Mittwoch, 5. November 2008

Wir haben um neun Uhr eine Sitzung in Zürich, gleich beim Bahnhof, im Landesmuseum, wir arbeiten aber irgendwo in den Alpen, in einer schönen Gegend, an einem Bergsee. Es ist schon 8.45 Uhr, und wir könnten den Zug, der um neun Uhr fährt, noch erreichen. Wir wären dann um 9.40 Uhr in Zürich und könnten gewiss noch an der Sitzung teilnehmen, die voraussichtlich lange dauert. Wir suchen noch die Unterlagen zusammen, was uns nur teilweise gelingt, denn wir haben sie in mehreren Mäppchen verteilt, die nicht alle auffindbar sind. Da erscheint ein Herr, eine vornehme Erscheinung, weisshaarig, schlank, hochgewachsen, und sagt, er würde gerne einige Worte an uns richten. Wir sind überrascht und geehrt und sagen, wir müssten an eine Sitzung, hätten aber schon einige Minuten Zeit. Wir könnten, so überlegen wir, auch noch den nächsten Zug nehmen, der gemäss Taktfahrplan um 9.30 Uhr fährt, auch um 10.10 Uhr wäre es uns noch immer möglich, an der Sitzung teilzunehmen. Der Herr bittet uns, einige Schritte mit ihm zu gehen, an eine besonders schöne Stelle, von der aus die hohen Berge, die den See umgeben, am besten zu sehen sind. Er trägt eine Tasche mit Büchern, in welcher wir auch eine Champagnerflasche bemerken, mit dickem Zapfen und vergoldetem Papier um den Flaschenhals. Er macht eine Bemerkung zum wunderbaren Panorama, und sagt dann zu uns, dass er uns nur habe sagen wollen, wie sehr sie unsere Arbeit schätzen würden. Wer sind sie? Es muss sich wohl um einen sehr konservativen, sehr elitären Klub handeln, vielleicht um Herren, die das Erbe von Ernst Jünger pflegen und verwalten. Das ist schon alles. Der Herr verabschiedet sich höflich und bezeichnet uns beim Abschied als Herrn Doktor Lauterburg, den wir nicht sind und auch nicht kennen. Die Champagnerflasche, auf die wir eigentlich gehofft hatten, bleibt in der Tasche.

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