Sonntag, 22. August 2010

Wir gehören zum Schiedsrichtertrio, das den Final der Fussballweltmeisterschaft leiten soll und befinden uns auf der Fahrt zum Stadion. Seltsam ist das gegangen, wir wissen gar nicht wie, jemand hat uns vor ein paar Wochen ein Horoskop gestellt, sagen wir, das geht jetzt in Erfüllung. Man hat uns gesagt, wir würden mit vielen berühmten Menschen in Kontakt kommen, das wird jetzt geschehen, wir werden vor dem Spiel die Hände der elf Engländer schütteln, das sind alles ganz berühmte Leute. Im übrigen, sagen wir zu den Kollegen, müssen wir aufpassen, es werden viele Kameras auf uns gerichtet sein und uns aufnehmen, auch wenn wir es nicht gewahr werden, also passt bitte auf. Milliarden Menschen werden uns sehen. Also nicht in der Nase grübeln. Wir sind im übrigen auch etwas komisch gekleidet, wir tragen einen Anzug, wie es sich gehört, aber über dem Hemd noch einen ziemlich schäbigen, billigen hellbraunen Pullover, der passt natürlich gar nicht zu diesem Anlass. Die gediegenen Engländer, die uns im Fernsehen sehen werden, werden entsetzt sein, wenn sie diesen Pullover sehen. Wir ziehen ihn deshalb noch aus, aber sehr elegant sehen wir jetzt auch nicht aus, wir tragen ein hellgrünes Hemd und eine dunkelrote Kravatte.

Mittwoch, 18. August 2010

Die schöne Frau ***, freisinnige Nationalrätin, ist in den USA zum Tode verurteilt worden. Wir sind in der Nähe und sehen, wie sie zu Presseleuten spricht. Das Urteil ist ganz unverständlich, ein offensichtlicher Irrtum, aber sie will es hinnehmen. Denn wie alles, was aus den USA kommt, muss auch das Rechtssystem akzeptiert werden. Sie wird in wenigen Minuten ruhig sterben, wir können sogar zusehen, man führt sie aus dem Gefängnis heraus ins Freie, die Hinrichtungen mit Gas erfolgen neuestens im Freien. Man stellt eine Schale vor ihr Gesicht, in die man das Gift giesst, das dann, wenn der Wind die Dämpfe nicht wegbläst, eingeatmet werden muss. Frau L. kriegt eine grosse Dosis Gift, aber nicht genug, um sofort zu sterben. Sie bleibt noch längere Zeit am Leben, die Ärzte lassen sie weiter in ihrem Stuhl sitzen und warten auf das Ende, das bald kommen sollte, wie man uns sagt. Wir gehen weg, kommen zu grossen Zelten, in denen eine seltsame Sportart betrieben wird. Etwa ein Meter über dem Boden sind Blachen gespannt, eine weite, unruhige, bewegliche Fläche, auf der man nun gruppenweise mit Rollschuhen fährt, eine sehr mühselige Art von Kunstlauf, der bewertet wird. Wir und andere Zuschauer befinden sich auch auf den Blachen und müssen zusehen, dass wir nicht von den ihre Künste vorführenden Gruppen überfahren werden.

Mittwoch, 11. August 2010

Wir sind Bibliotheksdiener bei einer kirchlichen Institution und liefern einer anderen Bibliothek Akten ab. Einige Dokumente bestehen aus einzelnen Kapiteln des Buches von Romano Guardini, Der Herr. Der Bibliothekar, der die Akten entgegennimmt, ist wie wir selber auch Wissenschafter und Würdenträger, kennt aber zu unserem Erstaunen den Herrn nicht und nimmt die Papiere ohne grosse Begeisterung in Empfang. Sie befinden sich im übrigen auch nicht in guter Ordung, denn jedes Kapitel ist als einzelnes Aktenstück vorhanden und nicht nummeriert. Die Seitenzahlen fehlen, die richtige Reihenfolge der Kapitel könnte nur dann hergestellt werden, wenn sich unter den Akten auch ein Inhaltsverzeichnis finden würde. Weiter übergeben wir Ausschnitte aus einer kirchlichen Zeitschrift, jeweils nur eine Spalte, auf der eine Kolumne zu finden ist von einem Pater, den wir nicht kennen. Es ist sehr fraglich, ob es Sinn macht, diese Schnipsel, die sich zwischen den Kapiteln des Herrn befinden, aufbewahren muss.

Donnerstag, 5. August 2010

Alp. Auf einer kleinen Ebene gibt es einige wenige Häuser, weiter oben haben wir in abfallendem hügeligen Gelände unser kleines Zelt aufgestellt. Als wir zu ihm zurückkehren wollten, sehen wir zunächst kleine, dann immer grössere Rüfenen, Lawinen aus Geröll und feuchter Erde, die langsam zu Tale kriechen. Wir gehen zurück, wollen die Alpbewohner warnen, die unsere Beobachtungen aber nicht so recht glauben wollen. Wir nehmen eine Schaufel und wollen rasch zurück, eine junge Frau ist nämlich im gefährdeten Gebiet, ob in unserem Zelt oder ihrem ist nicht ganz klar. Es besteht die Gefahr, dass sie verschüttet worden ist. Die Schlammlawinen sind nun viel grösser geworden und wälzen sich meterhoch talwärts, zum Zelt kommen wir niemals mehr zurück. Auf dem Weg stossen wir auf einen “Sprengmeister”, der eine grosse Sprengung vorbereitet, uns aber nicht sagen will, wann die Sprengung erfolgen wird. Er hält einen Plan in seinen Händen, faltet ihn und steckt ihn in seine Tasche. Später ergibt sich eine Schlägerei bei einem riesigen Bagger, der beim Ausbau einer Strasse verwendet wird und möglicherweise die Rüfenen verursacht hat. Wir wollen den Bagger zum Stillstand bringen, es entsteht ein Kampf unter mehreren Männern, die sich in der Baggerschaufel befinden. Die Schaufel bewegt sich, recht schnell, die Männer fliegen durch die Luft. Am Ende erscheint eine für Terrorismusbekämpfung ausgerüstete Polizeieinheit und schützt unbegreiflicherweise die Baggerführer. Wir protestieren, machen sie auf die Gefährlichkeit des Baggers aufmerksam, erhalten aber die Antwort, dass die Polizei den Auftrag habe, die bestehende Ordnung zu schützen. Die Polizisten sind schwer bewaffnet und maskiert, mit Masken in Form von Pferdeköpfen.

Dienstag, 3. August 2010

Wir haben, obwohl wir nicht Klavier spielen können, ein Konzert angekündigt. Wir wollen ein höchste Ansprüche stellendes Klavierkonzert von Alexander Skrjabin aufführen. Ein Saal ist bereit, die Aufführung soll am frühen Morgen stattfinden, an einem Werktag, vor Beginn der Arbeitszeit. Wir wissen, dass wir kläglich versagen werden, halten aber doch an der Ankündigung fest, in der vagen Hoffnung, dass uns vielleicht doch die entsprechenden Fähigkeiten noch geschenkt werden. Wir halten die Noten ständig in den Händen, können sie aber wegen ihrer Komplexität in keiner Weise verstehen. Am Tag des Konzertes versammeln sich viele Leute, vor allem auch Bekannte und Arbeitskollegen. Einige haben schon Platz genommen, andere drängen sich vor dem Eingang. Da entschliessen wir uns nun doch, die Aufführung ohne Begründung abzusagen. Das führt interessanterweise nicht zu grosser Unruhe oder Klagen, auch nicht zu hämischen Bemerkungen. Man nimmt die Absage hin und geht zur Arbeit. Wir hören nur von einer einzigen negativen Bemerkung. Eine Arbeitskollegin, von der wir nie vermutet hätten, dass sie sich für Musik interessieren würde, habe, als sie von der Ankündigung gehört habe, sehr negativ reagiert, habe gelacht und erklärt, das sei grosser Unfug. Jetzt aber erfüllt uns ein gewisser Stolz, dass wir so etwas Dummes haben machen und veranstalten können und dass viele Menschen offenbar auch geglaubt haben, es würde ein Konzert geben.