Samstag, 3. Januar 2015

Unsere Abteilung bezieht neue Büroräumlichkeiten. Alle haben ihr Arbeitsplätze in einem grossen hohen Raum, der durch zwei Meter hohe Stellwände unterteilt ist. Man sieht sich also nicht, wird aber sicher alle Gespräche hören. Ich bekomme ein Büro mit Blick ins Freie, darf neben einem hohen Glasfenster sitzen, das die ganze Wand einnimmt. Das Glas ist aber mit weissen Mustern abgetönt, damit man von aussen nicht hineinsehen kann. So ganz unsichtbar werden wir aber doch nicht sein, vor allem, wenn wir das Licht anzünden. Mein Büro ist gross, ich muss  es aber vorläufig mit einer externen Expertin teilen, einer grossen blonden schönen Frau. „Muss ich jetzt hier leben?“ sage ich bei der Begrüssung, worauf sie herzlich lacht, wie über einen verblödeten Bürokraten, der nach dreissig Jahren zum ersten Mal sein Büro wechseln muss und daher ganz verwirrt wird. Ich lache auch und versuche, die böse Überraschung zu verbergen. Wie soll ich hier arbeiten können? Und wird mich die Blondine stören? Hat sie viele Telefonate, und wird sie hier vielleicht Besprechungen abhalten? Ich hoffe, dass sie viel abwesend sein wird. Der Frau bin ich offenbar nicht völlig unsympathisch, sie scheint sogar einen gewissen Respekt vor mir zu haben und möchte vielleicht, angesichts des besonderen Rufes, den ich als tüchtiger und kompetenter Wissenschafter habe, gerne mit mir in Kontakt kommen. Vielleicht hat sie sogar die Verteilung der Arbeitsplätze extra so angeordnet, dass sie mit mir einen Raum teilen kann.

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