Montag, 28. Februar 2011

Wir sind im Weltraum und beobachten aus der Nähe zwei Satelliten. Es sind modernste Konstruktionen mit neuen physikalischen Eigenschaften, die es den Astronauten erlauben, sich in Freizeitkleidung ohne jede Einschränkung auf einer Art von Floss zu bewegen. Es sieht aus, als ob sie sich auf einer abenteuerlichen Flussfahrt befinden würden. Das Problem besteht aber darin, dass sich die beiden Stationen einander nähern und sich demnächst berühren werden. Diese Berührung wird, das wissen wir, katastrophale Folgen haben, weil damit die beiden hochkomplexen Systeme beschädigt werden und kollabieren.

Samstag, 26. Februar 2011

Wir sind im Auto unterwegs, auf einer stark befahrenen mehrspurigen Autobahn geht es nur im Schrittempo vorwärts. Um den Verkehrsfluss zu kontrollieren, hat es von Zeit zu Zeit Ampeln, die uns zum Anhalten zwingen. Zum Glück kommt nun die Abzweigung, die wir nehmen müssen, sie führt auf zwei Spuren über eine längere Strecke bergab und verbreitert sich danach wieder. Mit uns schlagen nur wenige andere Autos diesen Weg ein. Wir und auch die anderen Fahrer sind sehr ungeduldig, wir beschleunigen die Wagen sofort sehr stark. Wir sehen vor uns einen unvorsichtigen Mann, der mit einem Koffer die Strasse überquert. Er hat keine Überlebenschance, er wird von einem uns überholenden Auto überfahren und in Stücke gerissen. Wir sehen, dass die Leiche auch noch von anderen Autos überfahren wird, diese Autos geraten ins Schleudern, drehen sich, stossen zusammen und verursachen einen fürchterlichen Unfall. Wir halten an uns blicken zurück. Auf einer längeren Strecke liegen rauchende, zerfetzte Autos und verletzte oder tote Personen. Wir aber sind ohne Schaden davongekommen und entschliessen uns, auch aus Sicherheitsgründen, für die rasche Weiterfahrt.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Wir schlafen in unserem Bett in unserem Zimmer, haben aber in der Wohnung ein gefährliches menschenfressendes Monstrum, eine Art Polyphem. Wir haben Angst, dass er uns im Schlaf überfällt und die Füsse oder Beine wegfrisst. Wir bleiben daher schlaflos im Bett und glauben, dass wir so doch immerhin das Fabelwesen erschrecken und verscheuchen könnten. Aber sollen wir nun die ganze Nacht wachbleiben? Könnten wir nicht vielleicht ganz einfach die Türe zu unserem Zimmer abschliessen? Das haben wir noch nie gemacht, und wir wissen auch nicht, ob die Türe überhaupt abschliessbar ist. Mit diesen Überlegungen erwachen wir und bleiben noch eine ganze Weile wie gelähmt liegen, in Erwartung der Dinge.

Sonntag, 13. Februar 2011

Es gibt eine kleinere Politkatastrophe. Man hat im Bereich des Konkursrechtes mit viel Aufwand eine riesige mehrteilige Gesetzgebung beschlossen. Es erweist sich nun, dass Fehler begangen worden sind, Irrtümer, Verwechslungen, Missverständnisse, und dass die Beschlüsse wieder rückgängig gemacht werden müssen. Es findet eine Sitzung mit den Kaderleuten statt, wir treffen uns in einem Sitzungszimmer und stehen ratlos herum. Ein Vorgesetzer erscheint, Mitglied der christdemokratischen Partei, er erinnert uns an einen der Deutschlehrer, die wir gehabt hatten, einen frommen, beschränkten Katholiken. Er berichtet kurz über den Misserfolg, traurig, aber gottergeben. Wir, mit unserer forschen Art, würden gerne der Sache nachgehen und nach den Gründen des Versagens fragen. Wir wagen es aber nicht. Er schliesst seine Betrachtungen mit dem Satz. „Es soll doch jetzt bitte jemand sagen, dass die Welt viel besser eingerichtet ist, als es scheint.“ Man lacht leise, steht noch etwas herum und geht dann gemeinsam in die Mittagspause. Wir gehen, wie immer in solchen Fällen, unsere eigenen Wege.

Samstag, 5. Februar 2011

Wir sind allein unterwegs, gelangen auf einer weiten Reise auf eine Landzunge im Nordwesten Asiens, von welcher aus man in einiger Ferne drei Inseln sieht. Zwei davon, Hokaido und Okinawa, gehören zu Japan, die dritte Insel gehört zu Russland und hat einen russischen Namen. Wir sind erstaunt, diese Inseln, die doch wohl in fünfzig oder hundert Kilometern Distanz von uns sind, so klar sehen. Wir denken an die Frühzeit der Menschheit, in welcher die Besiedlung von Inseln im Pazifik erfolgt ist, und sehen nun, dass diese Eroberungen von neuen Lebensräumen eigentlich recht leicht war. Von diesen Inseln aus wird man gewiss weitere Inseln sehen und somit ohne grosse Navigationskünste und Mühen auch nach Japan gelangen. Wir befinden uns in einem sehr zivilisierten asiatischen Land, alle haben Autos, Notebooks, modernste Technik, und die Menschen sind freundlich und lächeln unaufhörlich. Wir gehen schwimmen, sitzen in einer herrlichen Landschaft auf flachen Felsen und sehen hinunter ins klare Wasser und hinaus zu den Inseln. Eine junge wunderschöne Asiatin legt sich zu uns, ohne jede Scheu, es scheint dies Landessitte zu sein, Gastfreundschaft. Wie heisst du, fragen wir sie. Monnika, sagt sie. Sie springt ins Wasser, wir ihr nach. Es zeigt sich, dass sie noch ein Kind ist, sie trägt an den Oberarmen aufblasbare Flügeli, die sie beim Schwimmen unterstützen, und strebt nun von uns weg hin zu einem Bassin, in dem sich weiter Kinder tummeln. Unsere erste Annahme, dass sie uns gehöre, bewahrheitet sich nicht. Wir steigen aus dem Wasser, wollen duschen und den Mund spühlen, was sehr kompliziert ist. Später dann ein Telefongespräch mit der Gattin, wir erklären ihr, wo wir sind, das gelingt uns aber nicht befriedigend. Wir kennen die komplizierte Geschichte dieser Regionen nicht, wissen nicht, wie es sich mit den drei Inseln draussen im Meer verhält, wissen nur, dass es Streit gibt um sie. Wir können der Gattin dummerweise auch den Namen des Landes nicht sagen, in dem wir uns befinden. Es ist ein asiatisches Land, das ist klar, aber nicht China, nicht Taiwan oder Korea, sondern etwas anderes, eine Art Thailand. Was wir sagen können, ist, dass der Name des Landes lang ist und mit dem Buchstaben B beginnt.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Wir sind an einer Veranstaltung des Dienstes, auf dem Lande, in der Ostschweiz, wir nehmen teil an einer Art Seminar. Zunächst präsentiert der Informatikdienst neue revolutionäre Arbeitsmittel. Wir stehen in einer Halle, vorne gibt es keine Projektionsfläche, sondern eine Bühne, auf der eine dreidimensionale Präsentation erfolgt, es sind zunächst Kinder zu sehen, die auf einem Kletterturm spielen, sie steigen hinauf und hinunter, drehen sich auf den Stangen um ihre eigene Achse, alles sehr farbig und sehr schnell und sehr beeindruckend. Die Informatiker sind entsprechend stolz auf diese grossartige neue Methode, sie tun so, als ob hier echte Kinder aufgenommen worden wären, wir aber glauben, dass es Artefakte sind, Trickfiguren, denn so schnell und sicher würden sich wirkliche Kinder nicht bewegen. Die Informatiker sind von unserer Äusserung natürlich nicht begeistert, es geht aber alles gleich weiter, wir müssen nun dislozieren, es geht auf die andere Seite der Hügelkette, ein recht weiter Weg, weil wir mit unseren Autos noch einen Nationalpark umfahren müssen. Ein Mitglied der Geschäftsleitung, das uns den Weg hätte zeigen sollen, ist schon verschwunden, wir müssen ihn nun selber suchen, kommen zu einer Ortschaft, deren Häuser weit verstreut an einem Berghang liegen, dort oben muss irgendwo das Zentrum sein, wo unser Kurs stattfindet, wir wissen aber nicht wo. Glücklicherweise ist der Name, Berglust oder sowas, auf einer zerknitterten alten Karte eingezeichnet, die eine Kollegin mitgenommen hat, wir fahren schmale Strässchen hoch und finden das Haus, ein grosses Bauernhaus, mit einem Versammlungsraum, der wohl auch für die Zusammenkünfte der hier sehr verbreiteten Sekten verwendet wird. Es geht jetzt auch wirklich ganz sektenhaft zu und her, man sitzt herum, sehr viele Leute erscheinen, die nicht zu unserem Dienst gehören, Leute vom Land, Bauern drängen sich, wir haben einen Stuhl gefunden, viele andere nicht. Es ist nicht ganz klar, was überhaupt gemacht werden soll. Ein Prediger reicht uns kleine Zettel, auf denen die Nummern von Liedern stehen. Wir sind natürlich entsetzt über den Gedanken, dass wir hier Kirchenlieder singen sollten, betrachten die Zettel aber offenbar so fachmännisch, dass man glaubt, wir könnten die Auswahl bestimmen. Man reicht uns weitere Zettel mit weiteren Nummern, wir halten sie ratlos in den Händen, es bildet sich ein Kreis um uns, der gerne Entscheidungen hören möchte. Wieviele Lieder wollen wir singen, fünf oder sechs? Das geht ja eine Stunde denken wir, und wir sind doch nicht gekommen, um fromme Lieder zu singen. Wir geben die Zettel zurück, zucken die Schultern, stehen auf, und schon sitzt ein anderer auf unserem Stühlchen. Die Sache will uns nicht gefallen, wir gehen vor das Haus, wo einige weitere Menschen stehen. Die Aussicht ist schön, man sieht die Hügelketten des Nationalparks, könnte von hier aus Wanderungen unternehmen. Es fahren auch Kutschen vorbei, in denen vergnügte Wanderfreunde sitzen. Was tun? Es ist alles ganz schlecht organisiert, nichts ist vorbereitet, man steht und sitzt herum, wird wohl bald die frommen Lieder singen. Es sind eigentlich gar nicht viele Kolleginnen und Kollegen da, die meisten sind irgendwie verschwunden, die Mehrzahl der Menschen sind uns unbekannt. Wir beschliessen, zu verschwinden und uns auf den Heimweg zu machen, was zwar beschwerlich sein wird, weil wir den öffentlichen Verkehr benutzen müssen, vermutlich eine Buslinie. Man wird unsere Abwesenheit gewiss nicht weiter bemerken. Wir gehen also zu Fuss hinunter zur Hauptstrasse, die durch das Tal führt, und suchen dort eine Haltestelle. Wir sind zuversichtlich, dass wir noch nach Wil kommen werden, denn es ist ja noch nicht spät, es ist erst fünf Uhr am Nachmittag, da werden gewiss noch Busse fahren, wenn auch vielleicht nur noch alle Stunden.