Wir
hatten es in unserem Zimmer mit einer sehr aggressiven und gefährlichen Art von
Würmern zu tun. Die Würmer waren fingerlang und schwarz und lebten unseren
Körpern. Sie lagen in ihrem Ruhezustand in einem kleinen Röhrchen, einem
muschelartigen Gehäuse und konnten so auch problemlos eingesammelt und
weggeworfen werden. Einige Würmer waren aber bereits aus ihrer Behausung
ausgebrochen und erwiesen sich als äusserst bewegliche Tiere, die kaum mehr
eingefangen werden konnten. Man konnte sie nur wieder einsammeln und in einen
unbeweglichen Zustand versetzen, wenn man ihnen das Röhrchen präsentierte und
sie Lust hatten, wieder hineinzuschlüpfen. Die Würmer, die wir nicht mehr
fangen konnten, versuchten wir mit einem Messer zu zerschneiden. Das gelang
auch, aber die Teile machten sich sofort selbständig und zeigten die gleichen
Eigenschaften wie die ganzen Würmer. Wir mussten sehr darauf achten, dass wir
mit ihnen nicht in Berührung kamen, denn in diesen Fällen hätten sie sich
schnell in unseren Körper hineinarbeiten können. Wir zerstückelten also weiter,
waren aber plötzlich von vielerlei farbigen Insekten umgeben. Grosse Mücken
traten auf, in allen Farben und Formen, und an der Wand waren plötzlich auch
langbeinige grün und gelb gemusterte Spinnen zu sehen. Es waren dies Insekten,
die sich aus den Würmern entwickelt hatten, sie waren aus den Würmern
ausgeschlüpft. Wir begannen, diese Tierchen zu zerquetschen, was recht gut
gelang, denn sie flohen nicht, wenn man sich ihnen näherte.
Dienstag, 26. November 2013
Freitag, 22. November 2013
Wir
befinden uns in einem Lager, einem Zentrum, sehr viele Leute sind da, haben
irgendein Treffen, eine Schulung, die Räume sind überfüllt, vor den Toiletten
bilden sich Warteschlangen, wir sollten scheissen, finden aber nirgends freie
Toiletten, ausser bei den Frauen, dort gibt es leere Kabinen, denn der
Frauenanteil in dieser Gesellschaft ist klein. Dort wollen wir uns aber nicht
vordrängen, das würde nicht geschätzt, wir gehen hinaus, draussen, gegenüber
unserem Gebäude, gibt es einen schäbigen Parkplatz und Haltestellen für Busse,
dort wird man vielleicht auch sein Geschäft verrichten können, denken wir. Tatsächlich,
es gibt dort ein elendes Loch, ein Plumpsklo, das so verschmutzt ist, dass wir
es auch nicht benutzen können, denn ein übler Bursche, eine düstere
Erscheinung, die in einem alten Auto geschlafen hatte, hat uns sofort entdeckt
und verfolgt, er bedrängt uns nun in der Toilette, die eigentlich nicht viel
mehr als eine Erdhöhle ist, er klammert sich fest an uns, wir können uns aber
lösen und ihn wegstossen, er stürzt schwer, wir müssen fliehen, überprüfen
blitzschnell die verschiedenen Fluchtmöglichkeiten, Autostopp, das wäre
denkbar, auch wenn der Kerl selber ein Auto hat und uns womöglich verfolgen
wird. Im Camp hat es übrigens auch eine Bar, mit einem sehr geschäftstüchtigen
Barkeeper, der mit allen möglichen Dingen handelt. Wir bringen zwei Sachen mit,
die wir verkaufen möchten, eine Maske, vermutlich ein völlig wertloses Souvenir
aus Kreta, dann aber auch eine etwa siebzig Zentimeter hohe schmale Vase, sehr
fein gearbeitet, mit filigranen Verzierungen, diese Vase ist vermutlich echt,
mindestens viertausend Jahre alt. Der Wirt bietet mir sofort zweihundert
Franken, was sehr verdächtig ist, wir sagen: sechstausend.
