Montag, 30. April 2012

Später sind wir an einem Konzert von Bruce Springsteen, das seltsamerweise in einem kleinen schäbigen Saal stattfindet, in dem nicht einmal alle Stühle besetzt sind. Das ist für uns kaum zu fassen, denn Springsteen tritt doch bekanntlich nur in grossen Stadien und vor Zehntausenden auf. Wir sitzen mit einigen wenigen anderen Besuchern hinter der Bühne, wo man auch auf einer Art Empore einige Stühle hingestellt hat. Springsteen erscheint, mit seiner Band und scheint sehr erstaunt zu sein, hier an diesem Unort vor solchem Publikum spielen zu müssen. Er fasst sich aber sofort und legt los in seiner üblichen wohlbekannten und von uns geliebten Art. Nur dass das Publikum brav und still dasitzt und nicht mitgeht. Das bringt Springsteen nicht aus seiner Routine, er arbeitet schwer, lacht, schreit, ruft, ist begeistert, hat sofort seine üblichen Schweissausbrüche, sein Hemd wird klatschnass. Er scheint sich hauptsächlich mit sich selber zu beschäftigen, hängt seinen eigenen Träumen nach, spielt für sich selber und dreht sich sogar vom Publikum weg, wobei er dann aber uns sieht, wie wir hinter der Bühne stumm auf unseren armseligen Stühlen sitzen. Er steht nahe vor uns, blickt auf uns, mit erstaunten Augen, es scheint sich ein Verständnis zu ergeben, er lächelt, produziert  seine Schwerarbeiter-, Glücks- und Heilsgrimassen, übertreibt diese sogar, macht sich über sich selber lustig, dies aber nur für wenige Sekunden. Dann dreht er sich weg und überlässt sich seinen Automatismen. Dass er nicht zufrieden ist, zeigt sich darin, dass es nach wenigen Stücken eine Pause gibt, in welcher wir ihn, da es keine Garderobe gibt, etwas ratlos und enttäuscht mit seinen Musikern herumstehen sehen. Auch die Konzertbesucher stehen herum, sehr unbeteiligt und eigentlich desinteressiert. Die Stimmung ist lausig. Dann ruft Bruce seine Leute wieder auf die Bühne, es geht noch weiter, aber vermutlich nicht mehr lange.

Sonntag, 29. April 2012

Wir standen an einem brausenden Bergbach und sahen, wie zwei junge, noch ganz kleine Löwen und ein Fuchs aneinandergeklammert in der Strömung trieben und zu ertrinken drohten. Nachdem sie für eine gute Weile aus unserem Blickfeld verschwunden waren, sahen wir, wie sich der Fuchs zusammen mit einem der beiden Löwen wieder flussaufwärts arbeitete. Sie bewegten sich dem steilen Ufer entlang und schleppten das dritte Tierchen, das bewusstlos war, mit sich. Wir bemerkten plötzlich einen Weg in die Tiefe, spran­gen hinunter, von einem grossen Fels zum andern, und ergriffen die drei tropfnassen Wesen, die kaum grösser als Plüschtiere waren und sich allesamt problemlos auf den Armen tragen liessen. Wir hielten sie und wunderten uns über ihre Zahmheit und insbesondere über die Zahmheit des Fuchses, der sich schön still an einen sicheren Ort tragen liess.

Dienstag, 24. April 2012


Mit der Familie sind wir in den Hochalpen, besteigen einen Viertausender. Der anspruchsvolle Aufstieg gelingt nur, weil auf der Seite, die wir gewählt haben, eine besonders anspruchsvolle, fast senkrechte Felswand durch eine Seilbahn überbrückt wird. Dann wieder helfen uns fest montierte Leitern. Wir sollten eigentlich solche Touren bewältigen können, haben aber doch plötzlich erhebliche Schwierigkeiten. Wir fühlen uns unsicher, wir haben Schwindelgefühle und können auf keinen Fall mehr in die Tiefe blicken. Zudem behindert uns ein Hammer, den wir unverständlicherweise als Hilfe in den Händen halten. Wir versuchen, ihn in den Gürtel zu stecken, wo er aber nicht befestigt werden kann und herauszufallen droht. Also tragen wir ihn wieder in der Hand, was uns aber auf den Leitern sehr lästig ist. Wir kommen aber am Ende oben an, bei einer grossen Bergstation, wo von der anderen Seite her, die überhaupt nicht begangen werden kann, eine Luftseilbahn hinaufführt. Wir setzen uns erschöpft auf ein kleines Podium, behindern dort aber viele Touristen und müssen wieder aufstehen. Im grossen Gedränge verlieren wir den Kontakt zu unserer Familie und bemerken nicht, dass wir offenbar sogar in die für die Talfahrt bereitstehende Kabine gestossen worden sind. Plötzlich schweben wir nämlich über Gletscher und fahren mit rasanter Fahrt, die die Menschen aufschreien lässt, in die Tiefe. In zehn Minuten sind wir unten im Tal, dummerweise ohne Geld und ohne Ausweise. Wir gehen zum Billett-Schalter und erklären der Angestellten der Bergbahn unser Missgeschick. Wir sollten sofort wieder hinauf, denn man wird uns oben suchen und sehr beunruhigt sein und einen Unfall vermuten. Die freundliche Frau sagt, sie würde uns die Talfahrt nicht berechnen, wohl aber die Bergfahrt, diese koste nun 20 Franken. Soviel haben wir nicht. Es gelingt uns aber immerhin, etwa acht Franken zusammenzukratzen, unter anderem auch mit Münzen, die wir am Boden gefunden haben. Acht Franken genügen aber nicht, die Frau hat kein Erbarmen. Wir fragen, ob sie uns nicht eine Rechung mitgeben könne, worauf sie überlegt. Nein, das geht so nicht, aber vielleicht ist noch eine andere Lösung möglich. Welche das sein wird, erfahren wir nicht mehr, denn wir erwachen. Wir überlegen aber noch weiter, und uns fällt ein, dass wir in diesem Fall doch die Frau hätten bitten können, unsere Gattin anzurufen, ihre Handy-Nummer haben wir ja im Kopf und könnten sie angeben.

Samstag, 21. April 2012

Es verschwinden zwei Taucher spurlos in einem Gewässer, das einem Erwachsenen höchstens bis zur Brust reicht. Wir sind auch Taucher und gehen sie suchen, finden aber in den wenigen Vertiefungen, die der Boden des Teiches hat, nur alte Fischernetze, uralte böhmische Fischernetze. Das Wasser ist etwas trüb, wird aber dann klarer, wir suchen weiter, mit unserer Tochter, als auf einmal ein grosser Schatten auftaucht, im Wasser über uns, wir erschrecken gewaltig, es ist aber nur die Familie, der die Bootsgarage nebenan gehört und die mit ihrem Boot zurückgekommen ist. Ob es aber nicht doch vielleicht diese uns freundlich grüssende Familie ist, der die beiden Taucher zum Opfer gefallen sind, geht uns durch den Kopf.

Freitag, 13. April 2012

Später sind wir in der Antarkis, im Eis, in unterirdischen Eiskammern, in Tiefen, wo schon wieder Wasser zu finden ist, es fliesst rasch und kalt über die Eisböden, knöcheltief und nicht ganz ungefährlich. Man kennt die Gesetze nicht, nach denen sich hier der Wasserhaushalt richtet, es wird sich vielleicht alles plötzlich absenken. Wir aber suchen nach sonderbaren Gebilden im Eis, nach Salzstöcken, das heisst grossen kreisrunden Zylindern, die im Eise zu finden sind, Naturwunder, von denen man nicht weiss, wie sie entstehen. Wir heben sie aus dem Eise, als weisse Platten, von denen aber keine gänzlich unversehrt ist. Alle haben eine grössere kreisförmige Einbuchtung, manche sehen aus wie Ringe, von denen ein Viertel oder Drittel fehlt, aber Bruchstellen sind keine zu finden, es ist alles sehr präzis geschliffen.

Montag, 9. April 2012

Kantonnementstraum. Wir beziehen ein Kantonnement, überall liegen Rucksäcke und Effektensäcke, Wolldecken, Gewehre, die Plätze sind schon verteilt, ich weiss, wo ich schlafen werde, aber da es andere noch nicht wissen, liegt ein Kamerad an meinem Platz. Man raucht, man schwatzt. Ich warte, man muss in solchen Fällen einfach warten, irgendwann löst sich das Chaos auf, jeder hat dann seinen Platz und raucht auch nicht mehr.

Dienstag, 3. April 2012

Wir stehen an einem breiten Fluss, in welchem ein grosser Alligator lebt. Dieser soll nun bekämpft und getötet werden, und zwar von einzeln antretenden Kämpfern, die nur mit einem Speer bewaffnet sind. Wir sind gegen diese Veranstaltung, denn das Vorhaben ist viel zu gefährlich, ein einzelner Mensch wird diesen Kampf sofort verlieren. Jetzt kommt es unvorhergesehen zu einem Kampf, weil eine Gruppe von jungen Männern den Fluss überquert und im knietiefen Wasser vom Reptil angegriffen wird. Die Männer wehren sich mit ihren langen Speeren, das Untier aber greift furchtlos an und vollführt im schäumenden Wasser gewaltige Sprünge. Einzelne der Männer werden gepackt und gebissen, sie können sich aber wieder befreien, und am Ende erreichen alle das andere Ufer. Der Alligator konnte aber auch mit vereinigten Kräften nicht getötet werden, er verschwindet wieder im Wasser.