Montag, 24. November 2008

Wir müssen pissen, gehen allein auf ein primitives, baufälliges Pissoir, es gehört zu einem Bauerngut, und besteht aus drei kleinen, durch Bretter abgetrennten Gruben. Wir benutzen die äusserste der drei Gruben, ein Mann kommt und will neben uns pissen, er gleitet aber auf der Erde aus, stürzt und versinkt im weichen Brei, wir lassen ihn liegen, müssen aber, um nicht auch zu Fall zu kommen, direkt über die Bretter ins Freie steigen, über eine weitere Grube, die mit Brettern gedeckt ist. Diese Bretter sind nicht befestigt, geraten ins Rutschen, Jauche tritt hervor, wir springen noch rechtzeitig weg, verursachen aber nun eine Riesensauerei. Der Bauer, dem der Hof gehört, rennt herbei, in grösster Wut, er beschuldigt aber seinen Sohn, packt ihn bei den Füssen und schlägt ihn mehrmals mit voller Kraft auf den Boden. Wir erklären ihm todesmutig, dass der Sohn unschuldig sei, dass wir den Schaden angerichtet hätten, der Wütende lässt seinen Sohn liegen und kommt nun langsam auf uns zu. Rühr mich nicht an, sagen wir. Das macht Eindruck, es scheint, als habe der Bauer seinen Zorn bereits an seinem Opfer ausgelassen und lasse uns in Ruhe, so sicher ist das aber nicht, er steht kochend vor Zorn vor uns, es ist ungewiss, wie die Sache ausgeht.

Mittwoch, 19. November 2008

Es sieht alles ganz nach Weltuntergang aus, wir sind Soldat, gehören zu einer Gruppe, die in einer düsteren Kriegslandschaft noch ausgebildet wird, um uns liegen überall Tote, von Mänteln und Tüchern bedeckt, ein Offizier lässt uns auf Scheiben schiessen. Als besonders gute Ausbildungsmethode hat es sich bewährt, vor die Scheibe einen dreiteiligen Karton zu stellen, wer seine schräg gestellten Seiten trifft, macht besonders viele Punkte. Der Offizier lässt uns auf diese Scheibe schiessen, später geht es im Laufschritt durch die Urlandschaft, es gibt Wasser, Sand, über einem grösseren Gewässer Berge, von diesen Bergen her hören wir eine starke Explosion, das ist vielleicht die Artillerie, sagt unser Führer. Wir müssen uns hinlegen, in den Sand, liegen ganz flach, aber auf dem Rücken, unvorsichtigerweise, denn jetzt überfallen uns blitzschnell schlanke, sehr grosse, halbnackte Stammeskrieger und richten ihre Lanzen auf uns, es sind lange elegante Lanzen, die zerbrechlich wirken und nicht im Krieg eingesetzt, sondern eher zu zeremoniellen Zwecken verwendet werden können, jetzt aber genügen sie jedenfalls gewiss, um uns zu töten, wir liegen da, über uns diese Lanzen, und sind offensichtlich verloren.

Samstag, 15. November 2008

Wir nehmen an den Weltmeisterschaften teil, stehen am Start zum 5000-Meter-Lauf. Es wird in zwei breiten Bahnen gestartet, in einer ersten Bahn, der Innenbahn, laufen acht Finalisten, in einer zweiten Bahn, der Aussenbahn, wieder acht Läufer, wobei die Gruppen erst nach einer Runde zusammengeführt werden. Das Tempo ist sofort unerhört schnell, es ist das Tempo von 400-Meter-Läufern. Wir wundern uns, dass wir es mithalten können. Wir können es sogar sehr gut mithalten, laufen etwa in vierter Position, und machen uns nun Gedanken über die noch zu laufenden Runden, wir wissen nicht mehr genau, wieviele es sind und rechnen es nun aus, es sind insgesamt zwölfeinhalb Runden.

