Sonntag, 27. Juni 2010

Es findet eine grosse Versammlung statt, eine Art Kongress, es geht um zentrale Staats- und Verfassungsfragen. Wir haben eine wichtige Mitteilung zu überbringen, erscheinen erst spät, nach langen Diskussionen, um Mitternacht. Im Vorzimmer empfängt man uns ehrerbietig, nimmt unseren Mantel entgegen und führt uns sogleich in den Verhandlungraum. Draussen auf der Strasse trabt dabei Kavallerie herbei, die Hufschläge widerhallen in der nächtlichen Stadt. Im Saal sitzen um einen langen Tisch vielleicht fünfzig Würdenträger, hinter ihnen stehen Diener und Sekretäre. Es sieht dies alles nach einem früheren Jahrhundert aus. Man führt uns an obere Ende des riesigen Tisches, zu den Herren, welche die Versammlung leiten. Wir sind nicht genau im Bild, kennen nicht alle Details, es scheint aber, dass wir eine wichtige Mitteilung zu verkünden haben, ein Edikt, eine Deklaration oder Proklamation, mit der sich neue Machthaber an die Untertanen wenden. Wir wissen nicht, um was es geht und wer neu an der Spitze des Staates steht. Aber der Stille im Saal, dem Ernst und der Ehrfurcht auf allen Gesichtern entnehmen wir, dass wir selber eine sehr wichtige Rolle spielen, selber wohl der neue König sind.

Keine Kommentare: