Samstag, 20. Februar 2010
Als wir zur Arbeit gehen, liegt auf der Strasse gleich vor unserem Haus eine mit viel Butter bestrichene Brotscheibe. Wir glauben, dass es sich hier um eine neue Form von Protestaktion handelt, irgendetwas lief irgendwo schief auf dieser Welt, und irgendwelche Leute kamen auf die Idee, mit auf die Strassen gelegten Brotscheiben gegen dieses Unrecht zu protestieren. Nun liegt also auch hier eine Brotscheibe, denken wir, und stören uns an der vielen Butter, die auf die Scheibe gestrichen worden ist. Es liegt aber nicht nur eine Scheibe, wie wir nun sehen, es liegen viele Scheiben herum, alle paar Meter liegt eine, und auf jeder hat es kleine Berge von Butter. Das ist nun doch völlig übertrieben, denken wir, das ist eine ganz hilflose dumme Form des Protestes, die niemandem etwas nützt, es sei denn den Bewohnern dieses Quartieres, die sich damit als gute Menschen erweisen können. Sie müssen aber schon ein gewaltiges Bedürfnis dazu verspüren und eine sehr fragile Psyche haben, dass sie so viele Butterbrote auf die Strassen legen.
Freitag, 19. Februar 2010
Wir sind Mitglied eines Motorrad-Clubs geworden, einer ziemlich militärisch organisierten Vereinigung von grossen, in Leder gekleideten Männern, die alle schwere Motorräder fahren und hervorragend trainiert sind. Sie sind alle am Start zu einer Ausfahrt und erwarten nun auch von uns, dass wir mitfahren. Wir haben aber keine Ahnung vom Motorradfahren, haben auch gar kein Motorrad, sondern nur ein kleines rotes Kindervelo, das wir noch gar nicht aus der Verpackung befreit haben, wir stellen uns mit diesem Velo vor die Gruppe und versuchen, uns zu entschuldigen und von der Fahrt zu dispensieren. Man brummt und knurrt und sieht weg, übersieht uns Schwächling und Feigling und rast los, einer dicht hinter dem anderen, wir verziehen uns, zurück in ein drittklassiges, kompliziertes Hotel mit vielen Räumen voller Gepäckstücke. Es ist Reisetag, viele Zimmer werden geräumt, auch unser Gepäck ist weg, wir müssen es suchen, finden es, sollten dann aber auf die Toilette, suchen diese Toilette, geraten aber in einen Parteitag der Sozialdemokraten hinein, ein bekannter Linker ist beim Eingang in ein Gespräch verwickelt, winkt uns kurz zu. Am Ende finden wir die Toilette, eine komplizierte Einrichtung, wir pissen, sind voller Sorge um das Gepäck, das jetzt wieder unbeaufsichtigt herumsteht und verloren gehen könnte.
Donnerstag, 18. Februar 2010
Dann sind wir in einem grossen Raum mit Pulten, teils Kirche, teils Schule, neben mir ist nur ein mir unbekannter junger Fremder da, ein scheuer, trauriger Mensch, der nun auf sein Mobiltelefon einen Anruf erhält. Er werde abgeholt, sagt er, man nehme ihn wieder nach Hause. Ob ich nicht sein Geld aufbewahren könnte? Er zieht aus der Tasche ein kleines zerknittertes Bündel Noten, es sind drei Hunderternoten sowie einige ältere Banknoten, die längst nicht mehr im Verkehr sind, dabei ist auch eine Adresse. Ich sehe, dass der junge Mann in Bernina wohnt. Bevor ich etwas sagen kann, steckt er mir das Paketchen zu. Durch die Fenster sehen wir, dass ein Kleinbus vorgefahren ist, aus dem Männer steigen, sein Vater ist es, und seine Brüder, sie betreten den Saal und scheinen zu ahnen, was sich abgespielt hat. Durchsucht ihn! sagt der Vater ganz ruhig, und die stämmigen Brüder kommen auf mich zu, die Noten werden nun sicher gefunden, sie befinden sich ja in meiner leeren Hosentasche, ich werde nicht helfen können, sondern werde sie hergeben müssen.
