Uns
träumte einiges, wie immer leicht Verrücktes, es blieb uns eine Weile präsent,
wir dachten, wir müssten es nicht aufschreiben, wir würden es am Abend noch im
Kopfe haben, aber es entfiel uns. Nein, es entfiel uns nicht ganz, wir hatten
eine Prüfung zu bestehen, im Zivilschutz, und hatten aber den schönen Ordner
mit dem Prüfungsstoff verlegt. Wir suchten ihn, aber es war ziemlich
aussichtslos, jetzt noch etwas lernen zu wollen. Es war ja zwanzig vor Sieben,
und um Sieben war die Prüfung, und zwar in einem Gebäude, das gut eine
Viertelstunde weg war. Wir machten uns aber nicht weiter Sorgen, und als wir
wieder auf die Uhr schauten, war es schon fünf vor Sieben. Es lief uns da also einiges
schief, aber es schien uns nicht weiter schlimm zu sein, die Sache liess sich gewiss
noch in Ordnung bringen. Der Zivilschutz war keine allmächtige Organisation,
allerdings auch keine, die man total vernachlässigen konnte. Es war peinlich,
wenn man die Prüfungen nicht bestand, und niemand würde das verstehen.
Donnerstag, 31. Januar 2019
Dienstag, 22. Januar 2019
Wir
fahren auf einer grossen Fähre, die Griechenland mit Rom verbindet, aus den
Ferien zurück. W. bleibt noch etwas in Griechenland, zusammen mit den Kindern.
Auf der Fähre trifft die Nachricht ein, dass eine andere Fähre gesunken sei,
mit über tausend Menschen an Bord, unter ihnen seien auch 360 Schweizer
Soldaten, die auf dem Weg zu einem Auslandeinsatz in der Türkei waren. Alle
sind tot. Auf dem Schiff herrschen Trauer und Entsetzen. Mir fällt ein, dass auch
ein Freund meiner Tochter eben auch für diesen Dienst einberufen worden war. Ich
würde gerne die Familie benachrichtigen, sie werden das alles sicher erst in
einigen Tagen erfahren. Die Fähre erreicht den Hafen und fährt mit geöffneter
Ladefläche mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit durch ein enges Hafenportal. Ich
habe kein Gepäck, sollte aber immerhin den Pass bei mir haben. Ich suche aufgeregt
diesen Pass und finde ihn in der Hosentasche, an Land werde ich nun kommen, aber
wie kann ich jetzt telefonieren.
Als
wir erwachten, erholten wir uns lange nicht von diesem Schreck und glaubten,
dass wirklich etwas passiert sei, vielleicht auch mit der Familie. Wir wären
nicht erstaunt gewesen, wenn jetzt das Telefon geklingelt hätte mit einer bösen
Nachricht, aber es klingelte nicht. Wir gingen ins Wohnzimmer und schauten uns alle
fünfzig Sender an, aber auch dort war nichts Auffälliges zu sehen. Wir gingen
wieder zu Bett, konnten aber nicht einschlafen und entwarfen noch eine
Erklärung des Bundesrates für den Fall, dass 360 Soldaten bei einem
Fährenunglück im Mittelmeer ums Leben kommen würden.
Samstag, 12. Januar 2019
In
einem Buch, das ich gewiss seit vierzig Jahren nicht mehr geöffnet habe, finde
ich Briefmarken und Banknoten, unter anderem eine Tausendernote. Hochbeglückt
begrüsse ich diese Verbesserung meiner Finanzen, muss dann aber sehen, dass es
sich um ausländisches Geld handelt, um praktisch wertlose Überbleibsel von
Reisen. Und die Briefmarken sind zwar, wie alle alten Briefmarken, ehrwürdig
und schön, aber auch von sehr kleinem Wert.
Donnerstag, 10. Januar 2019
Ich
nehme an einem Marathonlauf teil und halte mich sehr gut, laufe nur etwa 100
Meter hinter den Spitzenläufern. Die Strecke führt zum Teil über Waldwege, auf
denen es nasse Stellen gibt, richtige Tümpel, bei denen die Läufer bis zu den
Knöcheln im Schlamm versinken. Es ist nicht zu sehen, was geschieht, wenn hier
der Rest der vielen Teilnehmer durchkommt und wir zum zweiten oder dritten Mal
hier diese Stelle passieren. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich, als unsere
Spitze auf ein zweites grosses Teilnehmerfeld mit langsamen Läufern trifft, die
auf der gleichen Strecke unterwegs sind und sich nun mit uns vermischen. Dann,
nach 22 Kilometern, so erklären unsere weltbesten Läufer, soll eine Pause
gemacht werden. Alle halten an und nehmen ein Sandwich aus dem mitgeführten
Rucksack. Auch ich habe einen Rucksack mitgeführt, er wiegt 5,1 Kilogramm.
Nötig wäre das nicht gewesen, denn wir kommen in einen Raum, der bis an die
Decke mit dicken Sandwiches angefüllt ist, die aus grossen Broten gemacht
worden sind. Keiner der vielen Läufer nimmt eines, alle haben ihre eigene
Verpflegung. Was wird wohl am Schluss der Veranstaltung mit diesen vielen
Broten geschehen?
Dienstag, 1. Januar 2019
Wir
erinnern uns plötzlich daran, dass wir ja vor einem halben Jahr in den
Gemeinderat von N. gewählt worden sind, aber sonderbarerweise noch nie
Unterlagen oder eine Einladung zu einer Sitzung erhalten haben. Hat man uns
ganz vergessen oder will man uns nicht im Gemeinderat haben, weil wir ja nicht
mehr in N. wohnhaft sind? Wir entschliessen uns, der Gemeindeverwaltung
anzurufen und uns zu erkundigen. Zuerst aber suchen wir noch in unseren
Papieren, die sich wie immer in einer gewissen Unordnung befinden. Wir finden
die Wahlresulate, und sehen, dass wir gewählt worden sind. Unsere Partei besass
drei Sitze im Gemeinderat, und alle Bisherigen hatten wieder kandidiert. Wir
hatten daher niemals damit gerechnet, gewählt zu werden, und eine Anfrage der
Partei, die noch einige Personen brauchte, um die Liste aufzufüllen, positiv
beantwortet. Dass ein nicht mehr in der Gemeinde wohnhafter Bürger kandidieren
kann, war möglich, aber auf jeden Fall ganz unüblich. Jetzt aber sind wir
gewählt worden, befinden uns auf der Liste der Partei auf dem zweiten Platz,
mit grossem Abstand auf die zwei anderen Bisherigen. Wie ist das zu erklären?
Haben wir noch immer einen so guten Namen? Aber jetzt finden wir auch eine
Mitteilung der Verwaltung, die nach dem Wahlsonntag erschienen war. Es heisst
dort, wir hätten auf die Annahme der Wahl verzichtet. Das haben wir
offensichtlich gemacht, aber sogleich vergessen. Jetzt sind wir froh, dass die
Angelegenheit geregelt worden ist, haben aber doch ein schlechtes Gewissen
gegenüber den vielen Wählern, die uns die Stimme gegeben und uns den beiden
anderen Kandidaten vorgezogen haben.
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