Montag, 13. September 2010

Wir nehmen an einem Anlass teil, im Ausland. Eine einfache, dörfliche Abendunterhaltung. Ein kleiner Saal eines Gasthofes oder Gemeinschaftszentrums füllt sich langsam mit Leuten, alle aus der Umgebung, alle unbekannt. Es sind aber, wie wir wissen, auch einige Schweizer eingeladen, hohe Beamte, vielleicht sogar Bekannte von uns, die hier in der Gegend in den Ferien sind. Da wir die ersten Schweizer sind, die eintreffen, wollen wir einen Tisch für die anderen reservieren. Es gibt zur Bühne hin vier lange Tischreihen, die aus zwei durch einen Mittelgang getrennten Tischen bestehen, an denen je etwa zwanzig Leute Platz nehmen können. Die ersten drei Tischreihen sind schon besetzt, die vierte aber noch leer. Wir wollen den hinteren Tisch reservieren und setzen uns dort auf einen der vorderen Stühle. Nach ein paar Minuten erscheint die Bundespräsidentin, lachend, fröhlich und unbefangen wie immer. Sie grüsst uns und setzt sich ohne weiteres neben uns. Wir stellen uns vor, meine Frau, ich selber, es freut sie, uns zu treffen. Sie hat sogar eine Gitarre mitgenommen und wird, wenn es gewünscht werden sollte, auch selber etwas zur Abendunterhaltung beitragen. Jetzt geht sie wieder hinaus, niemand hat sie erkannt, die Leute hier wissen nicht, dass die schweizerische Bundespräsidentin anwesend ist. Es ist noch alles ganz unklar, wir haben keine Ahnung, was jetzt weiter geschieht, was genau an diesem Abend geboten werden soll. Wir wissen auch überhaupt nicht, wie wir uns den ganzen langen Abend lang mit der Bundespräsidentin werden unterhalten können, die ja jetzt neben uns sitzt, sie ist so fröhlich und gesellig, wir hingegen schweigsam und pessimistisch.

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