Mittwoch, 17. Februar 2010
Es werden unserem Dienst ein paar Flaschen Champagner geschenkt, einige befinden sich in den üblichen glänzenden Geschenksäcken, zwei aber in sonderbaren alten Reisetaschen, halb Koffer, halb Rucksack. Wir nehmen die Flaschen aus den Futteralen, sie liegen dort zwischen altem Zeug, zwischen Socken und Turnschuhen, ein Regenschutz ist auch dabei. Man muss das alles wegwerfen, es ist sehr unappetitlich. Wir stellen aber fest, dass es uralte Flaschen sind, 1953 oder 1958, gewiss sehr teuer, sehr kostbar. Mein Stellvertreter und ich beschliessen, diese beiden Flaschen für uns zu reservieren, jeder soll eine nehmen. Ich hätte gerne jene Tasche, in der sich auch ein altes Portemonnaie befindet, ein dickes Portemonnaie, mit vielen Münzen. Ich versuche die Sache so zu drehen, dass mir die Tasche mit dem Portemonnaie bleibt, was mir aber nicht so recht gelingen will, da weckt mich der Wecker.
Samstag, 13. Februar 2010
Wir fahren nach Basel, zur Konsultation eines Augenarztes. Dieser ist sehr nervös, erscheint nur kurz, heisst uns warten, wir warten von zwei Uhr nachts bis vier Uhr, da erscheint endlich der Arzt wieder, es geht um eine augenärztliche Untersuchung, aber eigentlich hätten wir auch Beschwerden zwischen den Beinen in der Leistengegend. Dort sind vier grosse Nieten aus Metall sichtbar, die irgendwelche Organe zusammenhalten sollen. Wir wissen nicht genau, warum uns diese Halterung eingebaut worden ist. Der Augenarzt besieht sich diese Nieten, weiss aber nichts dazu zu sagen. Eine Tochter begleitet uns, die jüngere, die Gattin hätte ebenfalls nach Basel kommen sollen, es scheint aber ein Missverständnis gegeben zu haben, vielleicht weiss sie nicht, wo wir sind. Wir sagen das dem Arzt, dass wir eigentlich noch auf die Gattin warten. Dieser schaut uns sehr besorgt an, eilt zu seinem PC, liest dort die neuesten Nachrichten: Ja, es ist so, schrecklich, zwei Frauen sind soeben in der Umgebung des Spitals ermordet worden. Wir rufen nun die Stadtpolizei an, haben aber eine ganz schlechte Verbindung, verstehen aber doch, dass es die Gattin ist, die ermordet worden ist, man hat ihre Ausweise gefunden. Wir sagen der Polizei, um vier Uhr am Morgen, dass wir jetzt zurück nach N. fahren und zu den normalen Bürozeiten wieder anrufen würden. Wir umarmen unsere Tochter, weinen etwas und sind sehr traurig.
Donnerstag, 11. Februar 2010
Wir sitzen in einem Hochhaus auf einem Balkon, sehr hoch, vielleicht im zwölften Stockwerk, es ist nicht ganz klar, ob wir da wohnen oder nur Gast sind. Nebenan gibt es ein noch etwas höheres Haus, ein Spital mit Dachterasse, dort sehen wir einen Chinesen, der die kleine Brüstung übersteigt und sich in den Tod stürzen will. Wir winken, rufen, andere Chinesen eilen herbei, kleine kräftige Menschlein, alle gleich gekleidet, sie packen den Lebensmüden, ziehen ihn weg, erregen sich aber dabei, streiten plötzlich heftig über Dinge, die uns unklar bleiben. Jetzt sehen wir, dass sie plötzlich einen anderen Menschen über das Geländer stürzen wollen, es ist einer aus ihrer Gruppe, sie packen ihn, er zappelt verzweifelt und wehrt sich nach Kräften, kann aber nicht verhindern, dass er über die Brüstung in die Tiefe fliegt.
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