Dienstag, 4. Dezember 2012

Wir sind unfreiwillig Teilnehmer an einer Volksbelustigung. Ein alter Brauch wird gepflegt, bei welchem ein einzelner Unbekannter, und das sind leider wir, von verschiedenen Cliquen verspottet, herumgeschubst und ganz einfach auch misshandelt wird. Das ganze Jahr schon hat man sich auf dieses Fest gefreut und vorbereitet, wobei die einzelnen Aktionen der Cliquen geheimgehalten werden und Gegenstand von wilden Spekulationen sind. Wir werden also herumgeführt in einem Umzug, von Station zu Station, und müssen viele Gemeinheiten in Kauf nehmen, wirklich verletzen oder töten können sie uns ja nicht, denken wir, das werden sie doch nicht wagen. Jetzt werden wir aber so heftig gegen einen Türbalken gestossen, dass die Brille kaputt geht, der Rahmen und auch ein Glas. Wir weisen die Scherben vor und sagen, dass dieses eine Glas fünfhundert Franken gekostet habe und man uns entschädigen müsse. Der Zwischenfall beruhigt die Gemüter einigermassen, man ist betreten und will nun offenbar noch zu einem guten Ende kommen. Dabei wäre dieses Ende eben gerade der Höhepunkt gewesen, die gefürchtete letzte Phase, in der jeweils die sogenannten Walliser den Unglücklichen übernehmen. Diese Gruppe hat unzählige schwere Matratzen vorbereitet, unter denen sie uns hätte begraben wollen. Man bedeutet ihnen aber, dass sie darauf verzichten und mit uns etwas Harmloses machen sollten. Wir müssen nun ein Spiel mitmachen, eine Art Schaukampf mit einem wilden weissen Schneemann. Er führt grobe Reden, die witzig sein sollten, und alles erwartet, dass wir ihm antworten. Wir finden tatsächlich einige halbwegs lustige Antworten, die ihn milde stimmen und ihn davon abhalten, uns anzugreifen. Es zeichnet sich sogar eine Art Versöhnung ab.

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