Letzter Tag eines Wiederholungskurses irgendwo
in der Ostschweiz. Grosses Drucheinander, alle packen ihre Siebensachen,
überall wird geputzt. Ich bin auch am Zusammensuchen meiner Kleider und
Ausrüstung. Ich weiss schon, dass ich zuviele Dinge habe, die sich keinesfalls
so packen lassen, dass ich sie tragen kann. Beim Hauptverlesen, das in einigen
Stunden stattfinden wird, müsste ich aber alles auf mir haben. In der
Unterkunft weist man mich darauf hin, dass neben meiner Liegestelle noch einige
Konfettis am Boden verstreut sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese
von mir kommen, ich war an keiner Fasnacht. Man verlangt aber, dass ich sie
zusammenwische, obwohl in wenigen augenblicken sowieso das ganze Kantonnement
geputzt wird. Ich hole also Besen und Schäufelchen, knie nieder und putze.
Dabei erscheint eine junge Frau vom Sicherheitsdienst und schaut streng auf
mich hinab. «Ist es interessant», frage ich sie frech. Sie gibt keine Antwort.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass mir noch gewissen Unannehmlichkeiten
entstehen werden.
Dann
zeigt man mir, oben auf einem hohen Gestell, ein Paar von meinen schweren
Schuhen, die ich ganz vergessen hatte, und sagt mir, ich solle diese bitte noch
herunterholen solle, was, wie sie meinen, eine Unmöglichkeit ist. Ich nehme
aber den Besen und kann mit dem Stiel die Schuhe erreichen und so verschieben,
dass sie herunterfallen. Aber was mit den Schuhen anfangen? Ich kann sie
keinesfalls mehr auf die Packung binden und werde sie irgendwo draussen stehen
lassen müssen und nach dem Abtreten noch zu mir nehmen. Aber wo? Einfach auf
dem Trottoir, irgendwo, wo man sie nicht gleich sieht? Oder in einer Beiz in
der Nähe? Ich irre weiter herum, unentschlossen, sollte aber jetzt dringend
packen. Ich komme, im Freien, zu einem Buffet, wo viele Salate und andere kalte
Speisen vom Küchendienst als letzten Imbiss angeboten werden. Es ist ein
Selbstbedienungsbuffet, das schon von vielen besucht worden ist. Es hat keine
Schalen mehr, die man mit den Speisen hätte füllen können. Ich frage das
Bedienungspersonal, das mir schliesslich hilft und eine Schale herbeischafft.
Ich trete zum Buffet, muss dort aber noch eine Weile warten, weil eine sehr
energische Dame lange mit ihrer Auswahl zögert. Dann aber schöpfe ich mir
selber die ganze Schale voll, es wird mehr, als ich essen kann. Ich setze mich
auf eine der lange Bänke, neben zwei Frauen, die sich angeregt unterhalten,
einer jungen, einfachen, ländlichen Schönheit und ihrer älteren Schwester. Eine
Frau vom Personal nähert sich mir und erklärt, eine Messung hätte ergeben, dass
meine Portion vierzig Franken kosten würde. Das interessiert auch die beiden
Schwestern. Mich wundert der hohe Preis nicht, im Gegenteil. Ich sage, wenn man
auch den Aufwand, den der Küchendienst hatte, berechnen würde, wären es noch
viel mehr. «Von Sträflingen!» rufe ich, gleichzeitig wie meine junge
Banknachbarin. Alle lachen, ich aber bin bestürzt und auch entzückt. Wie kann
eine Frau die genau gleichen Gedanken haben wie ich? Ist sie mit mir
geistesverwandt? Ich möchte sie unbeding kennenlernen und frage sie, was sie
mache. Ihre Schwester antwortet für sie. Sie sei Vertreterin für Pfannen und
Pfannendeckel. Ist dies ein Witz? Ich erfahre es nicht mehr, ich erwache.
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