Sonntag, 3. Januar 2010

Wir müssen in einen Wiederholungskurs einrücken und nähern uns der Kaserne. Im weiten Kasernenhof stehen Soldaten, einige werden instruiert, andere exerzieren, man grüsst mich überraschend mit der Hand an der Mütze, sobald man mich sieht, aber eigentlich kann es mich ja nicht überraschen, ich trage nämlich eine Paradeuniform wie sonst nur ein Oberbefehlshaber oder Kaiser. Ich gebe die Grüsse gnädig zurück, allerdings mit grosser Nachlässigkeit, mit der linken Hand, nicht mit der rechten. Am Eingang zum Kasernengebäude halten mich die Wachen auf und wollen mein Aufgebot sehen, dieses befindet sich aber irgendwo tief unten im Tornister. Man fragt mich nach dem Namen des Kadi, aber diesen Namen habe ich gerade vergessen, da erklärt man, jetzt wisse man, zu wem ich wolle, man führt mich durch Gänge und ein grosses Kasernentreppenhaus zu einer Türe, wo mich ein Herr von vielleicht fünfzig Jahren brummend empfängt, er wirkt wie ein Professor, ist locker gekleidet, in Zivil, und scheint keinen Wert auf irgendwelche militärischen Umgangsformen zu legen. Er zeigt sich belustigt über mein Erscheinen und fragt, ob ich eigentlich ordnungsgemäss einrücke. Ja, sage ich und versuche, selber etwas witzig zu sein, mit Gamelle und allem anderen. Man werde ja sehen, sagt er zu seinem Assistenten, ob man ihnen da eine Pumpe zugeteilt habe. Ich sage nichts weiter, bin aber zuversichtlich, dass ich den Herren dienen kann, ich bin ja wirklich nicht niemand, ich brauche das gar nicht zu sagen, sie werden es schon merken, dass ich kein Dummkopf bin. Ich sei hier übrigens beim Nachrichtendienst, sagt der Professor etwas abwesend und nachlässig, und ich finde Zeit, seinen beeindruckenden Aristokratenkopf zu studieren.

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