Donnerstag, 28. August 2008
Wir nehmen an einem grossen Marathon teil, an einem von diesen Volksläufen mit zehntausend Teilnehmern, kommen aber zu spät zum Start, anderthalb Stunden zu spät, rennen dann gleichwohl los, sehr zuversichtlich, mit hohem Tempo. Wir glauben, dass wir wohl schon bald die ersten Läufer einholen werden und dann laufend weitere überholen könnten, das wäre gewiss schön. Die Strecke ist aber schlecht signalisiert, und es gibt überall Stangen, an denen unten ein kleines Dreieck die Richtung angibt. Wir müssen das Tempo immer wieder drosseln und sind am Ende nicht mehr sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Mittwoch, 20. August 2008
Dann übergibt man uns verschiedene kleine, sehr schöne, teure Gegenstände, es sind Geschenke von unserer Lieblingstante, der aus unserer Sicht reichen Tante N., Kostbarkeiten, die sie nicht mehr benötigt. In einem Etui finden wir ein kleines Büchlein, in Gold und Leder gearbeitet. Wir denken zunächst, dass es nur ein Schmuckstück sei, das nichts enthält, sehen dann aber, dass es auf jeder Seite wunderbare Ornamente enthält, auf dem gleichen dunkelblauen Hintergrund sind die verschiedene, rätselhafte, orientalische Muster zu sehen. In einem weiteren Schatzkästlein finden wir eine wiederum sehr fein gearbeitete, reich verzierte Brieftasche, in der wir zu unserem Erstaunen viel Geld finden, verschiedene Noten, die wir sogleich, im Kreise der am Fund sehr interessierten Familie, zu zählen beginnen. Es sind beinahe tausend Franken, die Tante hier vergessen hat. Wir diskutieren nun die Frage, ob sie das Geld wirklich vergessen hat, oder ob sie es vielleicht sogar absichtlich in der Brieftasche versteckt hat, als eine zusätzliche Überraschung. Alles ist möglich, wir entschliessen uns am Ende, mit einigem Bedauern und Widerstreben, der reichen Tante den Fund mitzuteilen und ihr das Geld anzubieten.
Sonntag, 17. August 2008
Wir reisen mit einer Gruppe im Zug durch ein endloses und tristes Osteuropa, die Reise dauert noch zwei Wochen, wir möchten sie aber gerne unterbrechen, wenn möglich schon bei der nächsten Station, ganz gleich wo das ist. Man sagt uns, dass wir das ohne weiteres könnten, die Gruppe würde ja, nach einem Besuch in Paris, auf dieser Strecke in einer Woche wieder vorbeireisen. Der Zug wird langsamer, wir bereiten uns auf das Aussteigen vor, fahren über eine grosse Brücke, sehen uns um, es ist Prag, stellen wir mit Erleichterung fest. In Prag bleiben wir natürlich gerne einige Tage. Der Zug fährt in einer grossen Schlaufe durch ein wunderbares, prächtiges Zentrum voller vergoldeter Bauten. Das goldene Prag! Wir passieren einen riesigen Dom, der aus mehreren, ineinander verschachtelten Kirchen und Türmen besteht, fahren dann an einer langen goldenen Mauer voller Statuen und Malereien entlang, dann geht es nochmals über eine grossartige Brücke, und nach einem weiteren riesigen Platz erreichen wir den Bahnhof. Wir steigen aus, gehen weg, aber ohne uns genügend über den Fortgang der Reise zu informieren, wir stellen fest, dass wir den Anschluss an die Gruppe wahrscheinlich kaum mehr schaffen werden.
Mittwoch, 13. August 2008
Es ist ein Essen im Gang, eine Zusammenkunft wichtiger Leute, man redet mit uns, will Dinge besprechen, hat Dinge schon besprochen und will jetzt weiter verhandeln. Wir aber verstehen nichts, begreifen den Sinn des Gesagten nicht, wissen auch nicht, wer da am Tisch sitzt und mit uns spricht. Es müssen wichtige Bekannte sein, vielleicht Diplomaten, Geschäftsleute, Politiker. Wir gehen einfach weg, ohne zu antworten und setzen uns später wieder hin. Wir benehmen uns im weiteren sehr ungeschickt, nehmen von einer Platte fast alles auf unseren Teller, sehen dann aber, dass zwei Damen neben uns gerne auch noch etwas genommen hätten, reichen ihnen nun die Schale, die aber bis auf die Reste von einem einzigen grossen Ravioli leer ist und natürlich auf keinen Fall mehr hätte gereicht werden dürfen. Die vornehmen Damen sind sprachlos, klagen ihr Missgeschick einer weiteren Dame, die hinzutritt, es ist dies eine Arbeitskollegin, die viel in diesen höheren Kreisen verkehrt.
