheimlich damit einverstanden bin. Zudem erscheint ein
Kollege und ranghoher Funktionär, der mir grinsend gratuliert und ruft, es sei
ganz gut, was wir da machen würden. Dann erscheint eine Kollegin, ganz verwirrt
und ausser sich. Auch sie gebietet dem Treiben nicht Einhalt, sondern sagt nur
bedeutsam, dass sich dann auf einer Halbinsel im ***see noch eine wichtige
Persönlichkeit aufhalte. Wer das ist, sagt sie nicht, das gehört zu ihrer
üblichen Geheimnistuerei. Die Mitteilung betrifft uns aber nicht, denn der
Brand wird sicher den ***see nicht erreichen. Ich gehe zurück in mein Büro, mit
sehr gemischten Gefühlen. Da eilen Sicherheitsleute an mir vorbei. Ich halte
mich nun nicht mehr zurück und sage ihnen, wohin sie sich wenden sollten. Dann
erscheint auch Militär, eine grössere Gruppe von Soldaten drängt an mir vorbei.
Jetzt ist es klar, dass die Brandstiftung verhindert wird. Es ist aber auch
klar, dass sie als grosses und schwerwiegendes Verbrechen eingestuft wird. Ich
stehe weiter herum, viele Menschen versammeln sich und besehen sich das braune
Band. Ein hoher Beamter aus dem Verteidigungministerium nähert sich mir und
bittet mich, ihm zu folgen. Es ist klar, dass ich verhaftet worden bin. Weniger
klar aber ist die Schuldfrage. Man wird mir kaum irgendeine direkte Schuld
nachweisen können. Die einzige Schuld ist meine blosse Präsenz, die offenbar zu
Taten dieser Art verleitet.
Montag, 12. Mai 2014
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