Wir wohnen in einer Reihenhaussiedlung im Erdgeschoss. Über uns gibt es weitere Stockwerke, und am Ende der Siedlung auch ein Bauernhaus. Unser schwarzer Kater Gary hat die offene Wohnungstüre benützt, um zu verschwinden. Wo ist er? Wir suchen zuerst im Treppenhaus, dann draussen. Ich bleibe ruhig, ich weiss, dass er gerne den Bauernhof besucht. Dort sei er oft, sage ich den Nachbarn, die im Treppenhaus schwatzen. Er habe dort eine Beziehung zu einem Schaf. Im Bauerhaus sind aber weder Tiere noch Menschen zu sehen, es ist abgeschlossen. Ich gehe um das Haus zu einem grösseren Vorplatz. Dort sitzt Gary in aller Ruhe und betrachtet den Verkehr auf der sehr belebten Strasse, die er schliesslich sogar überquert. Auf der anderen Strassenseite begegnet er jetzt aber einem grossen Bären. Er flieht nicht, sondern lässt sich beschnuppern und betatschen. Ich habe Angst um ihn und nebenbei auch um mich. Ich habe eine Kellertüre unseres Hauses geöffnet, einen Spalt breit, und erwarte dort den gewiss bald fliehenden Kater. Der ist aber jetzt gepackt worden. Ich sehe nicht genau, was der Bär mit ihm macht. Er scheint ihn zu quälen und zu schütteln. Ich höre, wie er dazu immer wieder ein dummes Sätzchen sagt. «Bei de nasse Fudel.» Zwanzigmal, sagt er, wolle er das machen, eigentlich mache man das hunderfünfzigmal. Und hoffentlich habe er gute Nieren. Schliesslich lässt er Gary liegen und verzieht sich. Der eigensinniger Kater, der sich leicht hätte retten können, bewegt sich nicht mehr. Wenn er noch lebt, werde ich mit ihm zum Tierarzt gehen müssen.
Dienstag, 8. Juli 2025
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