Donnerstag, 21. November 2013
Eine
Art von Familientreffen findet statt, wir besammeln uns in einer Landbeiz,
keiner sehr vornehmen, und brechen auf zu einem kleinen Spaziergang, der über
eine schmale, sehr steile Treppe in die Ebene hinunterführt. Die Leute steigen
hinab, nicht ohne Schwierigkeiten, und müssen sich gut am Geländer festhalten,
das rechts angebracht worden ist. Am Schluss folgt die Urgrossmutter, eine sehr
kleine, aber sehr bewegliche Frau, die sich aber nicht zurechtfindet und am
Ende in ihrer Verwirrung das Geländer besteigt und darauf hinunterturnt, wie
ein kleiner Schimpanse, dies zum Entsetzen der Zuschauer. Wir eilen herbei und
nehmen die Urgrossmutter auf den Arm, sie ist nicht viel grösser als ein
Kleinkind, wir tragen sie den anderen nach, verlieren aber den Kontakt und
kommen so zum Restaurant zurück, fragen dort nach dem Ziel, zu dem die anderen
aufgebrochen sind, es ist ein altes Kloster, nicht weit von hier, einige
Minuten, gleich um die Ecke. Draussen hat es nun aber stark zu regnen begonnen,
die Strasse steht bereits unter Wasser, obwohl sie sich ja in einiger Höhe
befindet. An ein Durchkommen ist nicht zu denken.
Sonntag, 10. November 2013
Ein
hoher Besuch besichtigt unser Kantonnement. Alles ist blitzsauber und jedes
Zahnbürsteli an seinem Platz. Trotzdem entsteht ein kleiner Skandal. Nach dem
Besuch erscheint der Verteidigungsminister persönlich und führt uns wütend vor
eine Wand. Was gibt es denn dort, uns ist kein Verstoss gegen die strengen
Regeln bewusst. Und doch, schaut hier, ruft der Minister, diese Häschen. Wir
stehen hinten in der Menge der Soldaten und sehen nichts. Was soll es dort
haben, fragen wir einen Kameraden, mit dem wir auch schon im Gymnasium
beisammen waren und der immer alles wusste. Häschen, sagt er, Häschen. Wir
wagen nicht weiter zu fragen, versuchen unser Glück aber beim Hinausgehen noch
bei einem anderen Kameraden. Was sind denn Häschen, frage ich ihn. Es sind
Punkte, die man beim Kauf von Coca Cola bekommt und sammeln kann.
Montag, 4. November 2013
Es ist Nacht, fünf Uhr, wir liegen im Bett, in
der alten Wohnung, in der wir lange gelebt haben, neben uns liegt die Mutter,
die bei uns auf Besuch ist. Wir hören, wie jemand mit schweren Schritten die
Treppe hinaufkommt, in die Toilette geht und die Türe mit lautem Knall
schliesst. Wer kann das sein? Vielleicht ein Gespenst? Was tun? Im Nebenzimmer
schlafen die Kinder. Wir bewegen uns, machen etwas Lärm, um den Eindringlich zu
verscheuchen. Alles bleibt still. Haben wir uns vielleicht geirrt? Wir rufen
nun sogar um Hilfe, zweimal Hilfe, Hilfe, der Nachbar wird uns gewiss hören, er
hört ja immer alles. Nun wird es der Mutter zuviel, sie geht entschlossen
hinaus und öffnet die Türe zur Toilette. Sie kann nur noch äusserst erstaunt
lueg emal sagen, das sind ihre letzten Worte. Wir gehen auch hinaus und sehen
nun nur noch Farben und Formen, Kuben, Pyramiden, Dreiecke, alles leuchtet, die
Flächen, aber auch die Begrenzungen. Die Toilette hat sich aufgelöst, auch die
Mutter ist verschwunden. Eine Verwandlung! Eine Kristallisation! Eine
Emanation. Verwandelt sich das wieder zurück in unsere harmlose gute
Familienwelt, oder ist das nur der Anfang eines endgültigen Prozesses, werden
wir auch erfasst, verschwinden wir auch? Wir erwachen, haben aber grosse Mühe,
uns zurechtzufinden. Wir wagen nicht, uns zu bewegen, sehen dann aber, dass
unser Bett nicht dem Bett entspricht, in welchem wir im Traum lagen. Dort
stiegen wir rechts aus dem Bett, hier aber steht das Bett zur Wand, und wir
steigen links aus ihm, das zeigt uns, dass wir geträumt haben und getrost
aufstehen können. Wir machen das und gehen, wie jede Nacht, angstfrei auf die
Toilette.
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