Dienstag, 12. August 2008
Der Boden ist mit einem schmutzigen grauen Spannteppich bedeckt, der ein Muster aufweist, das schwarze Katzenpfoten zeigt. Die Wände sind von Tüchern verhüllt, damit man die fleckigen weissen Tapeten nicht sieht. Wie konnte das nur kommen, wie hat sich das ergeben, dass wir nun nach so vielen schönen Jahren in N. wieder in unsere alte Wohnung zurückkehren müssen. Ich weiss nicht, wie das kam, meine Gattin hatte das so entschieden, aufgrund irgendwelcher Unruhen, Wünsche und Zwänge. Wir sind nun angekommen, mit einer ersten Ladung von Sachen, und beginnen uns einzurichten. Die Katzen sind noch am alten Ort zurückgeblieben und sollen erst kommen, wenn die guten alten vertrauten Möbel irgendwie aufgestellt sind. Aber was ist nun mit dem Balkon? Der grosse schöne Balkon, der doch immerhin in früheren Zeiten ein Lichtblick gewesen war, ist nicht mehr da, er ist verbaut worden. Die Balkontüre, die sich kaum schliessen liess (immer diese Türen, die sich nicht schliessen lassen), führt in eine andere Wohnung. Eine andere Partei hat ihre Wohnung so aus- und umgebaut, dass unser Balkon in ein Zimmer umgewandelt worden ist, ein wüstes Zimmer, mit Kissen, Matrazen, Spielsachen, alten Stühlen, einem Kindertisch. Und in der Höhe dreht sich ein grosses Wasserrad, eine Art Spielzeug, und daneben raucht eine kleine Heizung. Es ist nicht ganz klar, wie sie funktioniert, es ist ein Holzfeuer, denn ein beissender Rauch erfüllt das Zimmer und dringt über die undichten Türen auch in unsere Wohnung. Entsetzlich. Aber die Sache ist abgemacht und beschlossen, es gibt kein Zurück mehr. Immerhin, sagt meine Gattin, hast du jetzt ein grösseres Zimmer. Das mag wahr sein, aber bezieht sich wohl nur auf einige Zentimeter. Das Zimmer ist etwas grösser, ist aber nun auch weniger benutzbar, denn meine Gattin will den Fernseher neu in den Gang stellen, also direkt vor die Zimmertür. An ein ruhiges Arbeiten in diesem Zimmer ist nun nicht zu denken, in dieser neuen Wohnung wird es wohl überhaupt kein ruhiges Arbeiten mehr geben.
Montag, 4. August 2008
G. ist ausser sich, sie hat eine Gruppe von Schwarzen in der Wohnung, es sind Asylbewerber, acht oder zehn, die aus unerfindlichen Gründen bei uns für eine Nacht aufgenommen werden müssen. Warum ist das so, fragen wir. G. will gar nicht reden, die Männer können im Wohnzimmer schlafen, am Boden, die Katzen haben ein eigenes Zimmer erhalten, die Töchter bleiben oben, in der Nacht können wir wie gewohnt nicht schlafen, gehen unruhig herum, kommen zur Haustüre, dort tritt eine Frau ein, etwas verwirrt, sie hat offenbar die Türe verwechselt, weiss nicht, wo sie ist, weiss auch nicht, wo sie hingehört, sie sollte irgendwo schlafen können. Wir sagen ihr, dass es ganz ungünstig sei, bei uns zu bleiben, die Wohnung sei überfüllt mit Schwarzen. Nein, sagt sie, das mache nichts, das sei ihr gerade recht, und schon ist sie unter diesen Schwarzen und macht Liebe mit einem, wir gehen wieder hinauf, müssen nun erst recht sehen, dass die Töchter nicht nach unten gehen.
Freitag, 1. August 2008
Wir treiben, schiffbrüchig, im Meer, das Land ist irgendwo in Sicht, eine Rettung aber sehr schwierig, eigentlich aussichtslos. Da sehen wir, weit draussen, einen riesigen Dampfer frei in der Luft schweben, es hat ihn aus dem Wasser gehoben, eine ungeheure Naturerscheinung bewirkt das, eine breite gewaltige schäumende Welle, die langsam unter dem Ozeanriesen durchzieht und auf uns zukommt. Wir glauben, dass wir verloren sind, geben aber der Gattin noch Anweisungen, Augen zu, Mund zu, Vorsicht beim Atmen, keinen Schaum einatmen. Die Welle kommt, ein strudelndes Gebirge, sie erweist sich aber als erstaunlich harmlos, wir werden von ihr getragen, und unsere Lage ist nun weniger gefährlich als vorher im offenen Meer, wir werden sanft an Land gespült, in einen grossen alten verlassenen Bahnhofkomplex, wo natürlich alles unter Wasser steht. Wir treffen dort auf andere Menschen, es sind Beamte, Teilnehmer einer Konferenz, wir stehen herum, bis zur Brust im Wasser, stellen uns aber einander vor, wie wenn wir auf einem ordentlichen Empfang wären. Ich verfasse einen kleinen Text, eine Einladung zu einem Apero, der stattfinden soll. Die Einladung wirkt aber sehr ungeschickt, es steht Aperitiv anstatt Apero, aber neu schreiben kann man die Einladung nicht mehr, das ist sehr peinlich, ich frage nach Frau C., einer Kollegin, man erklärt mir, dass sie sehr nervös sei, sie habe schreckliche Probleme mit ihren Büchern.
Abonnieren
Posts (Atom)