Mittwoch, 12. November 2008

Wir sind Soldat in einer Festung. Sie ist an ein Felsplatau angebaut, mehrstöckig, mit kleinem Grundriss, es gibt kein Treppenhaus, nur mit schmalen Treppen verbundene Zimmer. In den unteren Zimmern, in denen wir Dienst haben, liegen die Kommandoräume. Die Zentrale wird von einem glatten milchig-weissen Kubus gebildet, er ist rechteckig und von der Grösse eines Bettes. Der Dienst ist leicht, es hat noch nie gefährliche Situationen gegeben, jetzt aber herrscht eine gewisse Spannung, es gibt tatsächlich einen Alarm, der allerdings wegen der langen Friedenszeit nicht richtig funktioniert. Man muss sich sicherheitshalber auch mündlich verständigen, man schreit, dass sich alle auf die Gefechtsstation begeben müssten. Wir sollten in einen der unteren Räume, beschliessen aber zu fliehen, weil wir etwas Grosses erwarten und uns dort nicht sicher fühlen. Zusammen mit einem Kameraden steigen wir auf die Zinne und von dort auf die Felsen. Wir beobachten, wie sich vom Himmel her langsam ein glühender Gegenstand nähert. Es sieht aus wie ein Benzinfass. Das Fass dringt lautlos durch die schweren Decken und versinkt in der Tiefe der Festung. Wir rennen nun weg, erwarten eine gewaltige Explosion, diese aber erfolgt nicht. Wir kommen später an den Fuss des Felsplateaus, dort gibt es Strassen und Häuser, und das Leben geht seinen gewohnten Gang.

Montag, 10. November 2008

Wir nehmen an einem Lauf teil, den wir überraschend und mühelos gewinnen. Wir kommen als erster auf eine Anhöhe zur Marke, die im Boden eingelassen ist und die man berühren muss. Unser Sieg kommt für uns selber überraschend, da wir schon am Vormittag einen Lauf bestritten haben. Später ergeben sich kleinere Probleme beim Duschen, wir haben nur ein kleines Handtuch bei uns, keinen Dusch-Gel, keinen Kamm. Man hilft uns aber aus, gibt uns eine Seife. Wir sind auch der Erste im Duschraum, streichen uns Seife ins Haar, stellen die Brause an.

Mittwoch, 5. November 2008

Wir haben um neun Uhr eine Sitzung in Zürich, gleich beim Bahnhof, im Landesmuseum, wir arbeiten aber irgendwo in den Alpen, in einer schönen Gegend, an einem Bergsee. Es ist schon 8.45 Uhr, und wir könnten den Zug, der um neun Uhr fährt, noch erreichen. Wir wären dann um 9.40 Uhr in Zürich und könnten gewiss noch an der Sitzung teilnehmen, die voraussichtlich lange dauert. Wir suchen noch die Unterlagen zusammen, was uns nur teilweise gelingt, denn wir haben sie in mehreren Mäppchen verteilt, die nicht alle auffindbar sind. Da erscheint ein Herr, eine vornehme Erscheinung, weisshaarig, schlank, hochgewachsen, und sagt, er würde gerne einige Worte an uns richten. Wir sind überrascht und geehrt und sagen, wir müssten an eine Sitzung, hätten aber schon einige Minuten Zeit. Wir könnten, so überlegen wir, auch noch den nächsten Zug nehmen, der gemäss Taktfahrplan um 9.30 Uhr fährt, auch um 10.10 Uhr wäre es uns noch immer möglich, an der Sitzung teilzunehmen. Der Herr bittet uns, einige Schritte mit ihm zu gehen, an eine besonders schöne Stelle, von der aus die hohen Berge, die den See umgeben, am besten zu sehen sind. Er trägt eine Tasche mit Büchern, in welcher wir auch eine Champagnerflasche bemerken, mit dickem Zapfen und vergoldetem Papier um den Flaschenhals. Er macht eine Bemerkung zum wunderbaren Panorama, und sagt dann zu uns, dass er uns nur habe sagen wollen, wie sehr sie unsere Arbeit schätzen würden. Wer sind sie? Es muss sich wohl um einen sehr konservativen, sehr elitären Klub handeln, vielleicht um Herren, die das Erbe von Ernst Jünger pflegen und verwalten. Das ist schon alles. Der Herr verabschiedet sich höflich und bezeichnet uns beim Abschied als Herrn Doktor Lauterburg, den wir nicht sind und auch nicht kennen. Die Champagnerflasche, auf die wir eigentlich gehofft hatten, bleibt in der Tasche.

Montag, 3. November 2008

Wir sind frisch eingezogen, in eine neue, moderne Wohnung, die zwei Etagen hat. In einem der unteren Räume hören wir sehr deutlich Gespräche, es scheint, dass die Lärmisolation sehr schlecht ist. Später hören wir auch das laute Knarren eines Bettes, man macht Liebe, das ist klar. Wir hören genau hin, wollen den Orgasmus der Nachbarn mitbekommen. Es ist aber nichts zu hören, das Knarren hört auf, es scheint, dass die Nachbarn sehr diskrete Leute sind und beim Lieben keine Laute von sich geben. Später wird es aber ungemütlich, wir schlafen in einem oberen Zimmer neben der Gattin auf einer Matratze. Ein unheimlicher Eindringling erscheint, steht stumm neben dem Bett. Wir können uns nicht rühren, liegen gelähmt und müssen wehrlos die weitere Entwicklung abwarten.