Freitag, 8. Januar 2010

Wir sind eine kleine Theatertruppe, zusammengesetzt aus Bekannten aus der Jugendzeit, und befinden uns auf dem Weg nach Schweden zu einem Gastspiel. Ein bekannter Theatermensch mit gutem Namen begleitet uns, das Stück, das zur Aufführung kommen soll, ist uns noch gar nicht bekannt, aber das mache nichts, sagt der Theatermensch, wir würden schon noch rechtzeitig eingeführt, und im übrigen gebe es fast keinen Text, die Vorbereitung sei unwichtig, wir wüssten ja alle, worauf es ankäme. Wir sehen uns plötzlich auf der Bühne, vor vielen Zuschauern, und die ersten Minuten gelingen uns ganz leidlich, es geht nur darum, langsam auf der Bühne zu erscheinen. Dann aber müsste doch gesprochen werden, ich stehe mit einer Dame bereit zu einem Dialog, habe aber keine Ahnung, was gesprochen werden sollte, einen Souffleur gibt es nicht, aber unser Leiter deutet uns an, dass der Text auf kleinen Zettelchen notiert sei, die an einem auf der Bühne aufgestellten Baumstamm hängen. Meiner Partnerin, die als Burgfräulein gekleidet ist, gelingt es, diesen Text zu finden und den ersten Satz zu formulieren, eine Frage: „Was bringst du mir?“ Jetzt muss ich, der Herr Ritter, zum Baum, wo mir der Zettel unlösbare Probleme aufgibt. Drei Schwerter, heisst es dort, und dann sind drei Farben zu sehen, blau, rot und eine weitere Farbe, die irgendwie verwischt ist und die ich nur als himmelblau interpretieren kann. Der Regisseur treibt mich an, ich trete zur Dame und sage: „Drei Schwerter, ein blaues, ein rotes und ein himmelblaues.“ Das Publikum wird unruhig, unsere Theatergrösse verwirft hinter der Bühne die Hände, es ist nicht zu fassen. Nach einigen weiteren ähnlich dummen Szenen wird die Vorstellung abgebrochen, es kann so nicht weitergehen, nichts ist bereit, wir können nichts, rein gar nichts, und wir werden von jetzt sehr mürrischen und ungehaltenen Gastgebern in unsere Quartiere geführt, in ein leerstehendes Schulhaus. Am nächsten Morgen orientiert uns der Theatermann, dass wir entlassen seien, alle, und sofort heimreisen müssten, das bedrückt uns aber in keiner Weise, wir sind sehr heiter und wiederholen auf dem Heimweg im Zug nochmals unter grossem Gelächter die missratenen Szenen, drei Schwerter, rufe ich, drei Schwerter, ich werde dafür ein paar gute Flaschen Wein im Speisewagen holen, dem Theatermenschen macht der Misserfolg auch gar nichts aus, ihn behelligen solche Sachen überhaupt nicht, wir denken am Ende, dass er den Misserfolg bewusst so provoziert hat.

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