Wir sind mit hohen Herren in einer
Kirche, in einer von diesen grossen
schönen katholischen Kirchen in der Ostschweiz. Es ist Mittag, es steht ein
Essen bevor, mit geladenen Gästen, und um 14 Uhr soll es dann einen feierlichen
Gottesdienst geben. Einer der Herren, es ist der Vizepräsident des
Nationalrates, eröffnet mir so nebenbei, dass ich für die Predigt vorgesehen
sei. Ich akzeptiere diesen Auftrag selbstverständlich, so wie ich ja immer alle
Aufträge akzeptiere, auch wenn ich sehe, dass ich keine Vorbereitungszeit mehr
habe. Ich muss selber am Essen teilnehmen und werde mir höchstens während des
Essens ein paar Überlegungen machen können, wahrscheinlich nicht einmal
Notizen. Ich habe keine Ahnung, wie das herauskommen wird, habe aber auch keine
grosse Angst. Es wird schon gut gehen! Es fällt einem ja immer etwas ein! Und es
kommt im übrigen ja gar nicht so darauf an, was ich sage. Ich finde gerade noch
Zeit, die Kanzel zu inspizieren, ich gehe hinauf und sehe, dass es dort sehr eng
ist. Es gibt einen Tisch und einen alten Ledersessel, der am Boden
festgeschraubt ist. Er ist so plaziert, dass man auf der Kanzel gar nicht
stehen kann, sondern nur sitzen, und erst noch auf eine sehr bequeme Art. Von
einem solchen Sessel aus wird man auch problemlos eine Predigt halten können,
die ankommt. Jetzt ruft man mir von unten, der Hausmeister und der
Sicherheitsverantwortliche sind erbost, dass ich es gewagt habe, die Kanzel zu
besteigen. Ich entgegne, dass ich die Kanzel inspizieren müsse, weil ich ja die
Predigt halten würde. Man knurrt und erlaubt mir widerstrebend den Besuch. Als
ich erwache, beschäftige ich mich in halbwachen Zustand noch längere Zeit mit
dem Traum. Ich versuche, eine Predigt zu entwerfen und gerate dabei zu
verschiedenen Witzen und eleganten Bonmots und frage mich, ob es wohl zulässig wäre,
sie in die Predigt einzubauen und die Zuhörer zum Lachen zu bringen.
Donnerstag, 2. März 2017
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