Dienstag, 6. April 2010

Hinterzimmer eines einfachen Gasthauses, Imbiss nach der Beerdigung einer alten, entfernt mit uns verwandten Tante. Neben mir sitzt ein schweigsamer, unauffälliger Mann, Onkel Robert, sagt man. Wie wir mit ihm verwandt sind, wissen wir nicht. Sicher ist, dass er zu jenen Verwandten gehört, mit denen man so wenig wie möglich zu tun haben will, zu den langweiligen, dummen Verwandten, die in einem Heim leben und der Allgemeinheit zur Last fallen. Der Onkel Robert, sagt man mir, ist einer, der nie viel redet. Er redet wirklich nicht, sondern isst mit viel Appetit vom einfachen Teller mit Aufschnitt und Salaten, der uns serviert wird. Die Mahlzeit ist schon fast beendet, als ich ihn etwas genauer ansehe. Sein verkniffenes, faltenreiches Gesicht kommt mir plötzlich sehr bekannt vor. Er sieht, dass wir ihn anstarren, und lächelt sonderbar und amüsiert. Robert, sagt er langsam nickend, ja, Robert Zimmermann. Und Bob Dylan bin ich nur, wenn ich Bob Dylan sein muss. Dann fällt er zurück in seine Heiminsassen-Existenz und redet weiter kein Wort mehr. Als sich alle verabschieden, wendet er sich nochmals zu mir und sagt mit halbwegs freundlichem Lächeln: I'll let you be in my dreams if I can be in yours.

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