Montag, 20. Juni 2011

Langer langer Traum. Eine Institution zerfällt, wird aufgehoben, eine Art Kunstakademie, an der wir gearbeitet haben. Die mächtigen Türen können nicht mehr geschlossen werden, Unbekannte dringen in das weitläufige palastartige Gebäude ein, ein Velo wird gestohlen. Wir wollen die Polizei anrufen, erreichen sie aber nicht, auch wenn wir mehrere Handys benützen. Es gibt wohl gar keine Polizei mehr. Wir tragen einige wertvolle Bruchstücke der Kunstsammlung weg, es sind Reste eines Modells einer Skulptur von Michelangelo, einer trägt einen herrlichen Fuss, ein anderer eine grossartige Hüfte, ein dritter ein Stück Schenkel von ganz ausserordentlicher Schönheit. Wir hoffen, dass irgendwann jemals wieder bessere Zeiten kommen werden und jemand wieder diese Formen zusammensetzen und schätzen wird. Wir irren mit den Bruchstücken durch eine riesige alte Stadt. Auf den breiten Strassen sind nur wenige Passanten unterwegs, zweifelhaftes Gelichter, das sich aggressiv bewegt. Wir gehen schnell weiter, können uns vor einer Auseinandersetzung bewahren, verlieren aber dadurch den Kontakt mit den Kollegen und sind am Ende nur noch zu dritt. Wir kommen zum Flussufer und rasten auf einer der Rampen, die zum breiten Fluss hinunterführen. Hier werden wir entdeckt, von einem äusserst strengen und bösartigen Offizier, der uns harte Strafen in Aussicht stellt. Ein Kollege, der eines schweren Vergehens beschuldigt wird, wird sofort verhaftet, mir nennt der Offizier mit schnarrender Stimme ein halbes Dutzend Paragrafen, gegen die ich verstossen haben soll. Es sind aber weniger schwere Vergehen, die ich später verantworten muss. Es scheint, dass wir eine Art von Fahnenflucht begangen haben. Der preussische Offiziersteufel lässt uns also noch in Freiheit, will uns aber immerhin bereits sofort noch einen Denkzettel verpassen. Er befiehlt seiner in gehörigem Abstand wartenden Ordonnanz, uns einige Peitschenhiebe zu versetzen. Der Fuhrknecht besitzt eine lange schwarze Peitsche, mit der er nun grausam lächelnd Mass nimmt, indem er die Peitschenschnur so auf dem Boden legt, dass deren Ende knapp vor unseren Füssen liegt. Er holt aus und lässt die Peitsche knallen. Sie berührt uns aber nicht, es scheint, dass sich der Offizier offenbar doch wohl oder übel an den Rechtsweg halten muss. Er kann uns also nichts antun, will uns aber immerhin einen gewaltigen Schrecken einjagen. Das ist ihm gelungen, wir haben zitternd die Peitschenhiebe erwartet. Sein Zorn auf uns ist aber damit noch nicht gestillt, er ergreift den letzten Meter der Peitschenschnur und knallt nun selber damit hasserfüllt vor unseren Köpfen. Aber auch jetzt berührt uns die Peitsche nicht, wir sitzen ängstlich am Boden und halten weiter die Trümmer der Kopie des Kunstwerkes in den Händen, die grosse Form, die schöne Form, denken wir. Wir erwachen, mit viel Mühe, finden uns lange nicht zurecht und liegen minutenlang erschrocken im Bett.

Keine Kommentare: