Montag, 4. November 2013
Es ist Nacht, fünf Uhr, wir liegen im Bett, in
der alten Wohnung, in der wir lange gelebt haben, neben uns liegt die Mutter,
die bei uns auf Besuch ist. Wir hören, wie jemand mit schweren Schritten die
Treppe hinaufkommt, in die Toilette geht und die Türe mit lautem Knall
schliesst. Wer kann das sein? Vielleicht ein Gespenst? Was tun? Im Nebenzimmer
schlafen die Kinder. Wir bewegen uns, machen etwas Lärm, um den Eindringlich zu
verscheuchen. Alles bleibt still. Haben wir uns vielleicht geirrt? Wir rufen
nun sogar um Hilfe, zweimal Hilfe, Hilfe, der Nachbar wird uns gewiss hören, er
hört ja immer alles. Nun wird es der Mutter zuviel, sie geht entschlossen
hinaus und öffnet die Türe zur Toilette. Sie kann nur noch äusserst erstaunt
lueg emal sagen, das sind ihre letzten Worte. Wir gehen auch hinaus und sehen
nun nur noch Farben und Formen, Kuben, Pyramiden, Dreiecke, alles leuchtet, die
Flächen, aber auch die Begrenzungen. Die Toilette hat sich aufgelöst, auch die
Mutter ist verschwunden. Eine Verwandlung! Eine Kristallisation! Eine
Emanation. Verwandelt sich das wieder zurück in unsere harmlose gute
Familienwelt, oder ist das nur der Anfang eines endgültigen Prozesses, werden
wir auch erfasst, verschwinden wir auch? Wir erwachen, haben aber grosse Mühe,
uns zurechtzufinden. Wir wagen nicht, uns zu bewegen, sehen dann aber, dass
unser Bett nicht dem Bett entspricht, in welchem wir im Traum lagen. Dort
stiegen wir rechts aus dem Bett, hier aber steht das Bett zur Wand, und wir
steigen links aus ihm, das zeigt uns, dass wir geträumt haben und getrost
aufstehen können. Wir machen das und gehen, wie jede Nacht, angstfrei auf die
Toilette.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen