Donnerstag, 28. Januar 2010

Wir sind unterwegs, als Reisender, kommen an Scheiterhaufen vorbei, auf denen Menschen lebendig verbrannt werden. Man packt sie zur Verbrennung in schwarze Folien ein und bindet sie auf einer Bahre fest. An einem Ort sind zwei Menschen schon weitgehend verbrannt, wir sehen nur noch Haut- und Knochenfetzen auf dem Feuer schmoren, bei einem anderen Holzstoss ist das Feuer erst gelegt worden, wir sehen, wie sich die Folien aufblähen, erwarten das Geschrei der Eingepackten, es bleibt aber alles still.

Samstag, 23. Januar 2010

Schlachtung eines riesigen Stieres, das Tier ist enthäutet, in zwei Hälften geteilt, lebt aber noch, es liegt auf einer schrägen Fläche, ein schwerer Schenkel löst sich, rollt uns vor die Füsse, auf die nasse Erde, wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht beschmutzen, der Schenkel jedenfalls bleibt liegen und wird verdreckt. Das Tier aber bewegt sich, kriecht langsam die schräge Fläche hinauf, begleitet von einem Aufseher, wir wissen nicht, was für Aufgaben dieser hat, er ist nicht Metzger, eher eine Art Veterinär oder Inspektor. Er beobachtet, wie sich das schwere Tier selber noch hinaufschleppt, das ist gut so, denn es wäre unmöglich für einen einzelnen Mann, es zu bewegen, als es oben angelangt ist, wird es nun aber ganz getötet, mit einer Spritze. Wir beobachten, wie das übergrosse farbige helle Auge langsam erlischt, wie ein stufenlos regulierbares elektrisches Licht. Jetzt ist er ganz weg, sagt der Herr, wir sind einigermassen beruhigt, dass dieses Spektakel vorbei ist, aber wo sind wir denn, es ist eine Mischung zwischen vatikanischen Gärten und Kasernenhof, wir sehen ein grosses Tor, das aus Trümmern römischer Bauwerke errichtet worden ist.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Endloser Riesentraum, wir sind in einer Zauberwelt, überall gibt es Gefahren, lauern kleine und grosse Ungeheuer, man muss wachsam sein, aufpassen, sich immer wieder retten. Wir sind in der Nähe des Hauptsitzes einer Zauberin, die Fallen stellt und alles überwachen und kontrollieren will, aber offenbar doch nicht ganz überblicken kann. Eine Alte trägt einen schweren grossen Topf mit einer heissen Flüssigkeit und will damit Vorbeikommende begiessen. Wir kommen in Kontakt mit einer kleinen, zugänglichen Hexe, umarmen sie, wollen mit ihr verschwinden, es kommt aber nicht dazu, alles ist in Bewegung, wie in einem Computerspiel. Es ist eine bäurische, plumpe Breughel-Welt voller Winkel, Hütten, Tüchern, Gesichtern, Gestalten, Teufeln. Einmal sind wir sogar an einem Konzert, in einem kleinen Saal sitzt alles dicht gedrängt, als Warnungen kommen, es gebe vor dem Lokal Unruhen, es würden sich dort Gewalttäter zusammenrotten, die die Konzertbesucher verprügeln wollten. Wir wollen daher hinaus, durch einen anderen Ausgang. Das geht aber nicht, denn andere, die dies schon versucht haben, strömen zurück, alle nackt, willenlos ineinander verknotet. Sie sind allesamt von den übermachtigen Übeltätern vergewaltigt worden. Auch wir müssen auf eine Vergewaltigung gefasst sein, kommen aber am Ende ungeschoren davon, weil sich die Szene rasch wieder verändert, es geht weiter in diesem Stil, von Schauplatz zu Schauplatz, der Traum hört nie auf.

Freitag, 8. Januar 2010

Wir sind eine kleine Theatertruppe, zusammengesetzt aus Bekannten aus der Jugendzeit, und befinden uns auf dem Weg nach Schweden zu einem Gastspiel. Ein bekannter Theatermensch mit gutem Namen begleitet uns, das Stück, das zur Aufführung kommen soll, ist uns noch gar nicht bekannt, aber das mache nichts, sagt der Theatermensch, wir würden schon noch rechtzeitig eingeführt, und im übrigen gebe es fast keinen Text, die Vorbereitung sei unwichtig, wir wüssten ja alle, worauf es ankäme. Wir sehen uns plötzlich auf der Bühne, vor vielen Zuschauern, und die ersten Minuten gelingen uns ganz leidlich, es geht nur darum, langsam auf der Bühne zu erscheinen. Dann aber müsste doch gesprochen werden, ich stehe mit einer Dame bereit zu einem Dialog, habe aber keine Ahnung, was gesprochen werden sollte, einen Souffleur gibt es nicht, aber unser Leiter deutet uns an, dass der Text auf kleinen Zettelchen notiert sei, die an einem auf der Bühne aufgestellten Baumstamm hängen. Meiner Partnerin, die als Burgfräulein gekleidet ist, gelingt es, diesen Text zu finden und den ersten Satz zu formulieren, eine Frage: „Was bringst du mir?“ Jetzt muss ich, der Herr Ritter, zum Baum, wo mir der Zettel unlösbare Probleme aufgibt. Drei Schwerter, heisst es dort, und dann sind drei Farben zu sehen, blau, rot und eine weitere Farbe, die irgendwie verwischt ist und die ich nur als himmelblau interpretieren kann. Der Regisseur treibt mich an, ich trete zur Dame und sage: „Drei Schwerter, ein blaues, ein rotes und ein himmelblaues.“ Das Publikum wird unruhig, unsere Theatergrösse verwirft hinter der Bühne die Hände, es ist nicht zu fassen. Nach einigen weiteren ähnlich dummen Szenen wird die Vorstellung abgebrochen, es kann so nicht weitergehen, nichts ist bereit, wir können nichts, rein gar nichts, und wir werden von jetzt sehr mürrischen und ungehaltenen Gastgebern in unsere Quartiere geführt, in ein leerstehendes Schulhaus. Am nächsten Morgen orientiert uns der Theatermann, dass wir entlassen seien, alle, und sofort heimreisen müssten, das bedrückt uns aber in keiner Weise, wir sind sehr heiter und wiederholen auf dem Heimweg im Zug nochmals unter grossem Gelächter die missratenen Szenen, drei Schwerter, rufe ich, drei Schwerter, ich werde dafür ein paar gute Flaschen Wein im Speisewagen holen, dem Theatermenschen macht der Misserfolg auch gar nichts aus, ihn behelligen solche Sachen überhaupt nicht, wir denken am Ende, dass er den Misserfolg bewusst so provoziert hat.

Sonntag, 3. Januar 2010

Wir müssen in einen Wiederholungskurs einrücken und nähern uns der Kaserne. Im weiten Kasernenhof stehen Soldaten, einige werden instruiert, andere exerzieren, man grüsst mich überraschend mit der Hand an der Mütze, sobald man mich sieht, aber eigentlich kann es mich ja nicht überraschen, ich trage nämlich eine Paradeuniform wie sonst nur ein Oberbefehlshaber oder Kaiser. Ich gebe die Grüsse gnädig zurück, allerdings mit grosser Nachlässigkeit, mit der linken Hand, nicht mit der rechten. Am Eingang zum Kasernengebäude halten mich die Wachen auf und wollen mein Aufgebot sehen, dieses befindet sich aber irgendwo tief unten im Tornister. Man fragt mich nach dem Namen des Kadi, aber diesen Namen habe ich gerade vergessen, da erklärt man, jetzt wisse man, zu wem ich wolle, man führt mich durch Gänge und ein grosses Kasernentreppenhaus zu einer Türe, wo mich ein Herr von vielleicht fünfzig Jahren brummend empfängt, er wirkt wie ein Professor, ist locker gekleidet, in Zivil, und scheint keinen Wert auf irgendwelche militärischen Umgangsformen zu legen. Er zeigt sich belustigt über mein Erscheinen und fragt, ob ich eigentlich ordnungsgemäss einrücke. Ja, sage ich und versuche, selber etwas witzig zu sein, mit Gamelle und allem anderen. Man werde ja sehen, sagt er zu seinem Assistenten, ob man ihnen da eine Pumpe zugeteilt habe. Ich sage nichts weiter, bin aber zuversichtlich, dass ich den Herren dienen kann, ich bin ja wirklich nicht niemand, ich brauche das gar nicht zu sagen, sie werden es schon merken, dass ich kein Dummkopf bin. Ich sei hier übrigens beim Nachrichtendienst, sagt der Professor etwas abwesend und nachlässig, und ich finde Zeit, seinen beeindruckenden Aristokratenkopf zu studieren.

Samstag, 2. Januar 2010

Wir werden, als Dichter, aufgenommen in eine grössere Kommune, die sich unter anderem auch mit verlegerischen Aktivitäten befasst. Wir hoffen auf einen Durchbruch, müssen aber sehen, dass ein grosser Text bis auf wenige lächerliche Zeilen zusammengestrichen wird, die man nun in einer Anthologie als Gedicht publizieren will. Wir werden nicht richtig ernst genommen, was sich auch beim Essen zeigt, wo es sehr kommunenmässig zu und her geht, auf mehreren Tischen stehen vielerlei Teller, und von von überall her wurden Stühle zusammengetragen und um die Tische gestellt. Man sitzt eng zusammen, unter vielen Kindern, für uns hat es auch einen Teller, man zeigt uns unseren Platz, es fehlt allerdings ein Stuhl, man hat offenbar keinen mehr gefunden, sagt uns nun aber, wo allenfalls noch einer zu finden wäre und schickt uns, ihn zu holen. Wir finden ihn, er ist aber riesig und kann fast nicht durch die kleinen Türen gebracht werden, der Transport ist unbequem und zwingt viele, die bereits essen, wieder zum Aufstehen.