Donnerstag, 19. Januar 2017

Wir sind unterwegs, in der Stadt, in der wir aufgewachsen sind. Wir tragen unsere blaue Daunenjacke, die wir gerne haben und uns immer so gut gegen die Kälte schützt. An der Stadthausstrasse kommen wir zu einem bekannten Glaceverkaufsladen. Wir öffnen die schmale Türe und treten in das kleine Geschäft. Es ist leer, wir sehen nur eine Küche, die sauber aufgeräumt ist und nicht benutzt wird. Wir wollen schon wieder gehen, enttäuscht darüber, dass es keine Glace gibt und wir auch die junge Verkäuferin nicht sehen. Wir gingen hier nämlich früher vorbei und sahen eine grosse Schönheit. Wir wollen schon wieder hinausgehen, da öffnet sich eine Tür, es ist die grosse Schönheit, die hier offenbar in einem kleinen Nebenraum wohnt. Es ist hier gewiss nicht sehr bequem und offenbar auch nicht gut geheizt, denn sie trägt eine grosse blaue Daunenjacke, genau die gleiche, die auch uns einhüllt. Was wir wollten, fragt sie ganz freundlich. Wir hätten nur gerne eine Glace gekauft, sagen wir. Das Geschäft sei geschlossen, sagt sie, es sei eben nur während der Ferienzeit geöffnet. Das sei sehr schade, sagen wir, und wollen schon wieder gehen. Wir zögern einen Augenblick, überwinden unsere gewaltigen Hemmungen und ergreifen die Gelegenheit, um zu versuchen, mit dem dunkelhaarigen Engel ins Gespräch zu kommen. Sie habe aber eine schöne Jacke, sagen wir ihr, auf die Gefahr hin, lächerlich zu erscheinen und hinausgewiesen zu werden, und fügen sogar noch hinzu, dass wir ja vielleicht einiges gemeinsam haben könnten, wenn wir doch die gleiche Jacke tragen würden. Sie lächelt ganz wunderbar, ist guter Laune und zugänglich. Wir fassen noch mehr Mut und fragen sie, ob sich nicht etwas hinauskommen und mit uns spazieren wolle. Ja, sagt sie, gerne, und kommt sogleich mit. Ich kann mein Glück kaum fassen, gehe nahe eben ihr, wir berühren uns leicht, ich umfasse sie mit der rechten Arm, wir plaudern ganz munter und problemlos, ein leichtes süsses Gespräch. Es bahnt sich etwas an, etwas ganz Erstaunliches, denken wir, sehr Seltenes, sehr Ungewöhnliches, ein vollkommenes Verständnis aller Dinge des Lebens.

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